Bitch Queens / Female Shotgun
Female Shotgun Spielzeit: 36:31
Medium: CD
Label: Lux Noise, 2010
Stil: Rotz'n'Roll

Review vom 26.09.2010


Moritz Alves
Erst im letzten Jahr flatterte die verheißungsvolle Demo-EP High Strung der Schweizer Bitch Queens auf meinen Schreibtisch: Vier Titel als amtlich rockende Visitenkarte überzeugten mich damals. Nur ein Jahr später dann ist es so weit, und die 'Schlampenköniginnen' aus Basel legen auf voller Albumlänge nach. "Female Shotgun" heißt das gute Stück und ist 36 Minuten mit rotzig-ehrlichem Rock gefüllt. Schön übrigens, dass man, was das Cover-Design angeht, auf Wiedererkennungswert setzt.
Elfmal lädt das Quartett um Kid Krystal die 'weibliche Schrotflinte' durch und feuert dabei gutklassiges Liedgut ab, das zwar nicht immer im ersten Moment ins Herz trifft, aber wie ein guter Wein mit der Zeit reift und seine Stärken ausspielt. Im direkten Vergleich zum Demo-Debüt ist "Female Shotgun" irgendwie erwachsener und reifer ausgefallen - und dabei sind gleich zwei der EP-Titel ("Back Home (Fuck Home)" und "First Rule") auch jetzt wieder mit dabei. Alle Songs liegen eigentlich durchgängig im mittleren Tempobereich und sind moderat produziert. Richtig bissig ist das Ganze jedenfalls nicht unbedingt. Man hat es also viel eher mit ordentlichem Rock'n'Roll denn mit seinem bösartigen Halbbruder Punk'n'Roll zu tun - gereifte Hellacopters, Gluecifer, The Datsuns, Turbonegro oder Boozed können hier als Vergleichsgrößen herangezogen werden.
Die Bitch Queens geizen nicht mit typisch-geilen Rock'n'Roll-Gitarrenlicks (z.B. "Crucial", "Hooked On Gasoline", "Lipstick Lover", "The Hard Way"), die von einem soliden Rhythmus gestützt und getrieben werden. Die Gesangslinien sind unaufdringlich, aber dennoch magisch und die Attitüde stimmt von vorne bis hinten - breitbeiniger Rock, der in verschwitzter Clubatmosphäre zusammen mit billigem Fusel seine Stärken am besten ausspielen kann und in einer solchen Live-Atmosphäre garantiert wesentlich echter und angriffslustiger daher kommt als auf der Silber-Konserve. Dagegen sind die wirklich Punk-infizierten Momente doch ziemlich rar gesät: Das flotte "Thrill Machine" zeigt sie durch seine charakteristischen Chöre im Refrain dann aber doch noch, und bei "First Rule" hat man bekanntlich (siehe EP-Review) etwas nach den Ramones geschielt.
Wer also schon "High Strung" kennen (und lieben) gelernt hat, wer die Schweizer Truppe vielleicht schon im Vorprogramm u.a. der Turbo A.C.'s, Lombego Surfers oder Trashmonkeys erlebt hat, der macht auch mit "Female Shotgun" nichts falsch - das Album bedient einmal mehr alle Geschmacksrichtungen von Rock'n'Roll bis Punk. Man sollte sich jedoch auf ein erwachsenes Album mit gesetztem Sound einstellen, denn die unwirsche, leicht chaotische Energie des Vorgängers ist hier nicht mehr so deutlich spürbar. Die Bitch Queens lassen sich nicht durchgehend auf eine Sound-Schiene und Geschwindigkeit festlegen, was ganz besonders das locker abgehangene "The Hard Way" verdeutlicht. Antesten lohnt sich!
Line-up:
Captain A. (drums, backing vocals)
Diamond Dan (guitar)
Kid Krystal (vocals, lead guitar)
Marc Steele (bass)
Tracklist
01:Crucial (3:30)
02:Spotlight Electricity (2:23)
03:Hooked On Gasoline (3:32)
04:Back Home (Fuck Home) (3:43)
05:Female Shotgun (3:08)
06:Lipstick Lover (3:48)
07:Thrill Machine (2:19)
08:No Good Solutions (3:55)
09:The Hard Way (3:28)
10:First Rule (2:51)
11:Don't Give Me Hell (3:54)
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