Es ist doch immer wieder jammerschade, wenn sich Bands auf dem Höhepunkt ihrer Schaffenskraft einfach so sang- und klanglos auflösen. Und Bullfrog war eine dieser (deutschen) Bands, der es haargenau so erging. Vor etwa zweieinhalb Jahren durften wir euch hier bereits das zweite Album High In Spirits vorstellen, das damals schon auf ganzer Linie überzeugen konnte. Und nun ist auch der dritte Longplayer "Second Wind" bei Sireena Records erschienen, womit das Quintett - speziell in Puncto Songwriting - noch ganz kräftig einen draufsetzen konnte, der aber leider auch ihr Vermächtnis war.
Was die personelle Seite angeht, hatten die deutschen Rocker die Rhythmus-Fraktion ausgewechselt. Hinter dem Schlagzeug hatte wieder der Bandgründer Ali Halmatoglu (heute Ali Khan) Platz genommen und der Tieftöner wurde nun von dem Produzenten der Vorgänger-Scheibe, Robert 'Topsy' Wimmer, bedient. Apropos Produktion: Diese übernahm Bullfrog für das vorliegende Album höchst selbst, sodass lediglich noch die Aufnahmetechnik und der Mix in die kompetenten Hände von Manfred Neuner und Ralf Haupt gegeben werden musste. Die Band liebäugelte eigentlich immer schon mit dem Sprung über den großen Teich und "Second Wind" sollte - nach Plan der Band - das Eintritts-Ticket dafür werden.
Wie bereits erwähnt hatten Bullfrog auf dem hier vorliegenden Album - vor allem was das Songwriting angeht - noch mal kräftig einen draufgelegt. Bereits beim Opener "G-Town Madness" werden mit einem knackigen Gitarrenriff, den anschiebenden Hammond-Sounds und richtig fett knallenden Drums keine Gefangenen gemacht. In feinster Boogie-Manier rockt sich die Band durch den Song und der Frontmann Gerd Hoch überzeugt wie beim zweiten Album mit seiner coolen und passenden Reibeisen-Stimme. Die tempomäßig etwas runter geschraubte Bridge wird neben der wuchtigen Power der anderen Musiker von diesmal neuen Keyboard-Sounds verfeinert. Ganz starker Einstieg!
Das Keyboard ist es auch, das zu Beginn von "Don't Think Of Tomorrow" eine brodelnde, spannende Stimmung aufbaut, nicht unähnlich dem The Band-Klassiker "Chest Fever". Die schiere Power des Fünfers wird auch hier trotz aller Melodiösität nicht gemindert. Dazu ein starker, einprägsamer Refrain und schon ist der zweite Gewinner im Kasten. Coole Socken, sowohl die Musiker wie auch die Songs. "Baja 'C'" ist ein feiner Groover (bei dem vor allem Gerd Hoch mit seinem starken Gesang die Akzente setzt), der umgehend von dem ähnlich ausgerichteten, aber noch viel besseren "Wake Up" abgelöst wird. Hier swingt und groovt es tatsächlich wie die Hölle und die Beine des Hörers - vorausgesetzt es fließt noch Blut darin - zappeln automatisch mit im Takt!
Sogar noch einen Tick stärker kommt die zweite Seite des damaligen Vinyl-Albums, die mit "Shit Goddamn" eingeleitet wurde. Der coole Rocker behandelt die Thematik der wohl auch damals schon allgemein um sich greifenden Lethargie und dass man doch endlich mal wieder den Allerwertesten hochbekommen sollte, um was zu tun. Ganz clever bringt Gerd Hoch das in diesem Fall aber ohne mahnenden Zeigefinger, sondern baut sich vielmehr als Hauptperson in den Song ein und bezieht somit alles auf sich selbst. Der nächste Rocker hört auf den Namen "Step On The Gas" und hinterlässt mit jeder Menge Power, starken Breaks und guten Melodien ebenso keine offenen Fragen. Der äußerst gelungene Schluss-Song "All I Know" groovt wieder auf fantastische Art in die Gehörgänge und auch der Gesang ist wieder mit hohem Geilheits-Faktor versehen.
Mit einem verschmitzten Augenzwinkern geht es bei "I Don't Care" zu. Ein Dorf zerreißt sich das Maul über das Haus da etwas außerhalb, wo fünf langhaarige, bestimmt stinkfaule, arbeitslose, garantiert rauschgiftsüchtige und ganz sicher auch geschlechtskranke Männer zusammen wohnen, die den ganzen Tag nur schlafen und dann die ganze Nacht durch auch noch 'Lärm' (Musik) machen. Herrlich! Musikalisch zusätzlich mit einem feinen Piano versehen, lockert diese Nummer die Scheibe nicht nur auf, sondern setzt auch noch Akzente.
Mein Lieblings-Track hört auf den Namen "Dreamer" und ist (ihr werdet es erraten) etwas bedächtiger, was das Tempo angeht. Eine Ballade ist allerdings was anderes. Das Piano ist wieder zur Stelle, unterstützt von einer akustischen Gitarre, bis schließlich ein machtvoller Refrain mit mitreißendem Gesang über den Hörer hereinbricht. Alleine dieser Song wäre bereits Grund genug, sich die vorliegende Scheibe zuhause ins Regal zu stellen.
Bullfrog arbeiteten im Jahr 1982 in den USA an ihrem vierten Album, als die Band wegen internen Streitigkeiten auseinanderbrach und nie wieder zusammenfand. Die fünf hier vorliegenden Bonus-Tracks wurden im (deutschen) Proberaum aufgenommen und waren für eben dieses vierte Werk bestimmt. Aufgrund der Umstände muss man bezüglich des Sounds natürlich ein paar Abstriche machen, aber ich bin überrascht, in welch' überzeugender Klangqualität die Tracks nun doch auf der CD gelandet sind. Und auch die Songs sind alles andere als von schlechten Eltern. Ein dicker Bonus also zu einem sowieso schon sehr starken Album!
Fazit kann also nur sein: Sehr geile Band, sehr geiles Album - unbedingt antesten!!!
Line-up:
Gerd Hoch (lead vocals)
Sebastian Leitner (guitars)
Robert Wimmer (bass)
Harald Kaltenecker (keyboards)
Ali Halmatoglu (drums)
Tracklist |
01:G-Town Madness
02:Don't Think Of Tomorrow
03:I Don't Care
04:Baja 'C'
05:Wake Up
06:Shit Goddamn
07:Step On The Gas
08:Dreamer
09:All I Know
Bonus Tracks:
10:Teenage Suicide
11:Little Queenie
12:Let's Get Loaded
13:It's Up To You
14:It's All Over Now
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