The Blues Band / Homage
Homage Spielzeit: 67:56
Medium: CD
Label: Repertoire Records, 2014 (1993)
Stil: Blues, Rhythm'n'Blues


Review vom 26.06.2015


Markus Kerren
Der Gitarrist und Co-Sänger Dave Kelly beschreiben die beiden - der jetzt vorliegenden Scheibe "Homage" - vorangegangenen Releases Back For More (1989) und Fat City (1991) als die Alben, durch die The Blues Band erwachsen wurde. Was wir auch gar nicht in Frage stellen wollen, aber dennoch war es ganz offensichtlich ebenfalls der Fall, dass sich viele Fans der ersten Stunde nicht so recht an den neu eingeschlagenen Sound gewöhnen bzw. damit glücklich werden konnten. In der Regel schlagen sich solche Umstände dann auch immer empfindlich in den Verkaufszahlen nieder, was natürlich für jeden professionellen Musiker einem Schlag ins Kontor gleich kommt. Zumindest damals, Anfang der neunziger Jahre, als man mit Studioalben noch richtiges Geld verdienen konnte - falls die Platten auch gekauft wurden, wohlgemerkt...
Der Blues Band selbst konnte diese Problematik natürlich ebenfalls nicht entgangen sein, was (auch wenn die offizielle Geschichte seitens der Band etwas anders lautet) zu dem einzig logischen Entschluss führte: Back to the roots. Auf "Homage" aus dem Jahr 1993 war folgerichtig keine einzige Eigenkomposition vertreten, Bläser waren nur noch vereinzelt zu hören, der deutlich poppigere Zeitgeist-Sound Geschichte und es wurden Coversongs alter Helden der Marke Willie Dixon, Muddy Waters, Jimmy Reed und, und, und.. aufgenommen. Sehr schnell deutlich wird hier die Tatsache, dass sich die Band wieder voll in ihrem Element befindet. Die stark abgespeckte Produktion tut ihr Übriges zum Gelingen bei.
Nicht nur bei "How Can A Poor Man Stand Such Times And Live?" besticht der soulige Gesang Dave Kellys, der bei der erwähnten Nummer sogar etwas an den von Ray Charles angelehnt ist. Und dass der Mann hier mit seiner Slide Guitar ebenfalls eine (vielleicht nicht reißerische, aber unglaublich gefühlvolle) grandiose Vorstellung abgibt, sollte keine Überraschung darstellen. Wobei ihm Paul Jones mit seiner Harp in nichts nachsteht. Schließlich legt auch noch Tom McGuinness ein Gänsehautsolo oben drauf. Einer der ganz starken Tracks dieser Scheibe, auf der es übrigens auch keinen einzigen Ausfall zu beklagen gibt. Ein bisschen schade finde ich lediglich, dass "Sweet Home Chicago" soundmäßig etwas abzufallen scheint und anders klingt, aber das ist dann schon Jammern auf hohem Niveau.
Und so wechseln sich also sehr bekannte ("Rolling And Tumbling", "C. C. Rider", "Sweet Home Chicago" oder "You Shook Me") mit vielleicht weniger bekannten ("Honest I Do", "Mean Old World", "That Same Thing") und mir bis dahin völlig unbekannten ("Work Song", "How Can A Poor Man Stand Such Times And Live?" und "Fine Brown Frame") Songs ab, gebracht von einer nach wie vor hervorragend funktionierenden Band, die hörbar Spaß an dem hat, was sie gerade tut.
Mit "Mean Old World" ist sogar noch ein Bonus Track vertreten, der auf dem Original-Album nicht enthalten war. Ein Outtake also, das es damals nicht auf die Platte schaffte, gesungen vom Lead-Gitarristen Tom McGuinness, der auch schon für "I Ain't Got You" den Gesang übernommen hatte. Bei den Gästen bin ich erneut von dem Pianisten Bob Hall äußerst positiv beeindruckt, aber auch Jools Holland macht auf zwei Songs am selben Instrument eine richtig gute Figur.
Wie bei den beiden Vorgängeralben ist auch der neuen CD-Ausgabe von "Homage" ein ausgiebiges Booklet beigefügt, das die Entstehungsgeschichte des Albums sowie Angaben zu sämtlichen darauf vertretenen Tracks enthält. Die Versöhnung mit den Fans war damals vorprogrammiert und auch heute noch hat die Scheibe einen sehr guten Ruf. Zu Recht, denn hier macht The Blues Band genau das, was sie offensichtlich am besten kann: Blues- sowie Rhythm'n'Blues-Nummern anderer Künstler neu aufgreifen, aufpeppen und gekonnt in die Gegenwart transportieren.
Line-up:
Paul Jones (harmonica, lead vocals - #1,3,5,7,8,11,14)
Dave Kelly (rhythm & slide guitars, lead vocals - #2,4,6,8,9,12,13)
Tom McGuinness (acoustic & electric guitars, lead vocals - #10,16)
Gary Fletcher (bass, acoustic guitar, background vocals)
Rob Townsend (drums & percussion)

With:
Jools Holland (piano & organ - #1,11)
Lou Stonebridge (organ - #2,12, accordion - #8)
Jona Lewie (piano - #3,5)
Bob Malc (piano - #4)
Peter Filleul (piano - #6,13, organ - #13)
Bob Hall (piano - #8,10,14)
Mike Paice (saxophone - #3,5)
Liz Kitchen (percussion - #9,14)
Fiona Hendley (background vocals - #3,5)
Lari Myakicheff (background vocals - #14)
The Kokomo Singers (background vocals - #6)
Tracklist
01:Let The Good Times Roll
02:I Go Crazy
03:Temperature/Fever (Medley)
04:Rolling And Tumbling
05:C. C. Rider
06:How Can A Poor Man Stand Such Times And Live?
07:Work Song
08:Honest I Do/Send Me Some Lovin'/Rainin' In My Heart (Medley)
09:That Same Thing
10:I Ain't Got You
11:Fine Brown Frame
12:I Can Tell
13:You Shook Me
14:Wang Dang Doodle
15:Sweet Home Chicago
16:Mean Old World (bonus track)
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