Bill Bourne / Boon Tang
Boon Tang Spielzeit: 52:16
Medium: CD
Label: Cordova Bay Music/Gem Buzz Records, 2007
Stil: Folk, Worldmusic

Review vom 27.11.2007


Norbert Neugebauer
"No Woman No Cry" - mit dem bekannten Bob Marley-Song beginnt das neue Solo-Album des kanadischen Barden und das könnte auch im übertragenen Sinn für weite Teile des Albums "Boon Tang" stehen. Bill Bourne hat aus seinen vielen musikalischen Partnerschaften die beiden Sängerinnen Eivør Pálsdóttir (zu hören auch schon auf dem Vorgänger Voodoo King) und Laurelle für diese Produktion unter eigener Leitung ins Studio geholt.
Und beide prägen mit ihren Stimmen den Sound maßgeblich mit. Was allerdings meist meinen Geschmack nicht trifft und das gilt auch für die gesamte CD. Mit "Boon Tang" bewegt sich Mr. Bourne in verschiedenen weltmusikalischen Bereichen, die er adaptiert, zuweilen auch vermischt. Bei einigen Songs begibt er sich auf orientalische Pfade und dann wird's für meine Ohren schon sehr anstrengend - um nicht zu sagen qualvoll.
Das gilt auch für das Marley-Cover, das er als Folk-Song ohne Reggae-Rhythmus interpretiert. Unabhängig davon, dass mir bislang keine andere Version begegnet ist, die es mit dem charismatischen Original aufnehmen könnte, ist hier Bournes Geheul in Verbindung mit dem Gesäusel von Frau Pálsdóttir unerträglich. Das ist einfach Leichenfledderei an der Ghetto-Ballade.
"The Gift", der zweite Titel, ist Bourne pur. Nur sein Bariton, dazu die gezupfte Stahlsaitengitarre und der Verzicht auf jegliche akustische Schönfärberei. Genau das Gegenteil von "The Terror Time", bei dem sich die faröer Muse zu sitarähnlichen Klängen auf der Slide-Gitarre zu Vokalmanirismen zwischen Bollywood und Nornengesang schraubt. Der Text des Originals von Ewan McColl ist zwar abgedruckt, aber richtig gesungen wird kein einziges Wort. Dafür entschädigt der fröhliche Folksong "Roll River Roll", bei dem erstmals die Kanadierin Laurelle sehr schöne Vocals beisteuert. Zur Gitarrenbegleitung gibt's noch eine Flöte. Der Titelsong ist eine Fortsetzung von "The Terror Time", nur, dass diesmal Bourne selbst stimmlich mitmischt und seine Landsfrau die Sirene mimt. Das Wechselbad setzt sich mit "Rain" fort, diesmal werden die Folk-Tunes und die sonore Lead mit leicht schrillen Harmony-Vocals kontrastiert, was immerhin interessant klingt.
"Open Up Your Hand" ist ein angenehmes Duett mit leichtem Folk-Pop-Flair zwischen Bourne und der Frau von der Atlantik-Insel. Auf einen Cross-Over-Alleingang begibt sich der Protagonist mit "Search The Conversation", der Mix aus afrikanischer Marimba und keltischer Fiddle kommt reichlich schräg daher. Mit "For Lovin' Me" covert Bourne solo seinen Landsmann Gordon Lightfoot. Dann folgt mit "Grail Song" der nächste Titel, bei dem der Hauptakteur nur orientalisch jault. Gut, dass dann noch "Pie And Ice Cream" im akribisch-lockeren Salegy-Sound den offiziellen Abschluss bildet. Nach fünf Schweigeminuten ertönt ein namenloser Instrumental-Bonus, bei dem Bourne ein spanisch inspiriertes Stück auf den Steel Strings intoniert.
Keine Ahnung, welchen Kundenkreis der Mann mit dem Zylinder mit dieser Misch-Produktion ansprechen will. Das Folk-Klientel hat sicher so wie ich größere Probleme damit, für Worldmusic-Fans dürfte es ebenfalls kein reines Hör-Vergnügen werden, zu unterschiedlich ist "Boon Tang" doch ausgefallen. Als einziges uneingeschränktes Genussmittel bleibt Bournes meisterliches Gitarrenspiel.
Allerdings soll das keine generell abwertende Beurteilung sein. Das soundmäßig hervorragende Album trifft halt nicht meine Erwartungen und mein Wohlfühlzentrum, das sich sonst von der Musik dieses Künstlers sehr angesprochen fühlt. Deshalb soll nicht unerwähnt bleiben, dass "Boon Tang" für die Western Canadian Music Awards nominiert wurde. Für Bourne-Fans ist deshalb Antesten angesagt!
Tracklist
01:No Woman No Cry
02:The Gift
03:The Terror Time
04:Roll River Roll
05:Boon Tang
06:Rain
07:Open Up Your Hand
08:Search The Conversation
09:For Lovin' Me
10:Grail Song
11:Pie And Ice Cream
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