»Und trotzdem sind und bleiben sie Kult, nicht mehr und nicht weniger«, so lautete mein Fazit nach dem Konzert der Edgar Broughton Band vom 10.03.2007 in der Bluesgarage, das ich doch ziemlich nachdenklich und innerlich zerrissen miterlebt hatte.
Und dieser Satz bringt es wirklich auf den Punkt, wie die Auftritte der 'Stimme des britischen Underground' zu bewerten sind. Entweder man liebt sie, oder man hasst sie, ein 'Dazwischen' gibt es nicht. Das war schon in ihrer Hoch-Zeit vor vier Jahrzehnten so und ist bis in die Gegenwart so geblieben.
Genau diese Tatsache ist auf dem Tonträger "At Rockpalast" hervorragend festgehalten worden. Im Rahmen des Crossroads-Festivals am 24. März 2006 in der Bonner Harmonie mitgeschnitten, hat die Crew des WDR-Rockpalastes perfekt diese zwiespältige Stimmung eingefangen. In hervorragender Tonqualität gibt es mehr als siebzig Minuten viele Klassiker der englischen Anti-Rockstars auf die Ohren, bei denen die Gruppe musikalisch durchaus überzeugen kann und zudem in einem perfekten Sound musiziert, was in der Vergangenheit ziemlich selten, oder sagen wir besser, fast nie der Fall war, denn mit 'solchen Lappalien' beschäftigte sich die Band erst gar nicht.
Wie üblich bei dieser Gruppe wechseln sich auch bei diesem Mitschnitt dreckige, harte Töne mit teilweise fast stupiden Refrains ("Out Demons Out") mit zuckersüßen schmachtenden Balladen ab, bei denen es die Texte aber natürlich in sich haben. So sind Tony Blair, sowie die Machthaber in den USA immer wieder das Ziel der beißenden Kritik der Edgar Broughton Band.
Dabei sind die teilweise endlosen politischen Statements auf dieser CD auf ein geringes Maß herunter gekürzt worden, ohne ganz auf sie zu verzichten, denn Edgar Broughton ohne seine Ergüsse, wäre nicht er selbst.
So aber steht die Musik absolut im Mittelpunkt, sodass der Gig wesentlich flüssiger abläuft, als wenn man direkt vor der Bühne dabei ist und durch die überlangen Ausführungen des Bandleaders immer wieder aus dem Rhythmus gebracht wird, obwohl es durchaus lohnenswert ist, den Äußerungen über Rüstungspolitik und sinnlose militärische Aktionen zu lauschen, denn das Anprangern dieser auch heute noch hochaktuellen Themen kann ja nicht oft genug geschehen. Es ist eben alles eine Frage der Ausführlichkeit, ob das Publikum beeinflusst oder lediglich gelangweilt wird!
Über die Songauswahl habe ich mich schon bei meinem Konzertbericht ausführlich geäußert. Hier hätte ich mir persönlich mehr Songs aus dem überragenden Album "The Edgar Broughton Band" gewünscht, denn ich finde, auf Titel wie "The Birth", "House Of Turnabout" und "Don't Even Know Which Day It Is" kann man eigentlich nicht verzichten. Leider fehlt auch "Poppy", das bei dieser Tour aber definitiv gebracht wurde.
Und trotzdem verbreitet diese CD teilweise eine magische Atmosphäre. "Hotel Room" und "Evening Over Rooftops" lassen einem die Nackenhaare aufstehen, zumal das Gitarrenspiel doch wesentlich besser als erwartet rüber kommt. Und die Stimme von Edgar Broughton hat nichts von ihrer Intensität und Eindringlichkeit verloren.
"At Rockpalast" ist ein Stück Musikgeschichte, das eine der außergewöhnlichsten Bands portraitiert, die je die Bühnen Europas betreten haben. Wie gesagt, entweder man liebt sie, oder man hasst sie, ein 'Dazwischen' gibt es nicht!
Line-up:
Edgar Broughton (guitar, vocals)
Arthur Grant (bass)
Steve Broughton (drums)
Andrew Taylor (guitar)
Luke Broughton (keyboards)
Tracklist |
01:Evening Over Rooftops (6:28)
02:Anthem (5:10)
03:Speak Down The Wires (4:06)
04:The Moth (2:57)
05:Why Can't Somebody Love Me (4:44)
06:Refugee (4:34)
07:Momma's Reward (5:24)
08:American Boy Soldier (6:31)
09:Homes Fit For Heroes (4:02)
10:Dr. Spock (3:57)
11:Love In The Rain (4:18)
12:Revelations (3:15)
13:Hotel Room (4:25)
14:Last Electioneer (2:27)
15:Out Demons Out (9:09)
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Externe Links:
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