Biomechanical / Cannibalised
Cannibalised Spielzeit: 51:12
Medium: CD
Label: Earache, 2008
Stil: Prog Thrash

Review vom 06.01.2008


Andrea Groh
Auf dem Death Metal- und Grindcore-Label Earache kommt eine CD, die als 'Progressive' eingestuft wird? Dann stehen da noch Warnungen wie »caution: extreme listening« und »can you survive cannibalised?« dabei. Wie passt denn das? Unglaublich aber wahr, dies ist alles berechtigt.
Wer Progressive Metal mit Bands wie Dream Theater oder Queensryche verbindet, wird jedoch einen Schreck bekommen. Dies ist eher Richtung Emperor, Strapping Young Lad oder Meshuggah. Alles zusammen auf einmal und noch mehr, als hätte jemand diese Elemente in einen Mixer gesteckt und lässt diesen nun mit hoher Geschwindigkeit laufen. Hier passiert in fünf Minuten mehr als bei manchen anderen Bands in einer halben Stunde, stellenweise in Hyperblast-Tempo. Für Fans des 'normalen' Prog gibt es immerhin zwei ruhigere Songs, "Breathing Silence" und "Through Hatred Arise", diese will ich auch als Anspieltipp zum Einsteigen empfehlen.
John K., der Initiator des Ganzen ist auf einem Foto mit einer Zwangsjacke hinter Gittern abgebildet, wahrscheinlich handelt es sich um dieselbe, in der auch schon Devin Townsend gesteckt hat. Denn die Aussage, mit dem Pfad zwischen Genie und Wahnsinn trifft auf beide zu, wobei Biomechanical eine Ecke finsterer herüberkommen, dafür aber weniger Industrial-Einflüsse haben.
Die Band wurde 2001 von John K. (den Nachnamen verheimlicht er, aus welchen Gründen auch immer) gegründet und sie haben bereits zwei Alben veröffentlicht ("Eight Moons" / 2002 und
The Empires Of The Worlds / 2005). Doch John K., der auch zwischenzeitlich einmal bei Balance Of Power und Deceptor gesungen und Keyboard gespielt hat, verließ diese anderen Projekte und erstrebte die totale Kontrolle über Biomechanical als sein Projekt und alle anderen Musiker stiegen aus.
Rasch fand er in Jonno Loge (drums), Gus Drax sowie Chris van Jaydon (beide Gitarre) und Adrian Lambert (ex-Dragonforce) am Bass kompetente neue Mitstreiter, um seine Vorstellung von einer überdrehten Mischung aus Metal, Soundtrack und Science Fiction umzusetzen. Für den Mix konnte er Chris Tsangarides (u.a. Judas Priest) gewinnen.
Auf "Cannibalised" geht es um den Niedergang der Menschheit, die so beschäftigt ist mit gesellschaftlichen Problemen wie Beziehungen und Geld, dass sie keinen Blick für wirkliche Probleme wie Kriege, Hunger und Zerstörung hat. Die Musik soll den Geisteszustand des Individuums in einer solchen Gesellschaft aufzeigen, in der es keine Hoffnung mehr gibt, denn der Einzelne ist nicht bereit zu schmerzlichem Erkennen und der Selbstopferung, sich zu befreien, sondern zieht es vor, in den betäubten Zustand der "Matrix" einzutreten. Also könnte man dies als eine Weiterführung der gleichnamigen Filmreihe in Form einer CD bezeichnen, auf der überwältigend viele Aspekte auf einmal verarbeitet werden. Vielschichtig und unberechenbar mit einer Bandbreite von Progressive über Heavy Metal und Frickel-Thrash bis Grindcore. Während des Studioaufenthaltes soll es dort gebrannt haben, wahrscheinlich war das Equipment überlastet…
Fazit: Gigantisch und beeindruckend, aber nicht unbedingt leicht genießbar. Aufgeschlossene und neugierige Hörer oben erwähnter Bands, oder wer sich vorstellen kann, alle drei "Matrix"-Filme in 48 Minuten zu hören statt zu sehen, sollte "Cannibalised" auf jeden Fall antesten.
Wagt es, schluckt die rote Kapsel und seht wohin sie führt …
Fußnote: Leider schickten Earache eine 'bleeped promo' mit zwei Piepern pro Song - wäre es eine mittelmäßige CD gewesen, hätte ich die Besprechung abgelehnt. Doch Biomechanical sind zu interessant, um sie zu ignorieren.
Line-up:
John K. (voice, key)
Jonno Lodge (drums)
Gus Drax (guitar)
Chris Van Hayden (guitar)
Adrian Lambert (bass)
Tracklist
01:Fallen In Fear (4:32)
02:The Unseen (4:30)
03:Cannibalised (5:56)
04:Breathing Silence (5:08)
05:Predatory (4:50)
06:Slow The Poison (5:50)
07:Consumed (5:11)
08:Reborn In Damnation (4:01)
09:Through Hatred Arise (4:44)
10:Violent Descent (3:23)
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