Breed 77 sind wieder da! Ganze drei Jahre mussten seit dem letzten Studioalbum In My Blood (En Mi Sangre) (2006) ins Land ziehen, bis sich die sympathischen 'Flamenco Metaller' endlich wieder in Form eines brandneuen Langeisens zurückmeldeten. "Insects" heißt das gute Stück, das nun mit schlicht schwarzem Cover und Totenschädel-Design in den Läden steht.
Gleich die ersten Klänge vom Opener "Wake Up" rütteln einen im wahrsten Sinne des Titels wach, denn die britisch-gibraltarische Truppe legt hier ein gewaltiges Brett vor. Wut und Energie werden in diesem extremen Opener gebündelt, der ganz derbe auf die Glocke haut, dabei aber die typischen Breed 77-Melodien nicht außer Acht lässt.
Ja, verdammt, ihr seid zurück, Jungs, und das ist auch gut so! Zwar hat man in der Zwischenzeit die Position am Schlagzeughocker ausgetauscht, für Adam Lewis kam Oscar Preciado, doch das ändert überhaupt nichts an der musikalischen Grundausrichtung der Truppe.
Allerdings ist man insgesamt spürbar härter und wütender geworden, was bereits die ersten drei Tracks unterstreichen, in denen es eine ganze Reihe von bitterbösen Riff-Salven auf die Löffel gibt. "The Battle Of Hatin" hält zwar auch immer wieder ruhigere, arabisch angehauchte Parts bereit, legt auf der anderen Seite aber auch richtig fiese Brachialparts in die Waagschale. Und "Revolution On My Mind" wartet mit einzelnen, ruhigeren Einspritzern auf und offenbart gegen Ende eine minimale Tribal-Drums-Einlage, die die traditionell folkige Seite der Band unterstreicht. Ansonsten wird aber ziemlich direkt auf die Zwölf geprügelt, was auch Frontmann Paul Isola so sieht: »This record is direct and straight to the point - no one's going to be left on the fence on this one… It's seriously intense - it will blow you away!«
Diesem vollmundigen Statement wird jeder beipflichten, denn das Quartett hat mit "Insects" sein möglicherweise härtestes Album aufgenommen. Hier gibt's den typischen Breed 77-Sound, allerdings ein paar Härtegrade hochgepusht, wofür die arabischen, traditionellen Klänge zurückweichen mussten. Auch gesanglich hat sich einiges getan, was die Nackenbrecher-Charakter einiger Tracks bestens unterstützt: Isola variiert seine Stimme mehr als früher, driftet gerne mal in Schrei- und Brüll-Attacken ab und fährt seine melodiöse, leicht melancholische Singstimme dafür des Öfteren zurück.
Die typischen Flamenco-Einflüsse tauchen hauptsächlich in den lebhaften, pulsierenden Rhythmen der Songs auf, sind also trotz allem immer irgendwie auch unterschwellig vorhanden. Perkussive Feinheiten findet man auch anno 2010 bei Breed 77 noch zuhauf. Viel offensichtlicher dagegen ist die überpräsente Metal-Schlagseite, die sich in Form von traditionellen Frickel-Soli und harten Riffs äußert. Dabei klingen die Jungs aber immer noch hundertprozentig nach sich selbst und erschaffen glücklicherweise keinen unstrukturierten Mischmasch ohne Sinn und Verstand.
Der Albumtitel kommt natürlich auch nicht von ungefähr: Dieser fünften Scheibe der Band liegt ein loses Konzept zugrunde, das ein kaltes, grausames, zerstörerisches Bild der Welt zeichnet, in der wir heute leben. Diese Welt, in der nur die stärksten überlebten, sei mit der Welt der Insekten vergleichbar, so Paul Isola. Zur musikalischen Umsetzung dieses Textkonzeptes passt die Steigerung von Härte und Aggression also wie die Faust aufs Auge.
Fazit: Breed 77-Fans bekommen auch anno 2010 die gewohnte Kost serviert, wenn auch nicht immer in ganz so mundgerechten Stücken, wie gewohnt. Hier muss man an der einen oder anderen Stelle vielleicht etwas besser kauen und die Bissen länger im Mund behalten - dann aber entfaltet sich die geradezu magische Wirkung dieser metallischen Mahlzeit vollends.
Wer bei dem kurzen Wechselspiel aus Flamenco-Gitarre und Metal-Axt (im Song "New Disease") jedenfalls nicht in Freudentaumel verfällt, dem ist wohl nicht mehr zu Helfen. Gleiches gilt auch für das epische "In The Temple Of Ram: Rise Of The Bugs": Dieser Song ist ein echtes Highlight, das sowohl durch traditionelle Akustik-Gitarren als auch durch hochmelodische Metal-Leads zu überzeugen weiß. Der Song enthält in der Mitte eine coole Rhythmusvariation und driftet dann irgendwann in langgezogene, getragenere Sounds ab. Ein wahres Instrumental-Meisterwerk, das das musikalische Können der Band bestens unter Beweis stellt. Dies sind aber nur zwei Beispiele für ein durchweg großartiges Album.
Anmerkung: Beim letzten Song, "Zombie" handelt es sich natürlich um die mittlerweile sehr bekannte Breed 77-Version des Cranberries-Klassikers, die vor drei Jahren bereits auf der Download-EP Look At Me Now (2007) enthalten war. Da der Song ein echter Hammer ist und in der Flamenco-Metal-Variante einige hochinteressante Facetten zeigt, ist es umso erfreulicher, dass die Band sich jetzt dazu entschlossen hat, ihn auch auf einem vollwertigen Album zu veröffentlichen.
Line-up:
Stuart Cavilla (bass)
Danny Felice (guitar, mandolin, vocals)
Paul Isola (vocals, percussion)
Oscar Preciado Zamora (drums)
Pedro Caparros (guitar, vocals)
Tracklist |
01:Wake Up (4:33)
02:The Battle Of Hatin (5:40)
03:Revolution On My Mind (4:26)
04:Insects (6:04)
05:Who I Am (5:14)
06:New Disease (4:19)
07:One More Time (4:02)
08:In The Temple Of Ram: Rise Of The Bugs (5:41)
09:Forever (4:38)
10:Guerra Del Sol (6:22)
11:Zombie (5:28)
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