The Black Crowes
The Best Buy Theater, New York City
31. Oktober 2010 - 06. November 2010
Rocktimes Konzertbericht
The Black Crowes
The Best Buy Theater, New York City
31. Oktober 2010 - 06. November 2010
Stil: Rock


Artikel vom 28.11.2010



Markus Beudert
Say Goodnight To The Bad Guys Tour live at The Best Buy Theater, New York City
04.11.2010 - Show 3
Immer einen Pause-Tag zwischen den Konzerten zu haben, war bisher ein wirklicher Luxus gewesen. Denn neben den Black Crowes hat New York natürlich auch noch viele weitere Sehenswürdigkeiten zu bieten. Central Park, zahlreiche Museen, fantastisches Essen und natürlich auch das Empire State Building. Dort oben mit dem Aufzug angekommen, die Füße dankten, fühlte man sich tatsächlich fast wie eine Krähe. Gigantische Aussicht bei atemberaubendem Wetter. Aber soweit will ich gar nicht abschweifen, denn es war ja auch schon wieder Zeit für unsere heiß geliebten Musiker aus Atlanta, Georgia. Und jetzt stand der finale Run, der Endspurt bevor. Die letzten drei Konzerte an drei Abenden. Nach der spektakulären Songauswahl gestern, schienen sie auch endgültig die ideale Mischung aus Hits fürs Volk und Raritäten für Die-Hard Fans gefunden zu haben. Und da ein Crowes-Konzert selbstverständlich nie gleich ausschaut, durfte man auch an diesem, übrigens wieder nicht ausverkauftem, Donnerstags-Konzert gespannt auf die Setlist sein.
Wie immer erschien die Band um die Robinson-Brüder um 20.30 Uhr auf der Bühne, nahm auf den Stühlen Platz und schnappte sich die Instrumente. Die ersten zarten Gitarrenklänge ertönten und noch war keinem so richtig bewusst, dass aus diesem akustischem Intro-Jam dann schon gleich "Cold Boy Smile", das erste kleine Highlight entstehen sollte. Diese wunderbare, von Chris und Rich geschriebene Ballade, welche bis jetzt auch nur auf der "Brothers Of A Feather"-CD/DVD offiziell zu hören war, setzte den thematischen Grundstein dieses Akustik-Sets. Denn gleich darauf setzte Drummer Steve Gorman sich mit Bongos vorne zu den anderen Musikern um erneut eine ruhige Nummer anzustimmen: Das country-lastige "Whoa Mule" vom 2008er "Warpaint"-Album verdeutlichte nur die Richtung, in die die Band in ihrem ersten Set gehen wollte.
Auch hier konnte man vom butterweichen Gitarrenspiel von Luther Dickinson Gänsehaut bekommen. Apropos Gänsehaut: Wer nach diesen beiden Songs und dem darauffolgenden, fast reinen, Country-Stück "Fork In The River" noch keine weichen Knie hatte, der bekam nun die volle Packung. Die Liebe der Crowes für Gram Parsons und dessen Musik ist nichts Neues. So gab es auf der aktuellen Scheibe "Croweology" auch eine beeindruckende Version von "She" zu hören. Aber, dass Chris und Co. nun "Hot Burrito #1" UND "Hot Burrito #2" von der ersten Flying Burrito Brothers-Platte spielen würden? Damit hatte und konnte auch wirklich keiner rechnen, da es das Ganze so zum letzten Mal vor 13 Jahren, ebenfalls akustisch, zu hören gab!
Vor allem der erste "Hot Burrito" ist eine der schönsten Gram Parsons-Songs überhaupt und wurde mit einer wahnsinnigen Leidenschaft von Chris Robinson gesungen. Nach diesen beiden unfassbaren Coverversionen folgte gleich der nächste Triumph, diesesmal aus eigener (Krähen-) Feder. Das von Chris und Rich gemeinsam gesungene "How Much For Your Wings" endete in einem magischen Gitarren-Jam mit Rich und Luther in den Hauptrollen und glitt dann sanft ohne Pause direkt in "Bring On, Bring On" ein weiterer Song von der "Three Snakes And One Charm"-Platte.
Das nächste Highlight folgte gleich danach: "Tornado"! Dieser Song wurde vorher erst ein einziges mal live gespielt (ebenfalls auf dieser Tour) und er wurde auch heute passend in ein Country-Kleid gepackt. Und nach dem neueren "Garden Gate" sollte das Sprichwort »aller guten Dinge sind drei« wieder einmal zutreffen. Mit "You Don't Miss Your Water" gab es schließlich die dritte Gram Parsons- (in diesem Fall The Byrds-) Nummer! Mit dem bezaubernd schönen Traditional "East Virginia Blues" und dem ebenfalls traumhaftem "Appaloosa" beendeten sie das erste Set, welches zwar nur 70 Minuten umfasste, dafür aber das vielleicht beste aller Zeiten war. Tiefer konnten sich die Black Crowes nicht vor ihren Wurzeln und Idolen verbeugen. Ein Traum.
Ein weiterer interessanter Aspekt waren eben die, oben genannten, 'nur' 70 Minuten. Das sollte dann wohl 20 extra Minuten für das elektrische Set bedeuten. Und die waren auch absolut nötig...
Wie schon das erste Set, starteten die Crowes auch das elektrische Set mit einem Jam welcher sich schon bald in die nächste Perle verwandeln sollte. Mit drei Gitarren (Chris an der Akustischen) erstrahlte "Waitin' Guilty" in aller Pracht und wurde auch genüsslich in die Länge gezogen. Als der Song gerade begann auszuklingen, startete Steve Gorman den Intro-Beat von "Another Roadside Tragedy". Die nächste lange Nummer also! Aber lang ist hier noch gar kein Ausdruck. Atemberaubend steigern sich die Gitarren in immer verrücktere Jams, duellieren sich, solieren gemeinsam wie einst die Allman Brothers, um letzendlich in einen einzig großen Wall Of Sound zu verschmelzen. So perfekt sieht man selbst die Black Crowes selten zusammen spielen. Jeder Schlag, jede Note sitzt. Trotz der fast schon Überlänge (ca. 15 Minuten!) kam nie Langweile auf! Und als auch dieser Song irgendwann dem Ende entgegen ging, ertönten auch schon die berühmten Anfangsakkorde von "Wiser Time". Unbeschreiblich. Auch "Wiser" ist wieder verrückt in die Länge gezogen und mit Country- und Jazz-Soloeinlagen wurde auch hier für die totale Abwechslung gesorgt. So waren nach den ersten drei Stücken tatsächlich schon über 40 Minuten vergangen!
Aber keine Spur von Pause. Mit "Poor Elijah - Tribute To Johnson (Medley)" folgte die nächte lange Nummer, bei welcher Chris wieder zur Gitarre griff. Als großes Jam-Finale trumpfte schließlich noch die Doppelkombo "Downtown Money Waster > Thorn In My Pride" auf. Erneut gab es hier spielerisch das beste, was es zurzeit im Musikgeschäft zu hören gibt. Improvisationen an Gitarre oder Mundharmonika. Die Band llief wie ein Uhrwerk, oder eher wie eine perfekt geheizte Dampflock! Mit den beiden Schlusssongs "She Talks To Angels" und "Remedy" punktete die Band schließlich auch bei den Gelegenheits-Crowes-Hörern.
Aber natürlich gab es auch an diesem Abend wieder zwei Zugaben, von denen eine ein absoluter Höhepunkt des New York Trips werden sollte.
Wieder erschien die Band mit drei Gitarren ausgerüstet, um schließlich Rich Robinson die
Velvet Underground-Nummer "Oh Sweet Nuthin'" singen zu lassen! Der gefühlvolle Gesang und die traumhaften Gitarrensoli machen diesen Song wohl zu einer ihrer stärksten Cover-Nummern! Zum Schluss war dann noch einmal Disco angesagt. Mit dem Party-Hit (für manchen auch Stimmungskiller) "I Ain't Hiding" beendeten die Krähen hier nicht nur ihr über zweistündiges electric set, sondern auch einen ihrer legendärsten Auftritte überhaupt.
195 Minuten pures Dynamit feuerte die Band an diesem Abend ab, die längste Show der Karriere. Und neben diesen spielerisch überirdischen Jams gab es vorher ganz nebenbei ja auch noch das vermutlich beste Akustik-Set der Tour! Es ist wirklich erstaunlich, wie die Band sich Abend für Abend konstant auf ein höheres Niveau katapultiert hat. Ob dieses Steigern an den beiden weiteren Abenden so weitergehen würde, war fraglich, da angesichts dieser Show kaum eine Steigerung möglich war. Sicher war, die Crowes würden auch in den letzten zwei Shows in New York wieder für Überraschungen sorgen!
Setlist:
-acoustic set -
Cold Boy Smile
Whoa Mule
Fork In The River
Hot Burrito #1 (Flying Burrito Brothers Cover)
Hot Burrito #2 (Flying Burrito Brothers Cover)
How Much For Your Wings? > Jam >
Bring On, Bring On
Tornado
Garden Gate
You Don't Miss Your Water (The Byrds Cover)
East Virginia Blues (Traditional)
Appaloosa

- electric set -
Jam -> Waitin' Guilty >
Another Roadside Tragedy > Jam >
Wiser Time
Poor Elijah - Tribute To Johnson (Medley) (Delaney And Bonnie Cover)
Downtown Money Waster > Jam >
Thorn in My Pride
She Talks to Angels
Remedy

- encore -
Oh! Sweet Nuthin' (Velvet Underground Cover)
I Ain't Hiding
Externe Links: