Booker T. / Potato Hole
Potato Hole Spielzeit: 43:42
Medium: CD
Label: Anti-, 2009
Stil: Rock, R&B

Review vom 12.06.2009


Joachim 'Joe' Brookes
Na endlich!
Ganze zwanzig Jahre dauerte die persönliche Schaffenspause des Booker T. Jones.
Berühmt wurde er mit seinen MG'S.
Steve Cropper (guitar), Donald 'Duck' Dunn oder Lewis Steinberg (bass) und Al Jackson, Jr. (drums) steckten hinter dieser Memphis Group.
Der 1944 geborene Booker T. hatte in seiner Jugend nicht nur mit Tasteninstrumenten zu tun. Holz- und Blechblasinstrumente beherrschte er ebenfalls.
Schon im zarten Alter von sechzehn Jahren war Jones Session-Musiker beim so berühmten, in Memphis ansässigen Stax Label und nach der Gründung von Booker T. & The MG's war man die sogenannte Hausband der Plattenfirma.
Folglich begleitete das Quartett sehr viele Musiker. Unter anderem waren es Carla und Rufus Thomas, Otis Redding, Sam & Dave oder Eddie Floyd.
Natürlich hatte die Band auch eigenständige Erfolge vorzuweisen. Ihr wohl größter, von zig Künstlern gecoverter Hit war "Green Onions".
Nicht unerwähnt sollten in diesem Zusammenhang noch weitere Songs wie "Time Is Tight", "Hang 'Em High" oder "Groovin'" bleiben.
Das Markenzeichen der Band war ein funky Soul/R&B und mächtiger Groove.
Anfang der Siebzigerjahre kam es zur Auflösung der Band, nicht wegen persönlicher Differenzen, sondern zeitlichen Problemen mit den diversen anderen Projekten. In der Folge stagnierte Jones in seiner Solokarriere und Cropper widmete sich unter anderem auch der technischen Seite der Musik.
1975 arbeitete man an einem Reunion-Album, allerdings wurde der Drummer Al Jackson, Jr. ermordet.
Allen bekannt sein dürfte, dass Cropper sowie Dunn am Blues Brothers-Projekt beteiligt waren und 1992 begleiteten Booker T. & The MG's, mit Anton Fig/Jim Keltner am Schlagzeug, viele Musiker bei einem Bob Dylan-Tribute im Madison Square Garden.
Booker T. selber war bei unzähligen Künstlern aus Blues, Soul, Rock usw. als Gastmusiker tätig.
Nun zu "Potato Hole", dem erst dritten Album unter eigenem Namen.
Außen vor stehen dabei die drei Platten mit seiner Frau Priscilla Coolidge, Schwester von Rita Coolidge.
Sollte man vielleicht jetzt anstelle von Booker T. & The MG's besser von Booker T. & The DBT's sprechen? Klingt in der Kurzversion doch auch gut, oder.
Für seinen vorliegenden Spätzünder hat er sich die Rocker Drive-By Truckers als Unterstützung für sein instrumentales Album ins Studio geholt.
Eines ist und wird wohl auf alle Ewigkeit unverkennbar bleiben: Sein Hammond-Sound, der stets schon sein Markenzeichen war und an dem ich immer wieder Freude habe.
R&B, Soul und Funk, dafür stand der Herr bisher. Wird es mit den Drive-by Truckers auch so sein?
Die Combo scheint sich, neben deren eigenen Platten, in eine für sie ungewöhnliche Richtung zu bewegen. Beleg war die letzte Scheibe von Bettye LaVette. Für diese Zusammenarbeit bekam The Scene Of The Crime eine Tipp-Grafik von mir.
Angemerkt sei noch, dass Booker T. bis auf drei Tracks alle Songs höchst persönlich geschrieben hat.
"Hey Ya" kommt aus der Feder von André Benjamin, aka Benjamin André, aka André 3000, einem Rapper/Hip Hopper, auch in der Band OutKast tätig. "Get Behind The Mule" stammt von Tom Waits und "Space City" wurde von den Drive-by Truckers verfasst.
Auf der Vorderseite des Digipacks hat es einen Sticker und neben der Tatsache, dass die beiden Namen Booker T. als auch Drive-by Truckers sofort ins Auge fallen, verursachen wohl die Worte »most audacious record ever« eine gewisse Verwunderung, denn das bedeutet so viel wie 'mutigste' oder 'kühnste Platte', die er jemals einspielte.
Wird bereits mit dem Opener "Pound It Out" das Fundament für die weitere Hörstrecke des Albums gelegt?
Nach wenigen Hammond-Tönen fallen die Gitarren mit Macht über den Hörer ein. Es rockt, liebe Leser, und mit einer nicht zu erahnenden Vehemenz.
Das Überraschungsmoment hat der Protagonist eindeutig auf seiner Seite. Und die verdammte eine Gitarre...
Dieser trocken-verzerrte Sound ist kein Einzelkind, denn neben den DBTs ist auch noch ein
Neil Young mit von der Partie. Hammer!
Nie war Booker T. auf einer offiziellen Young-Platte vertreten und jetzt das. Man glaubt es kaum. 1993 begleiteten Booker T. & The MG's den Mann auf seiner Tour.
Wenn man im Zusammenhang mit "Potato Hole" von Groove spricht hat dieser einen Grunge-Beigeschmack, an den man sich bestimmt erst gewöhnen muss. Allerdings geht das auch und es ist festzustellen, dass die zehn Songs nichts mit "Green Onions" oder anderen bekannten Liedern des Keyboarders gemein haben.
Dieses "Hey Ya", das Original ist mir nicht bekannt, hat den Charakter von einer Wimper im Auge... man möchte sie loswerden. Nicht so komfortabel, dieses Stück.
"Native New Yorker" rockt wie der Opener und Booker T. spielt auf seiner Hammond das, was er super gut kann. Seine Beiträge wirken wie eine ausgleichende Waagschale zum deftigen Rock.
"Nan", mit dem Hauptakteur auch an der akustischen Gitarre, ist eine herrliche Ballade, in der einfach alles stimmig ist. Feines Songwriting, gemeinsam musiziert und unter die Haut gehend, obwohl man mit fünf Gitarren unterwegs ist.
Auch "Warped Sister" kommt an die bekannte Gänsehaut heran und Waits' Song hat annähernd den gewissen Groove, wie man ihn von Blues/R&B-Nummern kennt. Lenny Castro ist der richtige Mann für diverse Handtrommel-Klänge.
Ohne Probleme kann man die Scheibe auch ein Gitarren-Album nennen, bei so vielen 6-Saitern. Aber der Titeltrack wiederum macht da eine Ausnahme und steht aus meiner Sicht auf dem obersten Podestplatz.
Die balladeske DBT-Nummer "Space City" liefert genau das richtige Ambiente zum Abkühlen.
Booker T. setzt mit seinem "Potato Hole"-Album einige Ausrufezeichen, sorgt allerdings auch für Aufregendes. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Line-up:
Booker T. (organ, acoustic guitar - #5,8, electric guitar - #5,9)
Neil Young (guitar)
Mike Cooley (guitar)
Patterson Hood (guitar)
John Neff (guitar, pedal steel)
Shonna Tucker (bass)
Brad Morgan (drums)
Lenny Castro (percussion)
Tracklist
01:Pound It Out (4:18)
02:She Breaks (4:22)
03:Hey Ya (3:53)
04:Native New Yorker (3:47)
05:Nan (2:08)
06:Warped Sister (4:47)
07:Get Behind The Mule (4:10)
08:Reunion Time (3:49)
09:Potato Hole (6:50)
10:Space City (5:38)
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