Ozzy Osbourne (Cancelled) und Black Label Society / 20.06.20012, Mannheim, SAP Arena
SAP Arena
Ozzy Osbourne (Cancelled)
und Black Label Society
Mannheim, SAP Arena
20 Juni 2012
Konzertbericht
Stil: Heavy Rock, Heavy Metal

Fotos: ©Rudi Brand


Artikel vom 01.07.2012


Marius Gindra
Monatelang fieberte ich dem Mannheim-Konzert des selbst ernannten Prince Of Darkness entgegen, denn es sollte der erste Auftritt des lebenden Urgesteins für mich werden.
Nachdem die Black Sabbath-Reuniontour (abgesehen von zwei England-Shows) aufgrund von Iommis Krebserkrankung geplatzt war, wurde das Konzept umgestaltet und Mister Osbourne trat unter dem Slogan Ozzy & Friends (zusammen mit hochkarätigen Namen wie Geezer Butler und Slash als Gäste) zuerst einmal in Dortmund auf. Dort hätte am selben Datum (4. Juni) und in der selben Halle auch die einzige Deutschland-Show von Black Sabbath stattfinden sollen. Kurz nach der Ozzy & Friends-Bekanntgabe wurde zusätzlich eben jener Termin in der SAP Arena bestätigt - und da Mainz und die Rhein-Neckar-Metropole nur rund 75 km auseinander liegen, war die Freude meinerseits unbändig.
Mittwoch, 20. Juni 2012: Von meinem Ausbilder bekam ich morgens auf der Arbeit in letzter Minute noch zugesichert, dass ich am nächsten Tag frei nehmen kann, da ich anbot, als Ersatz meinen Dienst am Samstag zu leisten. Die Euphorie steigerte sich ins Unermessliche, ich ließ mich den gesamten Tag sowohl von alten Soloscheiben als auch Sabbath-Klassikern beschallen und wollte mich langsam damit abfinden, den ersten Heavy Metal-Sänger überhaupt einmal mit eigenen Augen gesehen zu haben. Nachdem ich am späten Nachmittag daheim los fuhr, noch zwei Bekannte einsammelte und wir uns auf der Autobahn in Richtung Mannheim befanden, stieg der Adrenalinpegel sekündlich. Zur Begleitung dieser Pilgerfahrt ließ man sich von Diary Of A Madman beschallen, bis wir um etwa 18:45 Uhr auf einem der Parkplätze eintrafen. Nichts wie hin zum Einlass und zusammen mit rund 5000 anderen Fans hinein in die Halle! Noch schnell was Kleines vom wandelnden Brezelbäcker gemampft und schon konnte der erste Teil (zum zweiten... nun ja...) des Abends beginnen!
Black Label Society Zwar war ich noch nie ein großer Black Label Society-Fan, aber wenn Gitarrenvergewaltiger Zakk Wylde und seine Hintermannschaft schon einmal vor Ort sind, kann man sich den Gig auch anschauen! Nachdem um ziemlich genau 20 Uhr der übergroße Vorhang mitsamt Bandlogo fiel, betrat Zakk mit einem abgedrehten Indianerkopfschmuck, den er allerdings nur beim Opener trug, die Bretter. Zwar war mir aufgrund meiner fehlenden Songkenntnisse lediglich ein Lied ("Concrete Jungle") geläufig, nichtsdestotrotz erwischte ich mich mehrmals beim ausgelassenen Mitwippen (Headbangen wäre vielleicht etwas übertrieben...) zu gepflegten, arschtretenden Southern Metal-Groovern. Abgesehen von einem zu langen, etwas egozentrisch wirkenden und monotonen Quietsch-und-Gniedel-Solo des ehemaligen Ozzy-Axtmanns war dieser Auftritt wahrlich nicht von schlechten Eltern. Und so verließ der bärtige Bursche, nachdem er sich unter lautem Jubel wie King Kong auf die Brust trommelte, sein versifftes Handtuch in die Menge schmiss und siegessicher seine Bandkutte zum Publikum hielt um etwa viertel vor Neun wieder die Bretter. Es sah also alles noch so aus, als würde dieser Abend wie erwartet verlaufen. Die Reisetruppe gönnte sich vor dem erwarteten Mega-Auftritt im Vorraum der Halle noch eine kleine Zigarettenpause...
Black Label Society 21:05 Uhr: Wir kommen zurück in die Halle, kaum stehen wir wieder an unserem alten Platz, geht das Licht aus... Meine Herzfrequenz steigt, das Licht geht aus! "Bark At The Moon" müsste laut anderen Setlists der Tournee sogleich ertönen, ich werde durchdrehen, euphorisch durch das gesamte Publikum sprinten und mir meinen Platz in der allerersten Reihe erkämpfen! Der Vorhang geht ein kleines Stückchen hoch und ein mir unbekannter Herr (den ich dank Internetrecherchen später als Tourveranstalter Ossy Hoppe entlarve) betritt die fertig umgebaute Bühne. Es wird gejubelt, aber auch Skepsis macht sich breit: »Ozzy wird heute Abend NICHT spielen! Er sitzt hinter der Bühne und bekommt keinen Ton heraus!«, tönt es wie ein Stich mit der Nähnadel in meine Ohren! »Wir werden alles dafür tun, innerhalb der nächsten 48 Stunden (!!!) einen Termin zu finden. Kommt gut nach Hause!«... Hier ist übrigens ein Videobeweis! Die Lichter gehen wieder an, nach rund zwei Minuten Schockstarre kann ich mich dann auch fassen und die Halle, in der ich an diesem Abend wirklich nichts mehr zu suchen habe, verlassen. Das war also mein Ozzy-Debüt; mit einer akuten Kehlkopfentzündung, die ja auch innerhalb von zwei Tagen bis zum nächsten Gig in Belgien verheilt! Was wirklich dahinter steckt, ist natürlich unklar. Nach genauerer Überlegung könnte eigentlich auch die wenige Tage vorher bekannt gegebene Krankheitsdiagnose seines Sohnes Jack (Multiple Sklerose) der Auslöser sein...
Black Label Society Also wurde in den nächsten Tagen aufgeregt im Internet nach dem Ersatztermin gesucht. 48 Stunden!? Am Freitag Abend um 21 Uhr war weit und breit kein Termin im Netz auszumachen! Der Samstag verging, der Sonntag auch... Am Montag Abend stand es dann unabhängig auf mehreren Seiten: Der Termin wird definitiv NICHT nachgeholt, da sich kein Ausweichtermin mehr finden ließ! Die bereits gekauften Karten können an allen VVK-Stellen wieder zurückgegeben werden. Es ist schlicht und ergreifend einfach eine absolute Frechheit, was man sich als langjähriger Fan dieses Herren mittlerweile antun muss!!! Soll der Gute doch endlich in seine wohlverdiente Rente gehen und uns als musikalisches Genie in Erinnerung bleiben! Seit ich Metal höre, höre ich auch Ozzy! Ich habe ihm seine lächerliche Selbstparodie-Sendung auf MTV verziehen und auch wenn das letzte Studioalbum in meinem Augen der größte Mist war, den der Brite jemals auf Konserve servierte, habe ich ihn immer für seine Klassiker verehrt. Am liebsten würde ich jetzt allerdings meinen "No Rest For The Wicked"-Patch von der Kutte reißen und ihn mit Benzin anzünden, aber wenn die nächste Tour kommt, wird man doch sowieso wieder schwach und gibt sich das wahrscheinlich doch noch einmal! Nichtsdestotrotz möchte ich mich noch einmal beim Promoteam Schmitt & Rauch für die Akkreditierung zur Show bedanken.
P.S.: Die Beste Black Sabbath war übrigens schon immer "Heaven & Hell"; und auf der sang ja bekanntlich Dio.
Setlist Black Label Society:
01:Crazy Horse
02:Funeral Bell
03:Overlord
04:Parade Of The Dead
05:Fire It Up
06:Guitar Solo
07:Godspeed Hell Bound
08:Concrete Jungle
09:Stillborn
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