BunChakeze / Whose Dream?
Whose Dream? Spielzeit: 47:18
Medium: CD
Label: BunChakeze, 2010
Stil: Prog Rock

Review vom 21.11.2010


Norbert Neugebauer
Prog Rock ist ja nicht unbedingt meine Spielwiese (zumal ich bei meinen musikalischen Streifzügen in diesem Genre auf kaum mehr wirklich 'Progressives' stoße), aber wenn dann so ein hoher Erinnerungsfaktor damit verbunden ist, wie hier, dann lange ich auch gern mal zu!
Keine Ahnung, welche Spuren BunChakeze bislang in der Rockwelt hinterlassen haben, der Vorgänger, mit dem auch noch unter gleicher Bandpage firmiert wird, hieß Odin Of London und wird vielleicht den einschlägigen Fans was sagen. RockTimes-amtlich ist aber auch diese Formation bisher nicht. Drei der sechsköpfigen Odin-Besatzung sind auch hier wieder dabei, der neue Sänger heißt Joey Lugassy, ein Kalifornier, der sich u.a. mit spiritueller Musik beschäftigt. Allerdings stammt die Ur-Produktion bereits aus dem Jahr 1985/86, die Abmischung erfolgte ein paar Jahre später und das Mastering dann heuer. Weshalb die Bänder solange ungenutzt im Archiv lagen und was die Fertigstellung anno 2010 veranlasste, wissen wir nicht. Dass die sich auf jeden Fall gelohnt hat, das kann ich vornweg gleich mal sagen!
Die wohl nicht ganz ernst zunehmende Entstehungsgeschichte des Albums ist auf jeden Fall interessant, die Jungs erarbeiteten sich die Studiozeiten als Helfer beim Studioinhaber Alex Foulcer, der sich dann als Gastmusiker am Piano selbst für die Aufnahmen eingeladen hatte. Der Kontakt zu Sänger Joey Lugassy soll durch eine Anzeige zustande gekommen sein. Auch der ominöse 'forth chord' samt revolutionärer Steigerung 'fifth Chord', spielen eine Rolle. Dem Booklet-Text ist noch zu entnehmen, dass BunChakeze im Begriff sind, sich als Band neu zu formieren und da sind wir schon mal gespannt!
Aber zunächst widmen wir uns "Whose Dream?", das zu seiner Entstehungszeit wohl auch schon 'Old School Prog Rock' (hehe) war. BunChakeze wecken Erinnerungen an die frühen Pink Floyd, an Yes und an Peter Hammill oder was sonst noch so in Homeland England in den siebziger Jahren unter diesem Begriff firmierte. Genesis zu jener Zeit darf auch nicht vergessen werden. Die Mucke ist sicher auf das typische 'intellektuelle' Rock-Klientel zugeschnitten, hat aber auch genug Eier, um Grenzgänger aus anderen Fraktionen anzusprechen. Schon beim Betrachten der Booklet-Fotos kommen die Erinnerungen: Doppelhals-Gitarre, Rickenbacker-Bass, Plexiglas-Drums und dazu eine Akustik-Gitarre sowie schrankförmige Keyboards unter dem Bild von John Lennon. Und so klingt das auch: kraftvoll und treibend, verspielt und filigran, komplex und kompliziert, emotional und ergreifend, abwechslungsreich - mal mit zirpendem Synthy, mal mit folkiger Akustik-Gitarre, aber immer organisch und nie konstruiert. Die Musik ist gut ausgewogen zwischen nicht zu üppiger, mehr gitarren- als keyboardbetonter Instrumentierung und dem ausgesprochen beeindruckenden Gesang von Mr. Lugassy. Der hat vielleicht nicht den größten Stimmumfang, aber in den mittleren und oberen Bereichen da gehört er sicher zu den Könnern und passt hier bestens in das Gesamtgefüge.
Der namensgebende Song für die Band eröffnet kraftvoll das Album und ist schon mal ein absolutes Highlight - das fulminante Instrumental wäre auch bei längerer Spielzeit sicher nicht langweilig geworden! Ruhiger geht's dann beim Titeltrack zu, der sich aus melancholischen Gefilden langsam ins Dramatische steigert. (Das Thema hören wir als 'Reprise' zum Finale noch mal.) Und da macht auch "Walk In Paradise" weiter, bevor es mit "Handvoll Of Rice" etwas pathetischer wird. Beim "Flight Of The Phoenix" ist zunächst die gezupfte Stahlseiten-Akustikgitarre neben dem Gesang das dominante Element. In die absoluten Höhen schraubt sich Lugassys Stimme bei "Midnight Skies", aber auch die Backing Vocals von Colin Tench sind beachtlich. Beim treibenden "Long Distance Runner" klingelt die Zwölfsaitige, dazu gibt's schöne Harmonies (hört sich an, als wenn Tench hier die Lead Vocals übernommen hätte). Stakkato-Rhythmus auf der Gitarre und schöne opulente Gewitter-Stereo-Effekte machen "The Deal" zum nächsten Hörabenteuer. Der einzige Störfaktor für mich ist das auf Dauer recht nervige und immer wieder gleiche Phil Collins-Rundgetrommel, aber auch das sei dem Zeitgeist verziehen.
Zugegeben kenne ich nicht viele Prog Rock-Sachen aus den achtziger Jahren, folglich auch nicht deren Klangqualitäten. "Whose Dream?" tönt jedenfalls erstklassig. Die Mucke von Seinerzeit mit dem Sound von Heute - das macht absolut Spaß an den Boxen - und natürlich erst recht über die Kopfhörer. Sehr gelungen ist auch die Cover Art Work mit den beiden witzigen Figuren vor den weiten Landschaften.
Line-up:
Gary Derrick (bass, bass pedals)
Cliff Deighton (drums)
Colin Tench (guitars, synths, backing vocals)
Joey Lugassy (vocals)
Guest: Alex Foulcer (piano)
Tracklist
01:BunChakeze (1:57)
02:Whose Dream? (4:05)
03:Walk in Paradise (6:57)
04:Handful of Rice (5:10)
05:Flight of the Phoenix (6:20)
06:Midnight Skies (6:25)
07:Long Distance Runner (6:09)
08:The Deal (7:50)
09:Whose Dream? (reprise) (2:24)
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