Hoch über dem Rheintal nahe der Loreley, gibt es ein schmuckes Örtchen mit knapp 600 Einwohnern, 19 Straßen und einer Kneipe. So jedenfalls der Stand vor zwei Jahren. Außerdem verrät die Statistik, dass es ca. 50 Männer im Alter zwischen 50 und 60 Jahren gibt. Einer davon heißt Uli Schneider und was es mit ihm auf sich hat, gibt es hier zu lesen. Artikel vom 13.10.2006 Ilka Czernohorsky        Ulli Heiser

Jeder Mensch braucht mal Urlaub vom Alltag und so verschlug es uns dieses Jahr, des Rieslings wegen, an Mosel und Rhein, um den König der Weine zu ehren.
Da RockTimes-Redakteure nun mal anders als Andere sind und auch im Urlaub nie ganz dienstfrei haben, war klar, dass wir uns den Besuch bei Uli Schneider nicht entgehen lassen würden. Über ihn und sein privates Beatles-Museum lasen wir in einem Prospekt über den Rhein-Lahn-Kreis, der in unserer Ferienwohnung herum lag.

Gar nicht so sehr weit weg, nämlich in Köln, befand sich bis 1999 das 'große' Beatles-Museum, welches seit 2000 in Halle an der Saale seinen Sitz gefunden hat und mittlerweile die
weltweit größte öffentliche Einrichtung zum Thema Beatles ist.

So umfangreich ist Ulis private Sammlung natürlich nicht, aber wer jetzt denkt, da hat einer seine Beatles-Scheiben und alten Bravo-Hefte auf dem Wohnzimmertisch liegen, irrt. Neben seinem Haus gibt es einen zweistöckigen Anbau und darin befinden sich drei Räume sowie ein vollgestopfter Treppenaufgang. Sogar die Toilette ist im 60er Jahre Stil designt. Im Empfangsraum wurden wir mit einem Glas Sekt begrüßt (man beachte, dass Uli keinen Eintritt verlangt!) und als Häppchen gab es Erdbeer-Leckereien, nicht ohne zu erfahren, dass der Song "Strawberry Fields" nun aber rein gar nichts mit Erdbeeren zu tun hat.

Uli ist in seinem Element, um uns so viel als möglich über 'seine Band' zu erzählen. Dabei ist es Samstagnachmittag 16 Uhr und die Führung sollte 2,5 Stunden dauern. Als ob man an einem Samstag nichts besseres zu tun hätte, als zwei Touristen durch sein Haus zu führen, kein Geld dafür zu verlangen und auch noch Sekt und Naschwerk zu spendieren. Dass wir keine 'normalen' Touristen sind, sondern einen kleinen Bericht über sein Hobby schreiben wollen, wusste er zu dem Zeitpunkt noch nicht. Also Hut ab vor dem symphatischen, angegrauten, langhaarigen Mann.

Was sich an Exponaten (ca. 1000) angesammelt hat, ist beachtlich. Noch interessanter sind aber die Geschichten und Anekdoten, die er zu erzählen hat. Seien es nun die 'geheimen' Botschaften, die angeblich im "Abbey Road"-Cover zu deuten sind, die Story, dass es in den USA kein Verbrechen gab, als die Pilzköpfe dort in einer Sendung auftraten, weil auch alle Gangster der Musik lauschten - Uli kommt aus dem Reden nicht heraus. Er spricht über Brian Epstein, Stuart Sutcliffe und Klaus Voormann; er fragt, zeigt, schwärmt und hat etwas in den Augen, was man bei allen Menschen sieht, die ehrlich und mit Begeisterung hinter einer Sache stehen: Ein Glitzern und Glänzen und man spürt, die Beatles sind sein Leben.

Mit "She Loves You" fing es 1963 bei ihm an und 1997 entschloss er sich, ein Museum zu eröffnen. Nachdem Uli nämlich im Kölner Museum sah, dass er viele der ausgestellten Sachen selbst zu Hause hatte, war klar, dass er anbauen musste. Toll, dass mitten im Ort ein Schild steht, welches den Besuchern den Weg zu seinem Domizil weist. Ich kann mir vorstellen, dass da nicht jeder Gemeinderat mitspielt. Auch am Wohnhaus prangt ein Schild und es weht die britische Fahne.

Seinem 'Lieblingsbeatle' John Lennon ist ein extra großer Bereich reserviert. John wurde nicht alt, dafür wurde aber am 18. Juni 2006 ein Song wahr: Paul McCartneys "When I'm Sixty-Four". Logisch, dass Uli da eine Feier organisierte. Keine kleine übrigens, denn dem SWR1 war das einen Bericht aus und über das Museum wert und zusammen mit Uli Schneider wurde in Gemmerich eine Geburtstagsparty veranstaltet. Moderiert wurde die Veranstaltung von Bob Murawka und wer anders sollte für die Musik verantwortlich sein, als die Beatles Revival Band?

Es war wohl ganz schön was los in der Gemeinschaftshalle und wenn Paul gewusst hätte, wie sein Geburtstag hier gefeiert wird... wer weiß.
In Köln trafen Uli und Paul schon mal aufeinander und haben miteinander gesprochen. »Er hat mir versprochen, eines Tages nach Gemmerich zu kommen und mich und mein Museum zu besuchen.«
Seine Geburtstagsparty hat er zumindest aber verpasst.

Impressionen der Veranstaltung
When I'm Sixty-Four - Ein Song wird wahr, 18.06.2006

        

        

        

Ganze Schulklassen pilgern in Ulis Museum, um Bilder, Platten, Zeitungsausschnitte, Kaugummibildchen, Spiel- und Armbanduhren, Originale, Raritäten und Kuriositäten zu bestaunen. Vielleicht erfolgt der Anstoß von den Lehrern, aber wie wir erfahren, sind die Kids schon erstaunt zu sehen, wie aus den anfangs doch sehr antiquitiert aussehenden Beatles mit den kurzen Haaren dann langhaarige 'Rockstars' werden. Gebannt wird dann der Musik gelauscht, so Uli, und was uns positiv erstaunte, ist Ulis Einstellung auch und gerade zur heutigen Musik. Natürlich fragt er die Kinder und Jugendlichen nach deren Lieblingskünstlern. Wen immer sie auch nennen, Uli will ihnen ihre Helden nicht schlecht reden, oder sie zu Beatles-Fans machen; er sagt, wichtig ist, dass jeder seine Idole hätte, die uns (Alten) ja nicht gefallen müssen. Wir hätten auch unsere Idole gehabt und haben sie vielleicht noch.

Ich weiß nicht, ob uns Schulklassen lesen, aber wer von unseren Lesern immer mal in die Loreley-Ecke kommt: Ein Abstecher nach Gemmerich ist eigentlich Pflicht. Nur vorher anrufen und einen Termin ausmachen, denn Uli nimmt sich viel Zeit, um euch seine musikalische Welt zu zeigen.

Uns hat das Schreiben des Artikels auf jeden Fall mächtig Lust auf etwas Beatles-Mucke gemacht. "Hey Jude", "Let It Be", "Helter Skelter", "Revolution"... das muss jetzt einfach sein!