B.T.C. Blues Revue / Live And More…
Live And More… Spielzeit: 74:22 (CD 1), 23:24 (CD 2)
Medium: Do-CD
Label: DixieFrog, 2012
Stil: Blues Rock

Review vom 25.07.2012


Jürgen Hauß
Es ist noch gar nicht so lange her, dass an dieser Stelle die im November 2011 veröffentlichte letzte CD des französischen Bluesmusikers Nico Wayne Toussaint sehr positiv besprochen wurde. Und noch jünger ist das ebenso positive Review über die - wenn auch geringfügig ältere - neueste CD Sometimes The Truth von Neal Black & The Healers, auf der bereits wiederum Nico Wayne Toussaint als Gast mitgespielt hat. Und jetzt stolpere ich über das vorliegend zu besprechende Live-Album der B.T.C. Blues Revue. Bereits auf dem Cover wird die Namensgebung durch die Nennung der bereits erwähnten Musiker sowie dem weiteren Franzosen Fred Chapellier erklärt, wobei die Anfangsbuchstaben der drei Nachnamen in jeweils derselben Farbe ausgewiesen sind wie im Bandnamen markiert. In derselben unterschiedlichen Farbgebung sind im Übrigen die einzelnen Songs auf der Rückseite des Albums notiert, was bereits darauf hinweist, welcher der drei Protagonisten für welchen Song verantwortlich zeichnet, sei es als Komponist oder als Lead-Sänger. Alles klar also!
Das im Mai 2012 erschienene Album beinhaltet auf der ersten CD Songs von drei Auftritten der Musiker im Juni 2011 im L'Orange Bleue, einem 520 Plätze großen Szene-Club mit angeschlossenem Tonstudio in der französischen Kleinstadt Vitry-le-François. Beigelegt ist eine weitere CD, die ausdrücklich als 'Bonus Studio CD' bezeichnet ist und in eben diesem Tonstudio aufgenommen worden ist. Wann diese Aufnahmen eingespielt wurden, ist leider nicht dokumentiert; ich gehe allerdings davon aus, dass dies im zeitlichen Zusammenhang mit den Live-Auftritten erfolgt ist. Angesichts der kurzen Laufzeit dieser zweiten CD, kann man in der Tat nicht von einem vollwertigen Doppel-Album sprechen, sodass die Bezeichnung 'Bonus Studio CD' insbesondere auch im Hinblick auf den Preis für eine normale CD gerechtfertigt ist.
Begleitet werden die drei Namensgeber der Blues Revue von Mike Lattrell, Christophe Garreau sowie Vincent Daune; die beiden Letztgenannten ebenfalls Franzosen, oder aber - wie Mike Lattrell und genauso wie Neal Black - schon seit vielen Jahren in Frankreich lebende Amerikaner. Also ein französisches Blues-Album? Ja und nein. Die An- und Absagen auf der Live-CD sind natürlich - dem Publikum entsprechend - vorwiegend auf Französisch, wobei sich Neal Black am Ende sogar für sein schlechtes Französisch entschuldigt. Auch haben einige wenige Songs einen französischen Titel und einer wird tatsächlich auf Französisch gesungen. Ansonsten gibt es eigentlich keinen wahrnehmbaren Unterschied zwischen französischem oder amerikanischem, genauso wenig wie zu englischem oder gar deutschem Blues; Blues ist einfach international! Und das ist gut so!
Und was man zu hören bekommt, ist ein solides, abwechslungsreich gestaltetes Konzert vor begeistertem Publikum. Bemerkenswert ist, dass kein Titel des Konzertes von den seinerzeit aktuellen, oben bereits genannten Alben von Neal Black bzw. Nico Wayne Toussaint stammt. Natürlich sind die Songs selbst nicht neu, offenbar hat man sie aber gezielt für diese Aufnahmen ausgewählt und nicht einfach aktuelles Material dargeboten.
Hat Neal Black die Führung, dominiert wieder einmal seine markante tiefe Stimme, ob (lediglich beispielsweise) bei "Daily Bread", "Handful Of Rain" oder auch "I'll Fly Away". Letztgenannter Titel, durch eine herrliche 'Schweineorgel' eingeleitet und auch durchgehend untermalt, klingt schon fast nach Tom Waits, so rau kommt seine Stimme rüber. Kontrastiert wird dies durch die glasklare Solo-Gitarre - herrlich! Ohne Gesang kommt demgegenüber "Fish Drip Jones" aus, dafür aber mit interessanter Instrumentierung einschließlich der Mandoline von Mike Lattrell; teilweise meint man sogar Streicher zu hören.
Insgesamt rockiger klingen die von Nico Wayne Toussaint verantworteten Songs, bis hin zu dem herrlich flotten Boogie "Boogie-ing At L'Orange Bleue", eine Hommage natürlich an den Ort der Veranstaltung. Deutlich stärker sind hier die Tasteninstrumente vernehmbar (herrlich wiederum die 'Schweineorgel' im Schlusssong "Turning Point") und natürlich die Toussaint'sche Harp.
Dass der dritte im Bunde der Protagonisten Fred Chapellier »The world's greatest unknown guitarrist« - Roy Buchanan als eines seiner Idole verehrt, merkt man nicht nur an dem herrlichen Instrumental "Blues For Roy" (mit gut achteinhalb Minuten der mit Abstand längste Song des Albums), sondern auch an seiner Zusammenarbeit mit Billy Price - in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts Sänger bei eben jenem Gitarristen - der vorliegend die beiden Kompositionen "When The Lights Came On" und "Smart Money" entstammen, sowie letztendlich dem dargebotenen Buchanan-Cover "Rodney's Song". Alle Titel könnten durchaus von Roy Buchanan eingespielt sein, und das ist ja nicht unbedingt eine negative Feststellung!
Jeder der drei Protagonisten trägt auf der Live-CD für jeweils fünf Songs die Hauptverantwortung; genauso ausgeglichen ist die Verteilung auf der nur sechs Songs umfassenden Studio-CD, wobei auch die angesprochene unterschiedliche Charakteristik beibehalten bleibt. Insofern ist die Studio-CD nichts anderes als eine Fortsetzung des Live-Auftrittes - nur eben ohne Publikum. Die Neal Black-Darbietungen "Blues Follow You Home" und "Sunrise In Prison" stehen für die eher getragene Variante des Blues; Nico Wayne Toussaint kommt mit "Can't Sleep At Night" beinahe funkig rüber, während "Rock & Roll Woman" entsprechend seinem Titel arrangiert ist. Und schließlich beendet Fred Chapellier nach einem rockigen "Saint On The Highway" das Album mit dem stark swingenden "Memphis Connection Part 1" - nur zu gerne hätte ich noch "Part 2" gehört, doch nach gut 23 Minuten ist leider diese Scheibe schon zu Ende.
Insgesamt betrachtet, stellt die B.T.C. Blues Revue ein gutes Projekt dar, das sicherlich eine Fortsetzung verdient hat.
Line-up:
Neal Black (vocals, lead & rhythm guitar, resonator guitar)
Fred Chapellier (vocals, lead & rhythm Guitar, acoustic guitar)
Nico Wayne Toussaint (vocals, harmonica)

Mike Lattrell (piano, Hammond organ, mandolin)
Christophe Garreau (bass guitar)
Vincent Daune (drums)
Tracklist
CD 1
01:Daily Bread (5:27)
02:Ain't No Need (4:55)
03:Handful Of Rain (4:37)
04:I'll Fly Away (5:26)
05:Le Blues (5:05)
06:Blues For Roy (8:39)
07:I Was Wrong (5:42)
08:Fish Drip Jones (4:40)
09:How I Got To Memphis (3:56)
10:When The Lights Camo On (5:14)
11:Smart Money (4:09)
12:Wella Wella Baby LA (4:03)
13:Boogie-ing At L'Orange Bleue (2:35)
14:Rodney's Song (5:01)
15:Turning Point (4:44)
CD 2
01:Blues Follow You Home (4:28)
02:Can't Sleep At Night (4:21)
03:Saint On The Highway (4:19)
04:Sunrise In Prison (3:32)
05:Rock & Roll Woman ((3:22)
06:Memphis Connection Part 1 (3:04)
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