Rocktimes: Hallo Danny, schön dich wieder in Berlin zu sehen. Wann warst du das letzte Mal hier?
Danny: Das letzte mal war es im Februar vor einem Jahr. Ich freue mich sehr, wieder hier zu sein.
Rocktimes: Hast du uns ein paar neue Songs mitgebracht, die du heute Abend spielen wirst?
Danny: Nein, leider nicht. Ich spiele heute eine Mischung aus alten und neueren Songs, sowie ein paar Coverstücke. Vor kurzem wurde ja die Live-DVD veröffentlicht, und das Programm heute ist in etwa so, wie auf der DVD.
Rocktimes: Du bist meist sehr produktiv und hast in den letzten zehn Jahren sehr viele Alben veröffentlicht.
Danny: Ja, die vergangenen Jahre waren extrem anstrengend. Ich war viel auf Tour, habe dabei viele Songs geschrieben, und die so schnell wie möglich aufgenommen.
Rocktimes: Hast du nebenbei noch Zeit, in den Städten in denen du spielt, dir die Sehenswürdigkeiten anzusehen?
Danny: Ja, das klappt schon. Hier in Berlin wohnen wir gleich nebenan im Hotel, vorhin sind wir etwas durch die Gegend gebummelt, haben im Hard Rock Café am Kudamm eine Kleinigkeit gegessen und uns anschließend das große KaDeWe angesehen. Etwas traurig war ich, dass die alte Kirche [ Anm. der Redaktion: er meint die Gedächtniskirche] in einer Rüstung steckt. Manchmal ist unser Hotel aber auch weit weg von einer schönen City, dann ergibt es sich nicht, dass wir uns etwas ansehen können. Hier in Berlin ist es perfekt, und wenn ich das nächste Mal wieder hier bin, hoffe ich, dass alle Gebäude fertig restauriert sind.
Rocktimes: Du bist mit einem kleinen Familienunternehmen auf Tour, stehst dabei zusammen mit deinem Vater auf der Bühne. Was ist es für ein Gefühl, mit seinem Vater zusammen auf der Bühne zu stehen und zu spielen?
Danny: Ich beobachte während des Konzertes gerne die Menschen im Publikum. Ich kann erkennen, dass viele verwundert sind, und einige es anscheinend auch nicht so gut finden. Für mich ist es völlig normal, mit meinem Vater zu musizieren. Es macht großen Spaß, da ich auf der Bühne, und auch sonst absolut meine Freiheit habe. Niemand aus der Familie redet mir rein oder schreibt mir vor, wie ich mich bei unseren Auftritten zu verhalten habe habe. Es war damals meine eigene Entscheidung mit meinem Vater zu spielen. Ich war zehn Jahre alt, als ich mit dem Gitarrenspiel anfing, und mit fünfzehn habe ich begonnen, mit meinem Vater zusammenzuspielen. Damals habe ich für mich den Blues entdeckt, weil man damit am besten seine Gefühle ausdrücken kann. Meine Eltern haben mich immer dabei unterstützt, und irgendwann haben wir beschlossen, als Familie zusammenzuarbeiten. Ich komme aus einer kleinen Stadt in England, und bei uns ist der Zusammenhalt noch sehr groß. Sicher hätte ich nach der Schule auch nach London gehen können, um dort mein Glück zu versuchen, aber mit der Familie im Rücken, ist eben alles viel einfacher.
Rocktimes: Deine neue DVD Night Life wurde in Holland aufgenommen. Wie kam es dazu, die Niederlande für die Aufnahmen auszuwählen?
Danny: Ein guter Freund von mir, der auch Produzent ist, hat mir mal vorgeschlagen, falls ich jemals eine DVD machen möchte, ob ich sie nicht in Holland aufnehmen lassen möchte. Er würde sich um alles kümmern, und ich brauche mich nur auf den Gig zu konzentrieren und einfach drauflos zu spielen. Der Gedanke hat mir sehr gut gefallen. Eine Show ist anstrengend genug, wenn ich mich dann auch noch um Kameras und die ganze andere Technik kümmern muss, dann ist das für uns kleine Truppe einfach zu viel. In Holland habe ich auch sehr viele Leute, die mich unterstützen. Dazu kommt, dass es nicht so weit von Deutschland, und den anderen Ländern entfernt ist. Deshalb haben wir das Angebot gerne angenommen, das Konzert war klasse und mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden. Ich habe natürlich auch daran gedacht, in Berlin aufzunehmen. Ich liebe Berlin und das Quasimodo. Leider ist es hier schwierig, die ganzen Kameras zu installieren. Man braucht vor der Bühne einen extra breiten Gang, damit die Kameras aufgestellt werden können, und die Kameraleute Platz zum Arbeiten haben. Dafür ist es hier leider zu eng. Die Bühne ist etwas schwer einzusehen, die Decke ist nicht sehr hoch, und für die ganze Technik ist auch etwas zu wenig Platz, aber vielleicht bekommen wir das irgendwann mal hin. Versteh das bitte nicht falsch, ich liebe diese Location sehr und spiele gerne hier, aber andere Clubs haben eben doch mehr Platz.
Rocktimes: Ich habe gelesen, dass du eine enge Freundschaft zu Walter Trout hast. Spielt ihr oft zusammen?
Danny: Oh ja, wir haben schon sehr oft zusammen gespielt. Er hat auf einem meiner Alben mitgewirkt, und wenn wir uns sehen, dann jammen wir immer zusammen. Das ist bestimmt schon über vierzig Mal passiert. Wir besuchen uns gegenseitig, wenn er oder ich auf Tour sind, wir nicht weit weg von einander spielen, dann sehen wir uns eigentlich regelmäßig. Er ist so etwas wie ein Mentor für mich. Vater will ich nicht sagen, ich habe ja einen, aber er ist mehr als nur ein Freund, und ich habe sehr viel von ihm gelernt. Ich finde, dass unter Blues-Musikern der Zusammenhalt auch viel größer ist, als bei vielen anderen Musikern, die Rock oder so spielen.
Rocktimes: Welche Musik hörst du denn in deiner Freizeit, und könntest du dir vorstellen, auch etwas anderes zu spielen?
Danny: Ich höre selten Rock. Bei mir gibt es nur Blues oder die alten Songwriter. Manchmal erwische ich mich aber auch dabei, wie ich intensiv Rock oder etwas anderes höre. Das ist aber sehr selten und kommt auf meine jeweilige Laune an. Ich habe auch schon versucht, einige richtige Rock-Stücke zu spielen, aber irgendwie liegt es mir nicht. Außerdem brauche ich dafür viel mehr Zeit zum Üben. Man darf nicht denken, dass jeder Gitarrist automatisch alles spielen kann.
Rocktimes: Ich weiß, dass du ein schöne Gitarrensammlung dein Eigen nennst. Welche spielst du heute, und welche sind deine Lieblingsstücke in deiner Sammlung?
Danny: Ich habe einen Sponsoren-Vertrag mit Frat King und habe heute Abend zwei Exemplare mitgebracht. Außerdem habe ich noch eine alte Stratocaster dabei, aus dem Jahre 1974. Zu Hause habe ich im Moment zweiundzwanzig Gitarren, darunter einige sehr alte. Das Sammeln von Gitarren ist praktisch mein Hobby.
Rocktimes: Du spielst im Trio, der klassischen Drei-Mann-Blues-Formation. Kannst du dir vorstellen, mit noch mehr Musikern zu spielen?
Danny: Ja, ich habe mir überlegt einen Keyboarder dazu zu nehmen. Leider hatte ich noch nicht genug Zeit, mich darum zu kümmern. Wenn ich auf Tour bin, ist es ein Vollzeitjob. Ich brauche mehr Ruhe, um Musiker zu testen, ob sie geeignet sind, und ob sie zu uns passen. Ich liebe es Bands zu hören, bei denen Keyboarder spielen. Für die Zukunft plane ich es auf jeden Fall.
Rocktimes: Kannst du dich daran erinnern, welches dein schönstes Erlebnis war, seit du dich für Musik interessierst?
Danny: Angefangen hat es damit, dass ich bei einem Festival in einem Stadion war, und dort die ganz Großen der Musik gesehen habe. Da waren Leute wie B.B. King, Stevie Ray Vaughan, Muddy Waters und so weiter, und das hat mich total gefesselt. Ich wollte unbedingt so sein wie sie. Ich habe auch mal ein Konzert auf einem historischen Marktplatz gesehen. Da waren zwar nicht so viele Leute, aber das Drumherum hat gestimmt. Das Line-up war toll, unter anderem mit Jeff Beck.
Rocktimes: Hast du schon Pläne für die Zukunft geschmiedet?
Danny: Konkret nicht, im Moment möchte ich nur spielen. Ich will einen guten Job dabei machen, damit alle die mich sehen zufrieden sind. Dann vielleicht für das kommende Jahr wieder eine neue CD. Mal sehen was die Zukunft so bringt.
Rocktimes: Was machst du in deiner Freizeit, wenn du nicht Musik spielst?
Danny: Ich habe einen kleinen Hund mit dem ich viel Zeit verbringe, ansonsten ist meine Arbeit meine Musik, mein Hobby. Ich spiele jeden Tag Gitarre, und nebenbei studiere ich neue Sachen ein. Die Stadt, in der ich lebe, hat gerade mal achtzehntausend Einwohner, da kann man nicht viel tun. Sie liegt südlich von Cambridge, wirkt alles eher ländlich und eignet sich optimal zum Motorradfahren. Vielleicht mache ich das später einmal. Ich habe auch schon mit dem Gedanken gespielt, zu angeln, aber wir essen alle keinen Fisch, und deshalb kommt das auch nicht in Frage.
Rocktimes: Könntest du dir vorstellen, in deiner Stadt einem ganz normalen Job nachzugehen?
Danny: Nach der Schule habe ich mal in einem kleinen Laden gearbeitet, um mir das Geld für eine Gitarre zu verdienen. Nein, ich könnte mir nicht vorstellen, so etwas noch einmal zu machen.
Rocktimes: Vielen Dank Danny für das nette Gespräch und viel Glück für heute Abend sowie für deine Zukunft. Ich hoffe, dass wir uns bald einmal wieder sehen.
Danny: Dankeschön, und viele Grüße an alle RockTimes-Leser.
Während Danny nach dem Gespräch unsere CDs und DVDs signiert, spüre ich Mikes Verlangen, ihm ein paar Fragen zu seinem Lieblingsthema zu stellen:
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