Blame Sally / Speeding Ticket And A Valentine
Speeding Ticket And A Valentine Spielzeit: 40:15
Medium: CD
Label: Ninth Street Opus, 2011
Stil: Singer/Songwriter, Country

Review vom 13.11.2011


Markus Kerren
Die (Fast-) Allgirl Group Blame Sally, verstärkt durch den Bassisten Rob Strom, startet mittlerweile so richtig durch. Ihre nunmehr sechste Scheibe ist gleichzeitig das fünfte Studioalbum und der Nachfolger des ohnehin schon sehr erfolgreichen "Night Of 1000 Stars". Dazwischen geschoben wurde die Live-Geschichte "Live At Stern Grove" und jetzt will das Quartett aus San Francisco mit "Speeding Ticket And A Valentine" den endgültigen Durchbruch schaffen.
Die Vorzeichen dafür stehen auch gar nicht schlecht. Es gibt drei Songwriterinnen, von denen Monica Pasqual und Renee Harcourt den Löwenanteil für sich verzeichnen können. Auch die Lead Vocals werden schwesterlich auf drei der Ladies verteilt. Lediglich Jeri Jones konzentriert sich voll auf ihre elektrischen Gitarren, nicht jedoch, ohne ebenfalls für die Harmony Vocals vor dem Mikrophon zu stehen. Aber: Mehrere Ladies, die sich in ähnlichen Fahrwassern fast gleichberechtigt in ein Album einbringen, hatten wir das nicht gerade erst vor kurzem? Richtig, denn vor nicht allzu langer Zeit durften wir euch auch Beauty Queen Sister, die neue Scheibe der Indigo Girls vorstellen.
Gab es dort aus meiner Sicht noch einige Punkte zu bemängeln, so scheint das neue Werk von Blame Sally doch deutlich stärker ausgefallen zu sein. Vor allem das Songwriting kommt mir bei den Kalifornierinnen deutlich geglückter vor. Mit "Bird In Hand" gibt Monica Pasqual mit wunderschönen Melodien und eingängigem Gesang schon mal ihre Visitenkarte ab. Nicht weniger gut, sondern vielmehr noch einen drauflegen kann später Renee Harcourt mit "Living Without You". Beides klasse Songs, die auf den einschlägigen amerikanischen Radiosendern sehr wahrscheinlich rauf und runter gespielt werden.
Bezüglich des Ohrwurm-Charakters nicht ganz mithalten kann dazwischen die Schlagzeugerin Pam Delgado mit ihrem "Big Big Bed". Wobei man gerechterweise auch sagen muss, dass diese Nummer ganz anders und wesentlich bluesiger, ja sogar swampiger aufgebaut und arrangiert ist. Auf "Mona Lisa Smile" zeigt sich die gute Pam dann sehr melancholisch und niedergeschlagen. Auch nicht unbedingt der beste Track der Scheibe, der andererseits aber noch mal eine zusätzliche Klangfarbe ins Spiel bringt. "Pajaros Sin Alas" ist ein Ausflug ins Spanische, wenn auch nur textlich und das lediglich teilweise.
Richtig schön rockig wird es bei "Countdown", bei dem Monica Pasqual ihrem Unmut bezüglich der unschönen Seiten des Business seinen Lauf lässt. Das letzte Stück mit Pam Delgado als Lead Vocalist ist "Back In The Saddle", eine sehr gelungene Ballade mit starker Slide-Arbeit von Jeri Jones. Fast schon lethargisch kommen die Strophen von "Wide Open Spaces" zu einem groovenden Rhythmus, nur um dann wieder von einem wunderschönen Refrain abgelöst zu werden. Und auch die Staub aufwirbelnde Slide Guitar ist wieder mit von der Partie, während die Tasten der Pasqual eine dichte Atmosphäre kreieren.
"Throw Me A Bone" wäre ebenfalls 100%iges Radiofutter, wäre der nette Text für amerikanische Verhältnisse nicht etwas zu schlüpfrig ausgefallen. Nicht vergessen zu erwähnen will ich natürlich die fast schon abartig schönen Harmony Vocals der Kalifornierinnen, die die jeweilige Hauptsängerin engelsgleich unterstützen. Und man kann gar nicht so schnell kucken, bis man plötzlich schon beim 'Rausschmeißer' "Take Me There" angekommen ist. Damit beschließt Monica Pasqual ein sehr gelungenes Album, unterlegt von einem organischen Piano, der Akustischen und dem Akkordeon.
Blame Sally verbinden auf "Speeding Ticket And A Valentine" sehr gekonnt und ausgewogen Folk-, Singer/Songwriter-, Country-, Blues- und Pop-Anteile und die hier vorgestellten Kombination kann einfach nur als Gewinner bezeichnet werden. Diese Band ist definitiv eine Hausnummer unter den von weiblichen Vocals bestimmten Country-/Americana-Bands. Hört auf jeden Fall mal rein, am besten in "Bird In Hand", "Living Without You", "Throw Me A Bone" oder "Take Me There".
Sehr schönes Teil und für Genre-Freunde ganz sicher ein Gewinn!
Line-up:
Monica Pasqual (piano, organ, Wurlitzer, Rhodes, accordion, glockenspiel, harmony vocals, lead vocals - #1,5,8,10)
Renee Harcourt (acoustic & electric guitars, harmonica, mandolin, banjo, harmony vocals, lead vocals - #3,6,9)
Jeri Jones (electric & slide guitars, resophonic slide guitar, harmony vocals)
Pam Delgado (drums & percussion, harmony vocals, lead vocals - #2,4,7)
Rob Strom (electric bass)

With:
Chris Kee (acoustic bass - #2)
Julie Wolf (accordion - #5, Hammond B3 - #8,9)
Tracklist
01:Bird In Hand
02:Big Big Red
03:Living Without You
04:Mona Lisa Smile
05:Pajaros Sin Alas
06:Throw Me A Bone
07:Back In The Saddle
08:Countdown
09:Wide Open Spaces
10:Take Me There
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