"Aladdin Sane" reiht sich ein in die 'Persönlichkeiten' bzw. die Alter Egos, die Bowie so 'gern' bemüht hat ( Ziggy Stardust, 'Major Tom', 'The Thin White Duke'), doch gibt es diesmal einen familiären Hintergrund. Bowie selbst hatte ja Angst 'am Rad zu drehen' und noch dazu litt sein Halbbruder an Schizophrenie. Liest man den Album- bzw. Songtitel als 'a lad insane', lässt das Rückschlüsse zu…
Auch die drei Jahreszahlen im Tracknamen geben Grund zum Rätseln - 1913 und 1938 sind klar, das sind die beiden Jahre vor den Weltkriegen. Hatte David mit WW III irgendwann in den Siebzigern gerechnet? Selbst erklärte er den Song auf einem Wohltätigkeitskonzert wie folgt: »…about young people, just before the two wars, wanting to go and screw girls and kill foreigners«.
Wie auch immer, "Aladdin Sane" ist stark mit "Ziggy Stardust" verbändelt. Weniger musikalisch aber - das Cover zeigt es - Blitz und Haarfarbe sind eindeutige Hinweise. Außerdem entstand über die Hälfte der Stücke während der Spiders From Mars-Tour 1972/1973. Der Musiker selbst meinte zum Album »Ziggy goes to America«.
"Aladdin Sane" ist rockiger als der Vorgänger "Ziggy Stardust And The Spiders From Mars" und jazziger. Das liegt am Jazz-Pianisten Mike Garson, der besonders dem Titeltrack eine besondere Atmosphäre verleiht. Sein Solo explodiert förmlich auf dem soliden Fundament, das Bass und Schlagzeug unbeirrt bewachen. Auch das relaxte "Time" erfährt durch Garsons Piano eine besondere Note. Eine Nummer, weswegen ich die Musik Bowies so liebe. Das gilt im Übrigen auch für das locker angejazzte "Lady Grinning Soul".
Das Album erreichte Platz 1 in den UK-Charts und toppte somit sogar meine Inselscheibe "Ziggy Stardust And The Spiders From Mars". Der gemütliche Schunkler "Drive in Saturday" erreichte Platz 3 auf der Insel und der wohl bekannteste Song der Platte, "The Jean Genie" gar Nummer 1. Das schaffte nur das großartige "Space Oddity", sowie einige seiner Hits der Neuzeit (ab den 1980ern). Auf Chartserfolge mag der Musikfan getrost pfeifen, denn er hat nichts davon und Massengeschmack muss nicht dem persönlichen entsprechen. Auf der anderen Seite kann es aber auch Beweis für musikalische Qualität sein. Wahrscheinlich trifft Letzteres im Besonderen für Musik aus der 'Gründerzeit des guten, musikalischen Outputs' zu (vor 1980).
Um es kurz zu machen, "Aladdin Sane" ist eine Bowie-Scheibe, die man im Regal stehen haben sollte.
Nicht ganz nachvollziehen kann ich jedoch den Sinn der "40th Anniversary Edition". Keine Bonustracks, keine sonstigen add ons, kein Booklet… Außerdem gab es 2003 bereits eine "30th Anniversary Edition". Die habe ich nicht, denke aber, dass auch diese Ausgabe remastert war. Vielleicht waren vor zehn Jahren die Lyrics nicht dabei. Die sind zwar jetzt auf dem die CD schützenden Schuber abgedruckt, allerdings so klein, dass ich sie selbst mit meiner neuen Brille nur unter erheblichem Zeitaufwand lesen könnte. Das ist nichts, Tante EMI. Aber vielleicht wird es 2023 ja besser…
Line-up:
David Bowie (guitar, harmonica, keyboards, saxophone, vocals)
Trevor Bolder (bass)
Ken Fordham (flute, saxophone)
Juanita 'Honey' Franklin (background vocals)
Mike Garson (piano)
Linda Lewis (background vocals)
G A MacCormack (background vocals)
Mick Ronson (guitar, piano, background vocals)
Mick 'Woody' Woodmansey (drums)
Tracklist |
01:Watch That Man
02:Aladdin Sane (1913-1938-197?)
03:Drive-In Saturday
04:Panic In Detroit
05:Cracked Actor
06:Time
07:The Prettiest Star
08:Let's Spend The Night Together (Mick Jagger, Keith Richards)
09:The Jean Genie
10:Lady Grinning Soul
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