The Blues Overdrive / Clinch!
Clinch Spielzeit: 40:22
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2015
Stil: Blues

Review vom 28.07.2015


Joachim 'Joe' Brookes
2012 kam das Debüt der dänischen Band The Blues Overdrive auf den Markt. 2015 gibt es den Nachfolger in Form von "Clinch!". Ein Album, mit dem das Quartett aus Kopenhagen garantiert nicht auf Streit aus ist. Viel eher passt ein positiv ausgelegter Clinch aus dem Boxsport. "Clinch!" umklammert einen und es gibt keinen Ringrichter, der den Hörer und die Platte trennen kann.
Gut so, denn was sich The Blues Overdrive beim vorliegenden Album mit zehn Songs und einer Gesamtspielzeit von knapp über vierzig Minuten gedacht hat, ist »[...] mixing elements from the classic Chicago blues to trance-like and hypnotic delta grooves [...].« Mit dem Opener "Pistol Blues" und dem folgenden "Rolling Thunder" könnte man zur Normalität des Alltags zurückkehren. Nichts, was die Blues-Welt auch nur annährend aus den Angeln heben könnte. Okay, die Eröffnung ist schon hypnotisch. Vielleicht vergleichbar mit einem J.J. Cale, der vor einer größeren Menge "Cocaine" sitzt.
Bei "Rolling Thunder" schert sich die Band einen Dreck um Energiesparmodi oder dergleichen. Gas geben ist angesagt. Das Stück rockt gut, schafft es aber nicht, einen ganz vom Hocker zu werfen.
The Blues Overdrive hat die Dramaturgie von "Clinch!" ganz geschickt aufgebaut. Der "Three Time Lover" wartet mit einem gekonnten Chicago-Shuffle-Groove auf und die beiden Band-Gitarristen (Martin Olsen/Andreas Andersen) sowie Duke Robillard schrauben mit ihrer Fingerfertigkeit die Hörer-Laune höher. Auch wenn "Woman In Love" zunächst sehr entspannt im J.J. Cale-Modus daher kommt, gibt man der verliebten Frau doch eine persönliche Note. Duke Robillard taucht dann noch ein zweites Mal auf. "Daughter Of The Devil" von John Nemeth gibt er seinen persönlichen Stempel. Scharf angemachte Gitarrenklänge sind der Kontrast zu einem relaxten Groove-Rhythmus. Bassist Thomas Birck und Lars Heiberg (Schlagzeug) sind ein klasse Team.
"Lay Your Burdon Down" setzt Maßstäbe. Hier werden fast alle Vorräte an Trance und Hypnotik ausgegossen. Einen derartigen Erguss hätte man The Blues Overdrive wohl nach den ersten Tracks nicht zugetraut. Dieses Retro-Psycho-Happening dauert dann auch über sechs Minuten, in der jede Sekunde seine Berechtigung hat.
Der zweite Gast soll nicht unerwähnt bleiben. Joel Paterson kommt aus Chicago und ist bei den Combos The Modern Sound, The Western Elstons, Shake 'Em On Down oder Devil In A Woodpile aktiv. "Cherry" ist Trance mit Lap Steel und einem Rote-Wangen-Melodie-Faktor. Nicht schlecht, Herr Specht! Was The Blues Overdrive auf "Clinch!" zusammenbringen ist mehr als lobenswert.
Nach einem Platten-Durchgang möchte man mehr. Die Wiederholungstaste ist aktiviert und schon entwickelt sich die CD zu einem Land der noch nicht gemachten Entdeckungen.
Hat man sich bei "Living Here Without You" zunächst auf die Gitarren konzentriert, stellt man schließlich noch fest, dass die Nummer über einen verkappt-leichten Reggae-Rhythmus verfügt. Fleißig wie ein Eichhörnchen sammelt die Gruppe Punkt für Punkt.
Nicht nur hier lasziv von Martin Olsen gesungen, geht es in "Aurora" wohl nicht um das Polarlicht, sondern um eine Frau, mit einem auch im Blues oft zitierten Verhaltensmuster:
»[...] Aurora, Aurora what's going on there in your mind
Tried to make you happy little girl
But you treat me so unkind. [...]«
The Blues Overdrive setzt mit "Clinch!" ein Karussell an 12-Takter-Varianten in Gang, das sich nicht um Funk, R&B oder Soul, sondern Trance und hypnotische Sounds dreht. Sehr gelungen. Kompliment!
Line-up:
Martin Olsen (vocals, guitars)
Andreas Andersen (guitars)
Thomas Birck (bass, Resonator)
Lars Heiberg (drums, percussion)

With:
Duke Robillard (guitar - #3,5)
Joel Paterson (lap steel - #7)
Tracklist
01:Pistol Blues (3:48)
02:Rolling Thunder (3:27)
03:Three Time Lover (3:22)
04:Woman Of Love (3:44)
05:Daughter Of The Devil (4:10)
06:Jealous (3:08)
07:Cherry (3:59)
08:Lay Your Burdon Down (6:16)
09:Living Here Without You (4:28)
10:Aurora (3:59)
(all songs written by Martin Olsen except #5 by John Nemeth)
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