"Mensch Helga, wir sollten mal wieder auf ein Konzert gehen. Hab richtig Lust auf gute Musik."
"Aber Hans, wir waren doch dieses Jahr schon auf einem Konzert. William Rollings war doch stark. Wir unter Abertausenden und so nahe am Ausgang, dass wir schnell wieder am Auto waren, als der große Run nach dem Konzert einsetzte. Und überleg mal, was wir für ein Glück hatten überhaupt eine Karte zu bekommen. Innerhalb von weniger als fünf Stunden waren alle Tickets vekauft."
"Stimmt Helga, und dann unterwegs der geile Stopp an der Raststätte. Ich hatte ja so einen Durst und meine Blase erst.... Kein Durchkommen zu den Getränkeständen oder den Toiletten. Schade war nur, dass die Bühne so weit von uns entfernt war. So richtig gesehen haben wir ihn ja nicht und dann die beiden Riesen da vor uns. Und dann der Depp, der dich dauernd angerempelt hat. Na ja, ging den anderen Tausenden sicher ähnlich. Vielleicht sollten wir doch zu Hause bleiben, denn dieses Konzert hat meine halbe Hartz IV Überweisung aufgefressen."
Schade Helga und Hans. Musiker zum Anfassen und zum 'richtig' erleben, Essen und Trinken, welches von flinken Händen gar an den Tisch gebracht wird, saubere und erreichbare Toiletten und Preise, die auch einem Hartz IV Empfänger gerecht werden....
All das gibt es jederzeit ganz in der Nähe des Wohnortes. Man muss nur hingehen (wollen), auch wenn man die Band vielleicht noch nicht kennt. Verlasst euch auf die Clubbesitzer, denn die wissen wen sie buchen und tun das im Übrigen nicht, um sich die Musik selbst anzuhören. Nein, das machen die auch für euch beide. Damit ihr Musik genießen könnt, nicht meilenweit von der Bühne entfernt stehen müsst, nicht auf Speis und Trank verzichten müsst und eurem Budget tut das auch nicht weh.
Schade dass ihr am Freitag wegen William Rollings kein Geld mehr hattet. Muss vielen so gegangen sein, denn von den ca. 63000 Frankenthaler waren gerade mal geschätzte 90 bis 100 Leute in der Krone um eine 1A Band zu sehen und zu hören. Schade auch, weil ihr mit diesen Musikern sogar reden hättet können, ihnen die Hand schütteln und euer Konzertticket signieren lassen konntet. Wir haben das alles für euch erledigt. Und zum ersten Mal in unserer 'Berichterstatter'-Karriere haben wir freiwillig den Eintrittspreis bezahlt. Nicht weil wir in Geld schwimmen, nein, weil wir ein Engagement wie das der Krone und der freiwilligen Helfer dort unterstützen möchten, damit euch auch in Zukunft gute Musik hautnah präsentiert werden kann.
Barry McCabe heißt der Künstler, den Helga und Hans verpasst haben. Barry kann als Freund unseres Magazins bezeichnet werden, denn dies ist nicht der erste Bericht über ihn.
2003, 2004 und auch in diesem Jahr waren wir auf seinen Konzerten. Wir haben ihn interviewt und ihn in den Focus gestellt.
So war es eigentlich nur logisch, dass wir nach Frankenthal düsten, um den Meister des Celtic Rock zu erleben und auch ein paar Worte mit ihm wechseln zu können. Barry wünschte nicht nur den anwesenden Gästen eine frohe Weihnacht. Im Gespräch schloss er auch uns und unsere Leserschaft mit ein, was ich an dieser Stelle an euch weitergebe.
Wie erwartet, betrat Francis McIlduff als erster die Stage, schnappte sich seine Uilleann Pipe und sorgte damit auf Anhieb für irisches Flair - ja irgendwie schmeckte das deutsche Pils plötzlich nach Guinnes.
Halt und Korrektur: Nicht Francis McIlduff sondern Jack Mc Illduff, betrat die Bühne. Jack hat seinen Bruder Francis vertreten. Und das tat er ohne Fehl und Tadel.
Nach dem Intro enterte der Rest der Band die Bretter (die normalerweise die Welt bedeuten) und los ging es mit einem Gig, der uns überwiegend als bluesbetonter Rock'n' Roll im Gedächtnis haften blieb. Immer wieder Zwisprache Gitarre-Dudelsack und wenn Jack die Pipe zur Seite legte und zur Low Whistle griff, verstärkte sich das 'Irish Feeling' sogar.
Seine musikalische Inspiration hat Barry vom wohl berühmtesten Musiker des Landes, Rory Gallagher und so widmete er ihm auch eine Nummer: "The Emigrant". Celtic Blues'n Rock'n Roll hieß die Marschrichtung und obwohl das Publikum mit Tischen und Stühlen verwöhnt wurde, zappelte es überall. Wer stand, war eh' 'zwangsweise' in Bewegung, denn wenn Barry seine Soli zelebrierte, Sean Maguire seinen Viersaiter beackerte, Frankie Vee die Tasten rauf und runter wieselte und Ronald den Fellen und Becken einheizte, stellte sich Bewegungsdrang von ganz alleine ein.
Der Vorweihnachtszeit angemessen gab es mit "Santa Claus Is Coming To Town" auch einen Weihnachtsrocker und in der zweiten Zugabe wurde dann eine "Run Run Rudolph"-Rock'n Roll Version geboten. Aber es gab auch 'ruhige Momente'. Teilweise mit Barry ganz alleine on stage während des akustischen Sets, oder aber bei dem 'Überblues' "Full Moon On Main Street" von James/Lindsey.
Auch die Band hatte Spaß am Gig, denn Barry involvierte die Zuschauer immer wieder, ließ sie mitsingen und ein Gast durfte gar seinen Finger in das Slideröhrchen stecken und wurde von Barry über die Saiten gelotst. Vielleicht war es eine Anspielung auf Helga und Hans als Barry sagte: "Die Krone ist ein toller Club. Seid froh darüber - nicht jede Stadt hat einen Club wie diesen".
Meine Lieblingsnummer "One Of These Days" wurde im Anschluß an den Akustik-Set gespielt. Highlights auch - wie immer - die Cover von Grand Funk's "Some Kind Of Wonderful" und "Oh Well" von Peter Green.
Zwei mal kam die Band auf die Bühne zurück, weil es die Besucher lautstark einforderten. Beendet wurde dieser tolle Gig mit dem Beatles-Titel "Get Back". Ich bin sicher, wer Barry McCabe an diesem Abend in der Krone erlebt hat, wird bei einem eventuellen Besuch der Iren wieder vorbei kommen.
Vielleicht sehen wir dann ja auch Helga und Hans.
Bilder vom Konzert
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