Die italienische Band Bleeding Eyes hatte 2013 mit dem Album A Trip To The Closest Universe einen tiefen Eindruck hinterlassen. Stoner Rock, der mit dem Blues oder Doom liebäugelt, bringt das Sextett beeindruckend auf den Punkt. Das eine oder andere Gitarrensolo könnte man ohne Bedenken einer heftig rockenden Blues-Kapelle zuordnen, und wenn man gar so eine Art Mandolinenklänge in den gewaltigen Sound einbaut, dann darf man getrost mit wachsender Freude zuhören.
Geschickt verquickt man Sechssaiter-Riffs aus der Vergangenheit mit einem Gesang, der zwischen dem gesprochenen Wort und massiven Growls changiert. Bleeding Eyes versteht es schon an der Basis der Nummern, dem Songwriting beste Qualitäten an den Tag zu legen und die Arrangements der Lieder sind ein weiterer Beweis dafür, wie gut man sich diverse Genre-Einflüsse zu eigen gemacht hat.
Gastmusiker Nicola Manzan streicht die Violine oder Mauro Dix Franceschini sorgt mit seinen Percussion-Instrumenten für zusätzlichen Druck in der Rhythmik. Simone Tesser erweist sich abermals als ein schon brillant zu nennender Sänger. Emotionen werden groß geschrieben. Er kann einerseits sanft wie ein Lamm klingen und andererseits bringt er den Hörer mit seinen schon aggressiven Vocals an den Rand des Wahnsinns.
Wahnsinn ist auch, was die Musiker auf ihren Instrumenten auf die Beine stellen. Zwischen einschmeichelnd-balladesken Figuren, rockigen Massagen und monströsen Klangkollagen kennen die Leute von Bleeding Eyes quasi keine Grenzen. Immer wieder werden geschickt bluesige Ausläufer wahrgenommen und die gesamte Combo kann obendrauf auch noch Musik in epischem Format bieten.
Die sowohl in italienischer wie auch englischer Sprache gesungenen Texte ergeben eine Einheit. Die Muttersprache der Gruppe passt genauso gut zu den Klangspielereien wie Englisch. Okay, der Opener "La Chiave" und "Full Fledged" sind epische Stoner Rock-Naturkost-Werke der hellhörig machenden Art. Der Beginn hat die Wirkung eines Arschtritts, zeigt allerdings noch lange nicht, was die Band noch zu leisten vermag. "Full Fledged" hat gar sinnliche Momente und dann auch einen Drive, dem man sich nicht entziehen kann. Das Outro ist ein Genuss für die sentimentalen Sinne.
Das Titelstück "Gammy" hat man wohl bewusst ans Ende der Platte gesetzt. Da gibt es Parallelen zum Vorgänger. "From Now On It Can Only Get Worse" hat ein Geschwister bekommen. Etwas über neuneinhalb Minuten ist "Gammy" die Vollendung dessen, die Zusammenfassung aller Arten von Auswüchsen, die Bleeding Eyes zu bieten in der Lage ist. Ein Epos, für das es sich alleine schon lohnt, die Scheibe zu besorgen.
Klanglich tiefliegende Gitarren schaffen ein düsteres Ambiente. Dann wird die Szenerie von ansteigender Dramatik und zunächst Zeitlupentempo geleitet furchterregend. Die Musik entwickelt sich zu einem cineastisch-apokalyptischen Endzeit-Monolog und immer wieder durch Breaks zerrissen, kann der Hörer nicht erahnen, was noch folgen wird. Psychedelische Weltraum-Formen, unterlegt von vokalen Improvisationen, erinnern an die härtere Gangart von, Øresund Space Collective.
Bleeding Eyes ist eine der dramatischsten Bands, die einen schwindelig spielen können. "Gammy" ist gut, nein, sehr gut.
Line-up:
Lorenzo Conte (drums, backing vocals)
Marco Dusin (bass)
Simone Tesser (vocals)
Jason Nealy (guitars)
Nicola Anselmi (guitars)
Tommaso Mantelli (effects)
Additional Musicians:
AMA (sonic invasions)
Nicola Manzan (violin)
Alessandra Perozzo
Mauro Dix Franceschini (percussion)
Luca Ferrazza (vocals)
Alberto Silvestrini (vocals)
Tracklist |
Side A:
01:La Chiave (3:37)
02:Amaro Tez [O.O.D] (5:08)
03:Kevin's Space (3:50)
04:A Fistful Of Dynamite (4:58)
05:Lacrime Fiume Sangue Dolore (5:37)
Side B:
01:Full Fledged (5:09)
02:Demon Haze (5:35)
03:Ama-Rosa (4:31)
04:Keep Calm And Fail (2:14)
10:Gammy [Extended Version] (9:35)
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