Aus Atlanta, Georgia stammt die Band Brother Hawk, die nicht unbedingt freizügig mit Informationen über ihre Geschichte bzw. Karriere umgeht. Aber gut, Schwamm drüber, Talk Is Cheap hatte bereits Keith Richards sein erstes Soloalbum betitelt. Der Alternativtitel dazu wäre 'Let The Music Do The Talking' gewesen, woran wir uns auch umgehend halten wollen.
Wenn man die Herkunft dieses eigentlichen Quartetts (im Line-up zu diesem Album ist als fünfter Mann auch noch Joe Brisendine an der Harmonika aufgeführt) berücksichtigt, kommt es nicht überraschend, dass wir es hier mit einer prächtigen Dosis Southern- und Roots Rock zu tun haben. Zugeschnitten ist die Scheibe bzw. deren Songs eindeutig auf den Frontmann, Gitarristen und Sänger J.B. Brisendine, aber soundtechnisch setzt sich auch der Tastenmann Nick Johns - wenn auch nicht so prägnant - sehr gut in Szene. Dass es auch insgesamt an der Güte der Musiker überhaupt nichts zu kritteln gibt, beweist schließlich der sehr starke 'Maschinenraum', bestehend aus James Fedigan am Bass und J.C. Bartlebaugh am Schlagzeug.
Die Tracks sind fast durchgehend sehr powervoll, nie aber überdurchschnittlich schnell (wie beispielsweise Molly Hatchets Flirtin' With Disaster), in extremem Maße eingängig (wie sehr viel Material von Lynyrd Skynyrd) oder lotet Extreme des Blues sowie Jazz (wie es einst bei der Allman Brothers Band der Fall war) aus. Vielmehr brodeln die zehn Songs in einer Art fiebriger Unwirschheit durch die Speaker. Womit hier keineswegs 'chaotisch' oder 'ungeplant' gemeint ist, vielmehr haben die Tracks durchgehend einen gewissen Jam-Charakter, der aber nie voll ausgespielt wird. Brisendines Stimme kommt oft unwahrscheinlich gefühlvoll und (im positiven Sinn) fast schon leidend rüber, was dieser ganzen Chose noch zusätzliche Tiefe verleiht.
Die Harmonika von (Gast?) Joe Brisendine kommt speziell im abschließenden "Scarlett" ganz hervorragend zur Geltung wird dann kongenial von der Gitarre in einem wahren Gefühlsausbruch gekontert. Stark gemacht und gut umgesetzt. Dennoch haut mich die Scheibe nicht vollständig aus den Socken, was letztendlich wahrscheinlich am Songwriting liegt. Oder aber an der zur Zeit extrem starken Konkurrenz wie etwa den neuen Werken von The Vegabonds (wird bald hier in RockTimes vorgestellt), der Adam Eckersley Band ( The Second Album) und Konsorten liegt. "Big Medicine" deshalb als weniger gutes Album zu diskreditieren wäre allerdings eine schreiende Ungerechtigkeit und auch hier liegt es wieder im Auge, äh... Ohr eines jeden Betrachters, welche Präferenzen er/sie setzt.
Fakt ist, dass doch so einiges der bereits vorgenannten Bands in den Sound von Brother Hawk eingeflossen ist. Auch die Black Crowes schielen das eine oder andere Mal um die Ecke, wenn auch etwas anders. Und genau da liegt der springende Punkt bzw. die Existenzberechtigung der vier Musiker aus dem Süden. Sie haben auf ihrem ersten Album zwar sehr viele Einflüsse verarbeitet, schaffen es auf der Gegenseite aber, ihren eigenen Sound zu kreieren und durchgängig wie sie selbst zu klingen.
Was zu sagen bleibt ist, dass Brother Hawk ein absolut gutes und ordentliches Debüt abgeliefert hat. Dass noch Luft nach oben ist, sollte als positive und motivierende Anregung verstanden werden. Wie sich die Combo live auf der Bühne anhört, kann auf der kommenden Europa-Tour im Oktober durch Deutschland, Holland, Polen, Italien, die Schweiz und Spanien in Erfahrung gebracht werden. "Big Medicine" verspricht zweifellos einen guten Abend, den der geneigte Fan (nicht nur dieses Genres) sich nicht entgehen lassen sollte.
Und vorher selbstverständlich dieses Album anchecken, denn speziell mit Nummern wie "Half Empty", dem Titelsong, "Have Love, Will Travel" sowie "Scarlett" gehen die Jungs aus Georgia eindeutig als Sieger durchs Ziel.
Line-up:
J.B. Brisendine (guitars, lead vocals)
Nick Johns (keyboards, background vocals)
James Fedigan (bass)
J.C. Bartlebaugh (drums)
Joe Brisendine (harmonica)
Tracklist |
01:Have Love, Will Travel
02:Half Empty
03:At Long Last
04:Midnight In Tifton
05:Big Medicine
06:No Room To Rust
07:L5P
08:Ghosts
09:Haywood Heartache
10:Scarlett
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