Say Goodnight To The Bad Guys Tour live at The Best Buy Theater, New York City
05.11.2010 - Show 4
Was? Ist denn jetzt schon Wochenende? Die Woche verging wie im Flug, vor allem wegen tausend verschiedener Eindrücke und wegen vielen Stunden wundervoller Live-Musik von und mit den Black Crowes.
Freitag, 5. November; bei Blick auf das Datum wurde einem plötzlich so einiges klar bezüglich des gestrigen Abends. Der 5.11. ist Gram Parsons Geburtstag! Haben die Crowes also etwa seinen Geburtstag sozusagen reingefeiert? Oder vielleicht einfach nur das Datum falsch in Erinnerung? Oder sollte es heute noch einmal Songs von ihm geben? Das alles sorgte unter den zahlreichen Amoricans, die wieder Stunden vor Einlass vor dem Best Buy Theater warteten, für Diskussionen. Außerdem machte sich langsam auch schon ein etwas seltsames Gefühl breit, denn schließlich neigte sich der New York-Run so langsam aber sicher dem Ende entgegen.
Doch das alles war erst einmal vergessen, als die Band wieder um die übliche Uhrzeit, 20.30 Uhr, die Bretter des ausverkauften Best Buy Theaters betrat.
Eröffnet wurde an diesem Freitagabend, wie sollte es auch anders sein, ganz klassisch mit "Good Friday" von der "Three Snakes And One Charm"-Platte. Okay so ganz klassisch war es doch nicht, denn bevor Chris in die Mundharmonika blies, gab es einen kleinen instrumental-Jam, der sehr an Pink Floyds "Breathe" erinnerte. Neben Chris' Gesang glänzten hier auch wieder die Background-Sängerinnen. Als nächstes folgte eine weitere Nummer von dem gerade genannten Album und dazu noch ein Wunsch von mir: "Better When You're Not Alone" im akustischem Gewand, welches diesem Song sehr gut stand. Doch die eigentliche Sensation des Akustik-Sets folgte bereits an der dritten Stelle. Mein Wunsch "Torn And Frayed" von den Rolling Stones zu hören wurde zwar nicht erfüllt, dafür bescherten sie dem Publikum das traumhafte "No Expectations" von der "Beggars Banquet". Herunter geklappte Kinnladen und strahlende Blicke überall. Nicht nur, weil die Band diesen Song einfach so gefühlvoll, wenn auch etwas langsamer als das Stones-Original, spielte, sondern auch, weil es ein sog. 'first play' war, also das Stück zum ersten Mal von der Band gespielt wurde! Eine wirklich mehr als gelungene Überraschung.
Anschließend ging es etwas konservativer weiter und zwar mit "Oh Josephine" von der "Warpaint"-Scheibe; gefolgt von dem vierten, aber vielleicht besten, "Thorn In My Pride" in vier Konzerten. Die etwas abgespeckte, akustische Version ohne Schlagzeugsolo, dafür mit fantastischem Mundharmonika-Spiel von Chris, gefiel dem Publikum sehr. Mit "Locust Street" folgte ein vielleicht kleiner Durchhänger, welcher aber gleich wieder durch die B-Seite von "Remedy", "Darling Of The Underground Press", wett gemacht wurde. Auch hier wie gewohnt exzellente Gitarrensoli von Luther Dickinson. Auch das danach folgende Traditional "Driving Wheel" mit seinem wunderbar melancholischen Text sorgte bei den Amoricans für strahlende Gesichter. Der Songkatalog der Band ist einfach umwerfend groß.
Aber da ein paar Wiederholungen, wie eben "Thorn" sein müssen, gab es auch an diesem Abend wieder "Jealous Again" in der akustischen Variante. Man kann sagen, was man will, ob der Song jetzt ausgelutscht ist oder nicht, fleißig mitgesungen wird trotzdem jedes Mal! Für den vorletzten Titel des ersten Sets kam Steve Gorman mitsamt einer Pauke vorne an die Bühne und so gab es, wieder mit fleißigem Mundharmonika-Einsatz, "Hotel Illness" vom Jahrhundertalbum "The Southern Harmony And Musical Companion". Den akustischen Abschluss sollte eine weitere Wiederholung machen. Auch "Wiser Time" gab es jetzt das vierte Mal, dennoch ist auch dieser Song immer willkommen, da er die Band einfach am besten beschreibt.
Zusammenfassend gesehen, war dieses erste Set verständlicherweise etwas unspektakulärer als am vorherigen Abend, was aber auch nur logisch war nach dieser unbeschreiblichen Country-Folk-Gram Parsons-Exkursion. Trotzdem wurde das sehr hohe Niveau weiterhin gehalten und die E-Gitarren/Bässe sollten ja auch noch ausgepackt werden!
Dieses Mal machte der groovige Rocker "(Only) Halfway To Everywhere" den Anfang und auch der passte wieder perfekt als Eröffnungsnummer. Perfekter Gesang und atemberaubende Gitarren-Jams von Rich und Luther ließen diese ca. 10 Minuten wie im Flug vergehen. Da hatten die Crowes also gleich mal wieder mächtig Dampf gemacht! Leider bildeten die darauf folgenden zwei Stücke eine kleine Antiklimax, welche das Gesamtpaket des Abends etwas drückten. "Cosmic Friend" und "Wee Who See The Deep" sind nicht unbedingt meine Favoriten und mit dieser Meinung stand ich auch nicht alleine da. Doch schon danach schien sich die Band Setlist-technisch wieder gut erholt zu haben. Mit "Fearless", gesungen von Rich Robinson, gab es, nach "Lucifer Sam" vom ersten Konzert, eine weitere Pink Floyd-Nummer zu hören. Und wieder sehr zur Freude des Publikums. Das anschließende "Movin On Down The Line", bzw eher das, was in diesem Song passierte, demonstrierte nur einmal mehr, wie perfekt die Band zu diesem Zeitpunkt ihrer Abschiedstour eingespielt war. Nach dem ersten Refrain fiel plötzlich die Bassbox von Sven Pipien aus und die Band ging spontan in einen psychedelischen Jam über, bis die Box wieder funktionsfähig war. Das Ganze war nicht nur absolut professionell, sondern wertete den Song noch zusätzlich auf!
Danach kam dann etwas, was immer gerne bei den Black Crowes gesehen wird, leider (oder vielleicht auch zum Glück?), aber nicht sehr oft geboten wird. Die Rede ist vom legendären, nicht veröffentlichten "Title Song". Denen, den er bekannt ist, zaubert er ein breites Grinsen ins Gesicht dem Rest eher ratlose Blicke. Ein Highlight war der "Title Song" auf jeden Fall! Auch mit dem "High Head Blues" von der heiß geliebten "Amorica"-Platte kann man nichts falsch machen. Eine bärenstarke, heavy Version, mit anschließendem Jam feuerte die Band hier ab! Auch der Klassiker "Sometimes Salvation" ist einfach nie fehl am Platz. Hier schaffte es die Truppe wieder, eine dermaßen druckvolle Wall Of Sound dem Publikum entgegen zu schmettern. Einzig beim Gitarrensolo kommen doch sehnsüchtige Gedanken an die Marc Ford-Zeiten zurück. Aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte...
Mit "Goodbye Daughters Of The Revolution" und "Remedy" gab es zum Abschluss nochmal zwei gute Laune-Songs aus dem schier endlosen Liederkatalog.
Auch bei diesem Electric-Set gab es wieder mehr als genug Abwechslung, wenn auch mit ein paar kleinen Dämpfern. Doch die Zugaben sollten diese Schwachpunkte mehr als wett machen. Die Band erschien nach ein paar Minuten also wieder und zur großen, großen Freude gab es als erstes den The Band-Klassiker "The Night They Drove Old Dixie Down"! Nicht nur eine meiner Lieblings-Coverversionen der Band, der ganze Saal sang lauthals mit! Gekrönt wurde die Nummer außerdem von einem traumhaft gespielten Gitarrensolo Luthers. Doch noch war das nicht genug 'american music' (obwohl The Band ja eine kanadische Band war)!
Als Abschied folgte Little Feats Evergreen "Willin", welches meiner Meinung nach von den Crowes sogar besser klingt, als das Original. Noch im letzten Refrain bedankte sich Chris für einen weiteren wunderbaren Abend bei dem Publikum, welches ihm und der Band mit tobendem Applaus ebenfalls Dank zeigte.
Nicht nur die beiden Zugaben, die vielleicht besten des New York Runs, ließen die Herzen der Crowes-Fans aus der ganzen Welt höher schlagen. Es war schließlich ein weiterer unvergesslicher Abend in der Weltmetropole New York City.
Über 12 Stunden Freak'n'Roll haben die meisten Amoricans, denn es waren ja schließlich fast immer die selben Gesichter anwesend, bereits hinter sich. Zwölf wunderbare Stunden und noch drei weitere sollten folgen. Der Abschied stand jetzt unmittelbar bevor und war zum Greifen nahe. Und dieses seltsame Gefühl breitete sich trotz des glorreichen Abends und trotz der nächtlichen Feierei mit irischen und norwegischen Crowes-Fans immer weiter aus und sollte Samstagnacht seinen Höhepunkt erreichen...
Setlist:
-acoustic set -
Good Friday
Better When You're Not Alone
No Expectations (Rolling Stones Cover)
Oh Josephine
Thorn In My Pride
Locust Street
Darling of Underground Press
Drivin' Wheel (Traditional)
Jealous Again
Hotel Illness
Wiser Time
- electric set -
(Only) Halfway To Everywhere
Cosmic Friend
Wee Who See The Deep
Fearless (Pink Floyd Cover)
Movin' On Down The Line
Title Song
High Head Blues > Jam
Sometimes Salvation
Goodbye Daughters Of The Revolution
Remedy
- encore -
The Night They Drove Old Dixie Down (The Band Cover)
Willin' (Little Feat Cover)
Externe Links:
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