Das österreichische Quartett Been Obscene geht in die zweite Album-Runde. Nach The Magic Table Dance heißt es jetzt "Night O'Mine". Dann wollen wir doch sehr gerne am nächtlichen Treiben einer Stoner Rock-Band teilnehmen, die bereits mit ihrem Debüt für Wellen in der internationalen Szene des Genres gesorgt hatte.
Bei Been Obscene hat es keine Veränderungen ím Line-up gegeben und so kann man rein von der Papierform her sagen, dass die Stimmung in der Gruppe aus Salzburg immer noch sehr gut ist. Die nächtliche Fahrt der Combo ist vielschichtig und irgendwie lassen sich ihre musikalischen Fantasien gar nicht in nur einem Stil-Strang bündeln.
Der Hörer stellt in den gut sechsundfünfzig Minuten von "Night O'Mine" fest, dass ihr Stoner Rock (bleiben wir mal großzügig bei diesem Stil) eine globale Angelegenheit geworden ist. Been Obscene hat es verstanden, ihre eigenen Duftmarken auszubauen. Wie es nun mal bei einer, auch vom Coverbild her, ziemlich dunklen Sache so ist, wird einzelnen Songs ein etwas düsteres Ambiente verpasst. Der Hang zu schönen Melodien haftet der Band allerdings an den Schuhsohlen wie Kaugummi und das ist auch gut so.
Die Combo zeigt Reife und die spürt man in jedem Bit der Scheibe. Hypnotisch, psychedelisch, hart rockend, klassisch-retro, acid, dunkel-schön und mit magnetischer Wirkung ist die Platte ausgefallen. Oh, wie wunderschön ist "The Run" geworden. Unbeschreiblich, wie man sich auf ein Terrain begibt, auf dem man auch leicht ausrutschen kann, aber Been Obscene verfügt über eine eingebaute Selbstsicherheit, die sie nicht ins Stolpern bringt. Fast andächtig schleichen sich die Töne und der Gesang in die Gehirnwindungen. Dieses Stück ist so herrlich und irgendwie mag man die Been Obscene-Nacht. Wie ein geschickt gestricktes Drehbuch eines Psycho-Thrillers baut die Gruppe von einem zärtlichen Beginn unter dem fahlen Licht und verwischten Schatten einer Straßenlaterne, die Wärme spendet, einen sich langsam steigernden tonalen Dialog mit den menschlichen Nervenzellen sowie Wahrnehmungen auf. Es gibt eine heftige Phase, in der die Gitarren deutlich auf Moll getrimmt sind und man hat das Gefühl, auf der Flucht vor dem Nichts zu sein. Dann entspannt sich die Situation und das Schmeicheln der Gefühle des Hörers wird, wie am Anfang, wieder aufgenommen. So hört sich das Stück an, ohne auf die textliche Aussage der Nummer geachtet zu haben. "The Run" ist aus meiner Sicht das Highlight der Scheibe.
Damit geht allerdings nicht die Absicht einher, die anderen Kompositionen schlecht dastehen zu lassen. Im Gegenteil, Been Obscene kann auf diesem Niveau auch durch die anderen Stücke überzeugen.
Ein instrumentaler Track wird ja fast schon zur Tradition. Da sind den Vorstellungen des Hörers keine Grenzen gesetzt. Das Kopfkino wird in "Memories In Salvation" ganz besonders aktiviert. Nach einem herrlichen Gitarren-Intro geht einem die Melodie schon nicht mehr aus dem Kopf und zum Schluss gibt es mit "Alone" den Mitternachts-Blues. Der Track ist leider keine achtzehn Minuten lang. Man hatte schon auf eine tolle Jam-Session gehofft, wozu die Band bestimmt auch in der Lage ist. Nach sieben starken Minuten ist das Stück zu Ende und es folgen zehn Minuten Stille. Ganz am Ende steht als Abgesang ein schräg gesungenes Been Obscene-Requiem der Nacht.
Die Österreicher haben mit "Night O'Mine" ein spannendes Abenteuer eingespielt und die Vielschichtigkeit der Arrangements lassen die Scheibe im Player dauerrotieren. Durch diese CD schafft sich Been Obscene mit breit ausgestreckten Ellbogen einen Platz in den vorderen Bereichen der europäischen Stoner Rock-Szene.
Line-up:
Thomas Nachtigal (guitar, vocals)
Peter Kreyci (guitar)
Philipp Zezula (bass)
Robert Schoosleitner (drums)
Tracklist |
01:Endless Scheme (6:56)
02:Snake Charmer (7:40)
03:Cut The Rope (3:23)
04:Apathy (3:49)
05:Night O'Mine (5:18)
06:The Run (6:21)
07:Memories In Salvation (4:48)
08:Alone (18:10)
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