Broom Bezzums feat. The Willows / 16.08.2013 Palatina Werkstatt mit Franks Bodega, Großkarlbach
Rocktimes Konzertbericht
Broom Bezzums feat. The Willows
Palatina Werkstatt mit Franks Bodega, Großkarlbach
16. August 2013
Stil: Folk


Konzertbericht vom 26.08.2013


Sabine Feickert
Broom BezzumsBodega meets Palatina bei British Folk und lukullischen Genüssen in mediterranem Ambiente – so könnte das Motto in Großkarlbach am 16. August 2013 gelautet haben. Zwischen neuen und antiken Keramik-Amphoren, Steinskulpturen, Flechtwerk und allerlei anderem Kunsthandwerk fanden sich Franks bewährtes Bodega-Team samt etlichen zusätzlichen Helfern im großzügigen Garten der Palatina Werkstatt von Jörg Beyer ein, um dort gemeinsam eine Bühne für die erste Folk-Night in diesem Rahmen aufzubauen. Gut 200 Plätze waren an Tischen mit Stühlen aufgebaut, sollten aber dennoch nicht ganz reichen, um allen Gästen einen Sitzplatz zu bieten.
Broom BezzumsAnders als in der Bodega, waren hier die kulinarischen und optischen Elemente stärker betont und so fiel den beiden Jungs von Broom Bezzums die etwas undankbare Aufgabe zu, den musikalischen Teil des Abends zu eröffnen. »Ein bisschen Weinfestatmosphäre« kommentierte Andrew Cadie mir gegenüber am späteren Abend. Doch Andrew und Marc Bloomer schafften es, gegen zunächst noch knurrende Mägen, klapperndes Geschirr, Stromprobleme und Tageslicht anzukommen und die Gäste einzufangen und zu fesseln.
Broom BezzumsIn der Tradition des britischen (mit kleinem Exkurs in den irischen) Folk sind die beiden sympathischen Engländer, die es in die Pfalz verschlagen hat, verwurzelt. Auf ihren mittlerweile vier CDs vereinen sie Traditionals mit Eigenkompositionen, die sich ebenfalls in dieser Stilrichtung bewegen. Doch auch vor Titeln aus der jüngeren Musikgeschichte schrecken sie nicht zurück. Als Woody Guthrie-Fan outet sich Marc in einer seiner Ansagen, als er schildert, wie er den "Columbus Stockade Blues" mit drei Freunden (davon zwei illegal eingereiste Russen) im Ohr hatte, als sie - ganz in dieser Tradition - auf dem Autoanhänger eines Zuges in Frankreich schwarzfahrend ihre Reise fortsetzten – allerdings ohne zu berücksichtigen, dass sich die Geschwindigkeit der Züge seit Guthries Zeiten doch etwas beschleunigt hat.
Broom BezzumsAndrew hingegen schildert seine Verehrung für Stevie Wonder, dessen "Heaven Helps Us All" als Relikt einer dreiwöchigen Tour in einem kleinen Auto mit Kassettenrekorder Einzug ins Programm der Broom Bezzums halten durfte. Beide Stücke (genauso wie Johnny Cashs "Ain't No Grave (Can Hold My Body Down)") werden aber nicht simpel gecovert, sondern im ganz eigenen Stil interpretiert. Und der ist klasse – warm, schwungvoll und rund.
Eine ganz spezielle Note kriegt er immer dann, wenn Andrew zu seinen 'Northumbrian pipes' greift, ein Dudelsack aus Northumberland (englische Grafschaft nahe der schottischen Grenze), der durch einen Blasebalg unterm Arm des Spielers mit Luft 'befüllt' wird und einen weicheren Klang aufweist. Doch auch mit der Fiddle kann er überzeugen.
Broom Bezzums mit JadeKurz vor Ende des Broom Bezzums Sets gesellt sich dann Jade von den Willows zu den Beiden auf die Bühne, um sie zunächst bei "A Soulin'" gesanglich zu unterstützen. Auf ihren Wunsch dann noch gemeinsam 'the german song' – eine verfolkte Version von Xavier Naidoos "Und wenn ein Lied".
Mittlerweile ist es dunkel, ein Großteil der knurrenden Mägen besänftigt und nach kurzer Umbaupause übergeben Broom Bezzums die Bühne an The Willows aus Cambridge. Kennengelernt hatten sich die Musiker auf einem Festival und die gegenseitige Sympathie war so groß, dass dieser gemeinsame Gig in Großkarlbach schnell vereinbart war. Für The Willows übrigens der erste in Deutschland.
The WillowsDie 'Familienband' besteht aus Sängerin Jade und ihrem Ehemann Cliff (Gitarre und Banjo), dessen Schwester Prue mit ihrer Geige, dem trommelnden 'housemate' Steve Maclachlan und »...an unexpected find in the free-ads...« Ben Savage mit Gitarre und Dobro. Und natürlich dem Bandmaskottchen Thomas Bedlington (mit Superheldencape), der nach Abschluss des Konzerts für Fotoshootings zur Verfügung steht.
"The Willows" spielen sehr 'folkigen' Folk, der Geschichten erzählt, ruhiger und sanfter als die Broom Bezzums. Dabei schlägt rabenschwarzer, makabrer Humor immer wieder durch (kommt aber – so zumindest mein Eindruck – beim Publikum nicht wirklich an).
The WillowsMit unbewegter Mine sagt Jade ganz freundlich lächelnd beispielsweise ihr "Bella's Fury" an, ein Lied über einen banjospielenden Mann, der von seiner Frau getötet wird, mit dem Hinweis darauf, dass das Lied zu der Zeit entstand, als ihr Mann Cliff gerade Banjo lernte - »...aber wie ihr seht, lebt er noch«.
Neben den eigenen Songs halten sich "The Willows" auch an Traditionals wie beispielsweise "Love Is Teasing", das in der Version von
Shirley Collins bekannt wurde. Der (überzeugende) Schwerpunkt liegt jedoch bei Werken von ihrer ersten CD "Beneath Our Humble Soil", neben makabren auch ergreifende wie "Worker's War", das die Geschichte von Jades Vater erzählt - stellvertretend für so viele, die nach langen Jahren ihre Arbeit verloren.
Zum Abschluss, mittlerweile ist es völlig dunkel, stehen Bezzums und Willows gemeinsam auf der Bühne und es ist unverkennbar, wieviel gegenseitiger Respekt, Freundschaft und Freude an der gemeinsamen Musik sich hier zusammengefunden haben.
Line-up:
Broom Bezzums:
Andrew Cadie (vocals, fiddle, guitar, Northumbrian pipes)
Mark Bloomer (vocals, guitar, mandola, bass drum)

The Willows:
Jade Rhiannon Ward (vocals, guitar, Shruti Box)
Ben Savage (guitar, Dobro, vocals)
Prue Ward (violin, vocals)
Steve Maclachlan (percussion)
Cliff Ward (guitar, vocals )
Bilder vom Konzert
Broom Bezzums   Broom Bezzums   Broom Bezzums
The Willows The Willows   Jade mit Thomas Bedlington   The Willows
The Willows   The Willows   The Willows
The Willows   Broom Bezzums & The Willows   Broom Bezzums & The Willows
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