Barclay James Harvest / Welcome To The Show
Welcome To The Show Spielzeit: 79:48
Medium: CD (& Zusatz-DVD)
Label: Eclectic (Universal Music), 2006 (1990)
Stil: Pop Rock

Review vom 09.11.2006


Ralf 'Jogi' Ruhenstroth
Der Nachfolger von Face To Face erschien im Jahr 1990. Drei Jahre lagen zwischen den beiden Veröffentlichungen, und ich habe keine Ahnung, ob der Band einfach die Ideen ausgegangen waren oder ob man sich zu Gunsten der eigenen Entspannung auf den erreichten Lorbeeren ausruhen wollte.
Ich hatte es schon mehrmals angesprochen, dass sich Barclay James Harvest im Laufe der vielen Jahre stilistisch verändert hatten. Die Formation war längst als Schmuserock-Combo in aller Munde, und kein Mensch verband mit der Musik von BJH progressive Töne mehr. Die waren mit Woolly Wolstenholme einfach verschwunden. Auf dem kommerziellen Markt räumten BJH in den Folgejahren bis eben 1990 richtig ab. Also gab ihnen bis dato der Erfolg recht. "Welcome To The Show" war im Grunde genommen der Anfang vom Ende. Es folgte nochmals eine ausgedehnte Tour, und das Scheibchen verkaufte sich auch recht ordentlich. Aber schon der Nachfolger "Caught In The Light" brachte mit seinen Auswirkungen auf die Musikszene einen deutlichen Riss in der bis dato tadellosen Karriere mit sich. Es sollte wohl einfach nicht mehr klappen.
Alles bis auf die bekannte Wurst hat eben ein Ende, und so schauen wir uns noch mal das wirklich letzte erfolgreiche Album von BJH an. Aufnahmetechnisch natürlich aller erster Güte machte man für meinen Geschmack da weiter, wo man mit "Face To Face" aufgehört hatte. Auf "Welcome To The Show" befinden sich hinreißende Kompositionen wie zum Beispiel "Lady McBeth". Ganz wie Shakespeares Drama ist es dann nicht geworden, aber nett anzuhören. Und mit "Cheap The Bullet" wurde auch noch mal recht zünftig und melodisch gerockt. Dabei ist der Gesang stets in seiner sanften Art und Weise vorhanden geblieben.
Der Einfluss simpler Popmusik ist auf dieser Scheibe zwar vorhanden, wurde im Gesamtergebnis dann aber doch zu Gunsten mehr oder weniger sphärischer Klänge verdrängt. So zum Beispiel auch in "John Lennon's Guitar", einer gelungenen Hommage an den großen Beatle. Und so gehen die Erinnerungen an die legendären Abbey Roads ins Ohr und lassen einen in vergangenen Zeiten schwelgen.
Über weite Strecken besinnen sich BJH auf "Welcome To the Show" noch mal auf ihre alten Stärken und bieten überwiegend ruhige Songs, die sich innerhalb kürzester Zeit zu echten Ohrwürmern entwickeln konnten. Das zwischendurch auch mal die härteren Gitarrenriffs ausgepackt wurden, tut der Sache dabei keinen Abbruch.
Dieser Re-Release ist allerdings mit seinem Bonus-Material interessant. Da gibt es drei Live-Aufnahmen vom 16.02.1992 aus dem Londoner Town And Country Club. Vor allen Dingen der "Poor Man's Moody Blues" erinnert an die ganz großen und populären Zeiten der Band. Der geht zurück an die Wurzeln und macht noch heute richtig Spaß.
Für mich ist die Story BJH mit "Welcome To the Show" eigentlich auch beendet worden. Ich habe Zweifel, ob die Band hier und heute noch mal zu solchen Glanzleistungen imstande wäre/ist. Das Album aus 1990 geht als professionelles und ausgebufftes Werk einer mit allen Wassern gewaschenen Formation durch. Die besten Zeiten hatten BJH allerdings zu diesem Zeitpunkt schon hinter sich. Die drei Bonus-Tracks sind eine Menge Wert, da auch der Sound richtig klasse ist. In der Gesamtdiskografie ist diese Platte allerdings ohne jede Bedeutung.
Line-up:
Les Holroyd (bass, guitars, vocals)
John Lees (guitars, vocals)
Mel Pritchard (drums)
Tracklist
01:The Life You Lead (3:49)
02:Lady McBeth (4:35)
03:Cheap The Bullet (4:29)
04:Welcome To The Show (4:15)
05:John Lennon's Guitar (5:41)
06:Halfway To Freedom (4:37)
07:African Nights (5:26)
08:Psychedelic Child (3:41)
09:Where Do We Go (5:09)
10:Origin Earth (4:57)
11:If Love Is King (6:02)
12:Shadows On The Sky (5:25)

Bonus-Tracks:
13:John Lennon's Guitar (Live 16.02.92) (8:17)
14:Alone In The Night (Live 16.02.92) (5:53)
15:Poor Man's Moody Blues (Live 16.02.92) (7:18)
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