Lässt man einmal das persönliche Gusto vollkommen außer Acht, so muss man dennoch - entweder neidvoll oder -los - eingestehen, dass jedes musikalische Genre seine Vorreiter bzw. Ausnahme-Artisten hat. Im Falle des Roots Rock bzw. so genannten Americana ist eine dieser Bands seit nunmehr etwa sieben Jahren die aus Austin, im US-Bundesstaat Texas stammende The Band Of Heathens. Diese Truppe hatte von Beginn an immer das gewisse Etwas, das sie von anderen Combos abhob. Und nachdem bisher sämtliche mir bekannten Alben überzeugen konnten, war ich bereits sehr gespannt auf das neue Werk "Sunday Morning Record".
Und im Besonderen, weil mir die letzte Studioproduktion "Top Hat Crown & The Clapmaster's Son" bisher nicht vor die Lauscher kam, war ich gespannt, wie die Band sich im Studio nach dem 2009er Abgang des Gründungsmitglieds Colin Brooks schlagen würde. Okay, um gar nicht lange um den Busch herum zu klopfen, kann ich bereits hier attestieren, dass auch die vierte Studioplatte der Texaner durchaus geglückt ist. Nicht nur das Songwriting, sondern auch das Feeling, mit dem die insgesamt elf Tracks gebracht werden, fließen schlicht erhebend und wohltuend aus den Boxen in die eigenen vier Wände.
Der Opener "Shotgun" verbreitet ein leichtes Eagles-Feeling, zu der Zeit als die Kalifornier noch in der Lage waren, Klasse-Alben wie "Desperado" zu schreiben und einzuspielen. Und um mal bei den Vergleichen zu bleiben, hat "Girl With Indigo Eyes" einen ganz leichten Byrds-Touch, nämlich einen aus deren psychedelisch angehauchter Phase. Aber das ist auch alles keine Schande, denn wenn man genau hinhört, hat sich noch nie ein aufnehmender Künstler seinen Inspirationen vollkommen verschließen können.
Sehr stark kommt die Roots-Ballade "Caroline Williams", bei der die Band einmal mehr ihre geballte Songwriting-Fähigkeit ausspielt. Okay, für Song Nummer drei kann es jetzt ruhig mal ein bisschen rockiger werden. Das ist bei "Miss My Life" (mit klasse Honky Tonk-Piano) allerdings dann doch nur ansatzweise der Fall. Was der Nummer aber nichts von ihrer Klasse nimmt. Die bereits schön geradeaus nach vorne gehenden Strophen münden schließlich in einen feinen Mitsing-Refrain, der sich ziemlich schnell ins Langzeit-Gedächtnis frisst.
Das Album bleibt bis zum Schluss in gemäßigteren bzw. Midtempo-Bereichen, ohne große Ausschläge nach oben oder unten. Dies allerdings auf ziemlich hohem Level. Es mag wohl sein, dass es dadurch nicht ganz so variabel wie frühere Werke ausgefallen ist, aber bezüglich des Songwritings und der Umsetzung der enthaltenen Titel haben sich die beiden verbliebenen Gründungsmitglieder Ed Jurdi und Gordy Quist auch hier kaum was zu Schulden kommen lassen. Und mit dem abschließenden "Texas" wird dann auch noch mal eine kleine Perle aus dem Hause The Band Of Heathens offenbart.
Vermisse ich Colin Brooks denn nun auf "Sunday Morning Record"? Ja, durchaus. Aber obwohl seine Nicht-Anwesenheit sehr schade ist, so ist sie auch nicht wirklich so dramatisch, dass die neue Platte dadurch wesentlich schwächer ausgefallen wäre. Zugegebenermaßen empfinde ich sie als nicht ganz so stark wie One Foot In The Ether, aber jede weitere Kritik (wie vielleicht mein Wunsch nach einem schnelleren, rockigeren Stück) ist dann schon Jammern auf hohem Niveau.
Letzten Endes kann deshalb auch "Sunday Morning Record" ohne Gewissensbisse empfohlen werden!
Line-up:
Ed Jurdi (guitars, keyboards, percussion, vocals)
Gordy Quist (guitars, lap steel, percussion, vocals)
Trevor Nealon (keyboards, percussion)
Richard Millsap (drums & percussion)
With:
Ryan Bowman (upright & electric bass - #1,2,4,5,8-11)
Joshua Zarbo (bass - #3)
Nick Jay (bass - #7)
George Reiff (guitar - #5, additional fuzz bass - #9)
Ricky Ray Jackson (pedal steel - #8)
Tracklist |
01:Shotgun
02:Caroline Williams
03:Miss My Life
04:Girl With Indigo Eyes
05:Records In Bed
06:Since I've Been Home
07:The Same Picture
08:One More Trip
09:Shake The Foundation
10:Had It All
11:Texas
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