Die drei Tracks der Brixtonboogie- Single befinden sich auch auf dem ersten Longplayer des in der Elbe-Metropole Hamburg beheimateten Musiker-Kollektivs und man hat ihn "Urban Blues" getauft.
Nachdem mir die Single schon zusagte, ist für das Album Spannung angesagt.
Hier sitze ich in durchaus als ländlich zu bezeichnenden Gefilden. Erhebungen sind aller höchstens Endmoränen aus vergangenen Zeiten, die Namen bekommen haben und meistens auf 'Berg' enden und nun soll ich mir den urbanen Blues von Brixtonboogie anhören. Braucht man dazu gutes oder schlechtes Wetter? So etwas wie die Hitze der Nacht?
Läuft da ein Film mit genialer Musik oder befinde ich mich nach Jahren wieder einmal in einem Club?
Muss Musik immer ausschließlich handgemacht sein, um Feeling zu haben?
Muss man immer erst ein Booklet durchstöbern, um sich Navigationshilfen für die Musik zu holen?
Nicht neu ist die Tatsache, der Blues habe nur etwas mit Traurigkeit zu tun und wenn man den Blues hat, im Keller angekommen ist, kann einen der Blues auch wieder aufbauen.
Brixtonboogie als Frischzellenkur für Gefühle, Nerven... und den Blues.
"Urban Blues" ist Doping und in kleiner wie großer Dosierung zu genießen.
"Urban Blues" ist eine rezeptfreie Depot-Medizin, in deren Kern der Voodoo zaubert und die garantiert ohne Tierversuch auf den Markt gekommen ist.
"Urban Blues" frei verkäuflich und anders.
Einige Blues-Musiker haben bereits, hier und da, in einem oder zwei Songs, völlig andere, man könnte auch sagen, gegensätzliche Genres in ihren 12-Takter einfließen lassen, um sich zu öffnen. Experimente, die mehr oder auch weniger gelungen sind.
Brixtonboogie ist da konsequenter. Die Band beherrscht das Spiel ohne Grenzen perfekt.
Eine verteufelte Gratwanderung. Flop oder Top, das ist hier die Frage. Das Jonglieren mit alten Traditionen kann auch in die Hose gehen und schon befindet man sich im Abseits.
Brixtonboogie ist ehrlich. Man zitiert und legt bei drei Songs die Original-Wurzeln offen auf den Tisch.
Brixtonboogie liebt den Blues. Puristen würden das Kollektiv vor den Kadi schleifen. Die Anklageschrift ist kurz: Entweihung einer Musikrichtung.
Brixtonboogie respektiert die Tradition und hat "Urban Blues". Der funktioniert auch auf dem Land, wo man den Kühen auf den Hintern schaut.
Krisz Kreuzer ist das Brixtionboogie-Zentrum, wobei er eine ganze Schar von Session-Musikern im Studio hatte.
Alleine schon mit den Sängerinnen und Sängern wird das Kollektiv König beim Schützenfest. Mascha Litterscheid, Trina Hamlin und Wayne Martin hatten wir schon auf der Single-CD und hinzu kommen jetzt noch Nathalie Dorra (unter anderem Udo Lindenberg) als auch eine Rap-Garde, namentlich bestehend aus Bryan Sanders, Garland 'Black' Hatten sowie Leo Slater.
Bei "Urban Blues" fallen musikalische Grenzen. Die Platte ist kosmopolitisch.
Die Dobro kommt aus den Juke Joints des Deltas und die Harp hat schon die Swamps gesehen. Musik, auch handgemacht und authentisch. Definitiv liegt der Reiz der Platte in dem gelungenen Mix, den flirrenden Sounds, die den 12-Takter begleiten und den hervorragenden Vocals. Ein Delta gibt es auch an der Elbe.
Die Aufmischung von John Lee Hookers "Hobo Travellin'" mit fetzigen Bläsern und einem sehr bestimmenden Rhythmus ist umwerfend. Funky Sounds und eine megacoole Gitarre machen den Track zu einer mehr als gelungenen Lesung.
Depeche Mode-Songs scheinen bei einigen Musikern beliebte Vorlagen zu sein. Wieder ist es Marscha Litterscheid, die mit ihrer emotionalen Stimme für Gänsehaut sorgt. Brixtonboogie ziehen "Policy Of Truth" auf links und macht einen völlig neuen Song daraus. Ein 12-Takter-Hammer!
"Left Hand Blues (Dub)" ist der Klammer-Blues des Albums und alle auditiven Signale bringen die Fußwippe, bis zur Gelenkreizung, in Aktion. Auch wenn für "Fisherman's Chant" speziell The Golden Gospel Singers aufgeboten werden, haben andere Nummern ebenfalls markante Backing Vocals-Parts, vornehmlich von Damen gesungen.
Es ist echt schwer für mich, dem Leser Anspieltipps mit auf den Weg zu geben, weil jeder Song nicht nur speziell, sondern sehr gut ist.
Auch nur annähernd Vergleichbares habe ich auf einer Platte noch nicht gehört und so ist der inspirierte "Urban Blues" bis zu diesem Zeitpunkt etwas ganz besonderes. So lange, bis Brixtonboogie, und darum bitte ich inständig, hoffentlich wieder zur Tat schreitet.
Line-up:
Krisz Kreuzer (guitars, bass, harmonica)
Oliver Schmitt (guitar, bass, keyboards)
and many more
The Voices:
Mascha Litterscheid (vocals - #2,10)
Nathalie Dorra (vocals - #4)
Trina Hamlin (vocals - #9,12)
Wayne Martin (vocals - #3,7,9,11,13)
The Golden Gospel Singers (vocals - #11)
Bryan Sanders (Rap - #1)
Garland 'Black' Hatten (Rap - #8)
Leo Slater (Rap - #3)
Tracklist |
01:Grinnin' In Ya Face (3:27)
02:Nobody But You (3:42)
03:By Myself (3:42)
04:If I ... (3:44)
05:Left Hand Blues (Dub) (4:16)
06:Hobo Travellin' (3:36)
07:Beautiful City (3:16)
08:The Way You Treat Love (4:40)
09:Love Will Do (4:00)
10:Policy Of Truth (2:55)
11:Fisherman's Chant (4:20)
12:Hey Hey (2:54)
13:Coming Home (2:36)
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Externe Links:
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