Bolt Thrower sind schon ein Phänomen. Seit 2005 gab es keine Scheibe der Briten, und auch vorher entsprach die Veröffentlichungsgeschwindigkeit eher dem Tempo eines alten Panzers als dem eines Düsenjets, sprich: meistens alle drei Jahre erschien etwas.
Trotzdem waren in manchen Locations die Tickets innerhalb von 48 Stunden ausverkauft. Okay, es waren nur kleine(re) Clubs gebucht, dennoch, für eine recht 'faule' Death Metal-Band ist das schon schnell… andere würden wahrscheinlich kaum noch Leute ziehen…
Wir wollten uns das auch nicht entgehen lassen, war doch der letzte Clubgig der 'Bolzenschleuderer', bei dem wir anwesend waren, 2002 gewesen - dazwischen hatten wir sie auf dem Rock Hard 2012 gesehen.
Zumal auch dieses Mal das Package insgesamt interessant war. Vor allem, weil im letzten Tourdrittel Vallenfyre dabei waren, was nicht nur für uns Premiere bedeute, sie zu sehen, sondern auch laut Ansage sogar die erste Tour der Band war… wobei sie hinterher noch ein paar kleine Headliner-Dates hatten.
Doch erst einmal war Warten angesagt. Einlass sollte eigentlich um 18 Uhr sein und Beginn 19 Uhr. Warum auch immer, ging die Tür erst kurz nach 19 Uhr auf. Nur einer der beiden Eingänge, was ich taktisch unclever fand, denn man hätte diejenigen, die sich bereits ein Bändchen geholt hatten, ruhig durch die andere hineinlassen können. Nun ja…
( Andrea)
Ja, Bolt Thrower waren, sind und bleiben einfach eine der besten Death Metal-Bands dieser und wahrscheinlich aller dem Imperator unterstehenden Welten… wer's nicht versteht, einfach mal "Warhammer 40K" lesen. Und ja, eine faule Saubande sind sie. Aber es zeugt von Qualität und Fanfreundlichkeit, wenn einerseits die Fans immer noch so loyal gegenüber ihrer Majestät sind, im Gegenzug immer 110% auf der Bühne und am Merch gegeben wird.
Und ja, dass der Einlass schleppend ging, war eher suboptimal. Ich tippe mal darauf, dass der Getränkebetreiber vor dem JUZ irgendwie die Finger im Spiel hatte und deshalb etwas später geöffnet wurde, weil der Umsatz gerade so gut lief… aber das ist nur meine Vermutung.
( Jens)
Um 20 Uhr legten Vallenfyre los, die 2010 gegründete Band, mit der Gregor Mackintosh ( Paradise Lost) zurück zu seinen Wurzeln geht, also Death Metal mit einem Schuss Crust und Doom Metal. Der dreadlockige Brite übernahm live nur den Posten des Sängers - schade, ich mag sein Gitarrenspiel. Doch es zeigte sich bald, warum. Denn die Rolle des Frontmanns füllt er (noch) nicht so ganz aus und mit Gitarre zusätzlich wäre er wahrscheinlich überfordert gewesen. Auch so fehlte es ihm an Präsenz, daran muss er noch arbeiten. An der Musik Vallenfyres gibt es jedoch nichts zu meckern und sie brachten die fiesen Songs, die auch mal Blastparts und doomige Momente beinhalteten, recht ordentlich rüber. Ein guter, knapp dreiviertelstündiger Auftritt (jedoch mit Luft nach oben - aber das kann ja noch werden…), der für Stimmung sorgte und eine relativ gefüllte Halle (was ich persönlich angenehmer fand als den späteren Füllungsgrad).
( Andrea)
Alles in allem war es schon ein guter Auftritt. Auch wenn man merkte, dass Greg sehr unsicher auf der Bühne agierte und sich scheinbar auch nicht selbst hörte. Gut war es dennoch. Schlecht hingegen war der Drummer. Gerade bei den crustigen Uffta-Uffta-Parts merkte man doch, dass da die Power fehlte. Da hätte es doch entschieden mehr Wumms benötigt.
( Jens)
Um 21 Uhr folgte das deutsche Death Metal-Urgestein Morgoth. Sie waren laut Aussage von Fronter Marc Grewe zum ersten Mal seit 25 Jahren wieder in Andernach und es schienen tatsächlich welche aus dem Publikum auch damals schon dabei gewesen zu sein. Coole Sache. Wir hatten Morgoth bisher nur auf dem Rock Hard 2011 gesehen und dort nur teilweise, weil wir vor dem Platzregen flüchteten… nun gut, DAS kann in einer Halle nicht passieren.
Marc fand ich persönlich auch an diesem Abend nicht wesentlich sympathischer als damals, doch seinen Job als Frontmann kann er. Die Truppe bot (mehr oder weniger) Old School Death Metal aus den frühen EPs und Scheiben, z. B. "Resistance" von der "Odium". Das wurde von den Fans knapp eine Stunde lang gefeiert, es gab einen kleinen Moshpit und einige Crowdsurfer.
Beiden Vorgruppen wurden also fair behandelt, hatten guten Sound und ordentliche Spielzeit. Falls es Auflagen gab, dann eher in der Richtung, dass das Merchandise nicht zu teuer sein darf, denn darauf legen Bolt Thrower Wert - was wie immer dazu führte, dass statt einem Shirt für 30 bis 35 Euro oft drei für jeweils 12 rausgeschleppt wurden. Zumal der Verkauf exklusiv bei den Touren stattfindet. Dieses Mal war das Gedränge jedoch nicht so groß wie beim Rock Hard 2012 - zumindest nicht vor dem Stand…
( Andrea)
Sooo unsympathisch fand ich den Marc jetzt nicht. Was man ihm attestieren muss: Der Bursche hat sein Publikum fest im Griff. Und auch der Rest der Band hatte sichtlich Bock drauf, das JUZ in Schutt und Asche zu legen. Die Songauswahl war top, sogar das neue Material machte verdammt Laune. Da freut man sich schon auf die neue Scheibe.
( Jens)
Als eine halbe Stunde später die Majestäten loslegten, wie üblich mit dem dramatischen "Battle For Britain"-Intro, und wir währenddessen hineinstürmten, da wir uns draußen etwas verquatscht hatten, war das JUZ gestopft voll und zwar bis zum Mischpult. Selbst dahinter standen noch etliche. Weiter vorne entwickelte sich bald ein Schlachtkessel aus begeisterten Metallern, ob einfach nur mitbangend oder stagedivend. Das Klima in der Halle hatte endgültig was von 'schlecht belüfteter Sauna' und nach einer halben Stunde suchte ich sogar einen Platz in Türnähe, um wenigstens etwas Luft zu bekommen…
So gab es diesmal also Bolt Thrower aus der Ferne, im Gegensatz zu damals in der Batschkapp, was der Wuchtigkeit ihres Sounds keinen Abbruch tat. Mächtig walzten und bollerten die Songs aus den Boxen, egal ob Neueres, wie "The Killchain", oder Altes, wie "World Eater" oder "Cenotaph", das vielleicht neben "No Guts, No Glory" das Highlight war. Wobei es sehr schwer ist, einzelne 'Hits' herausheben zu wollen - die 'Bolzenschleuderer' sind live einfach eine Macht, egal, was sie spielen.
Karl Willets ist ein klasse Frontmann, auch wenn manche Interims-Grunzer Dave Ingram vermissen mögen. Karl hat Stimme (wobei diese auf Konserve irgendwie tiefer wirkt) und Charisma, gerade gegen Ende, als er mit nacktem Oberkörper und ausgebreiteten Armen da stand, diese Pose hatte mehr Präsenz als etliche andere Death Metal-Growler. Natürlich beschränkte er sich nicht aufs Stehen, sondern war aktiv und es schien fast, als wolle er gar nicht von der Bühne, als die anderen schon gingen.
Zwei Zugaben gab es, sodass nach circa 70 Minuten Schluss war. Länger braucht man von Bolt Thrower nicht erwarten und länger ist aufgrund der Intensität gar nicht nötig. Der 'Panzer des Death Metals' hat immer noch genug Feuerkraft und bringt die richtigen Verbündeten mit - die Fans bekamen somit eine solide ansehnliche Menge Todesblei um die Ohren geblasen - und das für nicht einmal 20 Euro. Was will man mehr? (na ja, eine neue CD vielleicht? Oder einen Live-Mitschnitt?).
( Andrea)
Bolt-Thrower sind einfach wie ein Rausch. Als würde man von einem Titan ("40K") niedergewalzt werden. Was soll ich da noch große Worte verlieren? Top-Auftritt. Eine scheinbar nie alternde Jo Bench, die nebenbei immer noch eine grandiose Death-Bassistin ist. Ein Karl Willets, der eine solch gute Laune hatte, dass er vor Freude am liebsten geplatzt wäre, ein Gitarrensound, den es nur einmal gibt und eine Spielfreude, die nicht von dieser Welt ist. Wenn ich bedenke, wie viele andere Death-Bands langweilig und völlig teilnahmslos über die Bühne wackeln, sollten diese mal ein paar Lehrstunden bei den 'Boltis' nehmen. So wird das gemacht! Hits am Stück. Und zwar durchweg, sympathisches Auftreten in allen Belangen. Und dann kann man auch ohne neue Scheibe die Fans aus der Hand fressen lassen. No Guts, No Glory. Ein prächtiger Abend. Auch wenn Bolt-Thrower nie wieder eine Scheibe veröffentlichen würden (was schade wäre), ihre Live-Auftritte werden immer legendär sein. Basta!!!
Steigern ließe sich das nur noch durch eine am Merchstand käuflich zu erwerbende, voll funktionstüchtige Mark IV-Rüstung… man wird ja wohl noch träumen dürfen…
( Jens)
Setlist Bolt Thrower |
01:Intro (Battle For Britain Theme)
02:War
03:Remembrance
04:Mercenary
05:World Eater
06:Cenotaph
07:Anti-Tank (Dead Armour)
08:Warmaster
09:Entrenched
10:This Time It's War
11:The IVth Crusade
12:No Guts, No Glory
13:...For Victory
14:The Killchain
15:Powder Burns
Encore:
16:At First Light
17:When Cannons Fade
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