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Paolo Hewitt / Bowie Retrospektive
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Die bisher größte Überraschung des laufenden Jahres bzw. das größte Comeback darf wohl zweifellos David Bowie für sich verbuchen. Nach geschlagenen zehn Jahren Funkstille erschien zunächst wie aus dem Nichts eine mysteriöse Single ("Where Are We Now?"), der ein noch mysteriöseres Album mit offensichtlich viel Vergangenheitsbewältigung folgte. Das hier zu besprechende Buch wurde dagegen schon im letzten Jahr veröffentlicht und behandelt - Album für Album - die letzten ca. fünfzig Jahre im Leben des Engländers.
Das großformatige Buch ist keine Biografie im eigentlichen Sinn, sondern sowohl ein genauerer Einblick in alle Alben (bis einschließlich "Reality" von 2003), als auch ein Fotoband. Und die enthaltenen Fotografien sind ausschließlich nicht nur sehr gelungen, sondern zeigen Bowie auch fernab der Bühne im privateren Rahmen oder im Studio bei der Arbeit. Alleine schon diesbezüglich ist dieses Buch ein wahres Fest für jeden Fan dieses Künstlers.
Aber los geht es erstmal mit einer großzügig gehaltenen Einführung von Robert Elms, der die Zeit im Sommer 1973 beschreibt, als sich ganz England - oder zumindestens ganz London - im David Bowie- (aka Ziggy Stardust-) Fieber zu befinden schien. Glam Rock war die eine Sache, unser Protagonist mit seinem damaligen Konzeptalbum und der Innovation dieses Stils aber doch wieder eine ganz andere und eigene. Hunderte - ach was, tausende - von Ziggy-Look-a-likes überströmten damals die Straßen und Parks der englischen Metropole. David Robert Jones (wie er mit bürgerlichem Namen heißt) hatte den ganz großen Durchbruch geschafft.
Aber die Seele und das Herzstück dieser knapp 300 Seiten sind natürlich die einzelnen Album-Besprechungen. Allerdings wird hier nicht Song für Song auseinander genommen, sondern vielmehr näher auf die Lebensumstände und -situationen des Chamäleons der Rockmusik zum jeweiligen Zeitpunkt eingegangen, während auch immer wieder die wichtigsten Tracks herausgehoben und näher besprochen werden. Welche Phase für den jeweiligen Fan oder Interessierten am fesselndsten ist, darf sich dann jeder Leser selbst aussuchen. Sehr kurzweilig, zeitweise gar packend und mit viel Hintergrundwissen geschrieben ist das Ganze allemal.
Nach wie vor faszinierend, wie der Musiker und Schauspieler nahezu von einem Album zum nächsten in neue Rollen schlüpfte, Musikstile wechselte und durch die ganzen siebziger Jahre hindurch seiner Zeit immer ein kleines, aber entscheidendes Stück voraus war. Hätte natürlich alles nichts genutzt, wenn die vorgelegte Musik nicht ebenfalls eine Klasse für sich gewesen wäre. Deshalb ebenso hochinteressant, welche Mitmusiker (u. a. Mick Ronson kann hier fast nicht genug gelobt werden) und Produzenten (Brian Eno zu Zeiten der sogenannten 'Berlin-Trilogie') sehr wichtig in seinem Leben und Schaffen waren.
Ich hatte es bereits erwähnt: Ein echter Leckerbissen für alle Freunde und Fans von David Bowie, aber auch für diejenigen, die es noch werden wollen. Am Schluss von "Bowie Retrospektive" finden wir dann auch noch eine erfreulich ausführliche Diskografie, die dann übrigens auch die Livealben, Soundtracks sowie ausgewählte Compilations enthält, die bei den unten aufgeführten ersten 28 Kapiteln nicht berücksichtigt wurden. Neben den Songs, Chartplatzierungen und Katalognummern der Labels findet man hier (bei den Studioalben) auch die Liste aller beteiligten jeweiligen Musiker und Produzenten.
Ein wirklich wunderschönes und sehr informatives Buch, das man nur empfehlen kann!
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