Es ist jetzt circa ein halbes Jahr her, als ich die erste Demo-CD der Boogie Chillin' Bluesband in meinem Player hatte und von den Klängen, die da an meine Ohren drangen, doch sehr angetan war. Damals war es neben der Musik vor allem der Sound, der mich sofort überzeugte und in meiner Meinung bestärkte, dass dieses Album schon wesentlich mehr als ein normales Demo-Tape war.
Dieser Ansicht müssen wohl auch die Musiker gewesen sein, denn auch ihr erstes 'reguläres' Album entstand im Übungsraum und nicht im Studio. Für mich eine durchaus logische Folgerung, denn die Sound-Qualität bewegt sich auch weiterhin auf einem sehr hohen Level.
"Steeple Sessions" (welch ein treffender Name, befindet sich der Proberaum der Band doch in einem Kirchturm) macht genau dort weiter, wo sie mit der Demo-CD aufgehört haben. Die Songs werden absolut entspannt dargeboten. Die Rhythmus-Sektion groovt ruhig und präzise vor sich hin und baut ein solides Fundament für die einzelnen Titel auf. Darüber legen sich die Gitarren von Franz Vögeler und Wolfgang Bernards, der übrigens auch für die Produktion des Albums zuständig war, in perfektem Zusammenspiel, wobei sie sich bei den Solo-Parts immer wieder abwechseln.
Ganz oben im Fokus aber stehen Ingo Hemmersbach an der Harp und Andre Moeker, der über eine sehr ausdrucksvolle Stimme verfügt und sie auch sehr treffend einzusetzen weiß. Schon beim Review der Demo-CD sprach ich von »einer kompletten Einheit« zwischen den Vocals und der Mundharmonika. Das kann ich hier nur noch einmal bestätigen. Die Beiden sind eben ein perfekt eingespieltes Team.
Mit seinem ganz speziellen Harp-Spiel drückt Hemmersbach der Boogie Chillin' Bluesband seinen besonderen Stempel auf. Egal, ob bei kürzeren Fills oder ausführlicheren Soli, er weiß immer zu überzeugen. Ähnlich wie bei der Blues Band mit Paul Jones, Nine Below Zero ( Mark Feltham) oder Memo Gonzalez wird sein Spiel zum Markenzeichen der Gruppe.
Für dieses Album hat die Band vier Songs der ersten CD noch einmal neu eingespielt und verfeinert. Der Rest stammt wieder aus der Feder von einigen Blues-Legenden früherer Jahre. Doch nach wie vor überzeugt mich die Boogie Chillin' Bluesband durch ihre ureigene Interpretation dieser Titel. Das ist durchaus durchdachte und eigenständige Musik, die sehr gut rüber kommt und von großem Sachverstand zeugt.
Anspieltipps sind für mich "Baby, Please Don't Lie To Me" aus der Feder von Kim Wilson, mit seinem ruhigen, swingenden Groove und der Muddy Waters-Song "Blow Wind Blow", bei dem die Mundharmonika so richtig aus sich herausgeht. Außerdem kommen hier die beiden Gitarren nacheinander zu sehr schönen Solo-Parts. Das Ganze wird noch durch eine kurze Einlage von Bassmann Klaus Pawlitzki abgerundet.
Auf jeden Fall sollte man "Steeple Sessions" nicht nur so nebenbei als Begleitmusik laufen lassen, denn dann ist die Gefahr groß, dass so manche Feinheit im Zusammenspiel der Band verpasst wird. Und das wäre echt schade.
Nach eingehendem Anhören dieser CD würde mich jetzt noch brennend interessieren, wie die Boogie Chillin' Bluesband unter echten Live-Bedingungen abgeht, wenn der Sound etwas rauer ist und die Improvisationsfähigkeiten der einzelnen Musiker gefragt sind. So einige Titel lechzen geradezu nach einer längeren Version mit ausgedehnten Solo-Ausflügen.
Für Freunde der etwas leiseren Bluestöne ist dieses Album ein absolutes Muss.
Line-up:
Andre Moeker (vocals)
Ingo Hemmersbach (harp)
Manfred Schmengler (drums)
Klaus Pawlitzki (bass)
Wolfgang Bernards (guitar)
Franz Vögeler (guitar)
Tracklist |
01:Guard My Heart (3:32)
02:Baby, Please Don't Lie To Me (4:37)
03:Blow Wind Blow (5:29)
04:Last Night (4:35)
05:The Thrill Is Gone (4:53)
06:Calling San Francisco (4:19)
07:Everyday I Have The Blues (5:58)
08:Too Much Stuff (3:37)
09:Laying In The Alley (3:49)
10:T-Bone Boogie (4:38)
11:Hoodoo Party (3:30)
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