Und wieder eine osteuropäische Band auf Vic-Records, nach Sear Bliss und Sin Of Kain erneut aus Ungarn, dieses Mal mit dem etwas merkwürdig anmutenden Namen Bornholm. Denn man fragt sich, was haben Ungarn mit einer dänischen Insel zu tun, die vor der schwedischen Küste in der Ostsee liegt? Bornholm liefern netterweise die Erklärung selbst mit: Langobarden, die dort lebten unternahmen eine Reise in die Karpaten und vereinigten sich im 5. Jahrhundert vor Christus mit den ungarischen Heiden.
Im heutigen Budapest gibt es wohl noch Nachfahren dieser Völkerwanderung, die sich daran erinnern und daher diesen Bandnamen bei ihrer Gründung im Jahr 2000, also gut 1500 Jahre später, gewählt haben.
Zwei der Musiker (Havancsák Gyula und Dávid Juhász) spielten auch schon bei Sin of Kain, die ebenfalls aus der gleichen Stadt stammen. Die anderen oben genannten Landsmänner Sear Bliss sind ebenfalls Bekannte - deren Trombone-Spieler Zoltan Pal wirkte hier als Gast mit.
Dadurch sind natürlich musikalische Parallelen vorhanden, wobei sich insgesamt sagen lässt, dass Bornholm auf ihrer zweiten CD "March for Glory and Revenge" (die erste hieß übrigens "On The Way Of The Hunting Moon" und erschien 2003) wie eine gut doppelt so schnelle Version von Sear Bliss klingen, meistens also rasend schnell spielen, aufgelockert durch atmosphärische Parts, z.B. beim Intro "Reconquering The Carpathians", das die CD noch recht sanft einleitet, aber nur die Ruhe vor dem Sturm darstellt, der gleich danach losbricht.
Bei aller Geschwindigkeit artet dies nie in puren Krach aus, alles ist klar und sauber gespielt, die sehr gute Produktion von Viktor 'Max' Scheer (Ektomorf, Sear Bliss) unterstützt diesen Eindruck.
Wenn man Bornholm als Black Metal einstuft, was die Band auf ihrer MySpace-Seite selbst macht, dann muss ergänzt werden, dass sie weder der rumpeligen Old-School-Variante mit miesem Sound frönen noch der Bombast-Kitsch-Seite zugetan sind, sich also vom in Skandinavien häufig vorherrschenden Stil unterscheiden.
Wobei sie sich nicht völlig von dortigen Einflüssen zeigen, diese liegen aber eher bei Bands wie Emperor auf der einen und Bathory auf der anderen Seite. Von Letzteren haben Bornholm übrigens den Song "Valhalla" für einen ungarischen Tribute-Sampler gecovert.
Ein übertriebenes Finsterlings-Image oder plakative Bilder/Texte, die bei manchen anderen Bands von mangelnden musikalischen Fähigkeiten ablenken wollen, sind hier zum Glück Fehlanzeige.
Die Lyrics beschäftigen sich meistens eher mit der heidnischen Vergangenheit (bei dem Bandnamen nicht weiter verwunderlich). Inhaltlich, optisch und musikalisch herrscht zwar eine kalte, fiese, zugleich finstere, manchmal auch majestätische Atmosphäre, aber kein Extremismus. Eher scheint man hier die Kraft eines kriegerischen Zuges der Langobarden heraufzubeschwören.
Schon beeindruckend, auch wenn meiner Meinung nach die Größe der bisher besten ungarischen Veröffentlichung in diesem Bereich, Glory And Perdition ( Sear Bliss) nicht erreicht wird. Aber Bornholm haben die Macht und das Potential, sich diesem Level zu nähern.
Wer meint, die nordische Szene, insbesondere aus Norwegen, hätte ihren kreativen Zenith überschritten, sollte nicht denken, Black Metal an sich würde kaum noch neue Impulse setzten und sich enttäuscht anderen Stilen zuwenden, sondern lieber die Ohren Richtung Ungarn aufstellen und lauschen, was von dort kommt.
Line-up:
Thorgor (vocals)
Astaroth [Péter Sallai] (guitars)
Vozargh [Zoltán Vigh] (guitars)
Hriles [Havancsák Gyula] (bass)
D. [Dávid Juhász] (drums)
Guest:
Zoltan Pal (trombone)
Tracklist |
01:Intro - Reconquering The Carpathians (2:22)
02:The Call Of The Heathen Horns (4:48)
03:From The Blackness Of Aeons (5:19)
04:Mournful Hymns (5:03)
05:Where The Light Was Born [Thule Ultima A Sole Nomen Habens] (6:18)
06:Light Burst Into Flames On The Horns Of Baphomet (6:54)
07:Deconsecrating The Spear Of Destiny (7:12)
08:Towering Clouds Over Ohe Fields Of Carnuntum (3:29)
09:Dreams Of Ages (4:44)
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Externe Links:
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