Eric Bibb / Booker's Guitar
Bookers Guitar Spielzeit: 49:27
Medium: CD
Label: Telarc Music, 2010
Stil: Delta Blues

Review vom 12.02.2010


Joachim 'Joe' Brookes
Nach einem Konzert in Englang kam ein Fan auf Eric Bibb zu und machte ihm ein verlockendes Angebot.
Der nicht namentlich erwähnte Mann könne ihm am nächsten Tag die Gelegenheit geben, auf Booker Whites Gitarre zu spielen.
Man verabredete sich für 10:00 Uhr im Hotel und tatsächlich konnte der Musiker auf diesem geschichtsträchtigen Instrument spielen.
Dieses Meeting war die Initialzündung zum neuen Bibb-Album "Booker's Guitar".
Im Endeffekt benutzte Bibb schließlich nur im ersten Track die legendäre Gitarre, die früher im Besitz von B.B. Kings Vetter war. Das nur deswegen, weil er im elfseitigen Booklet Erwähnung findet und sich Bibb bei "Tell Riley" vom King inspirieren ließ.
Hinter dem Fakt, dass der Titeltrack bezüglich des Instrumentes von Exklusivität geprägt ist, verbirgt sich, bezogen auf das gesamte Album, kein Hauch von Bauerfängerei.
Selbstredend ist die Platte ganz und gar im Bezug zum Delta Blues und der Tradition eines Bukka White und anderer Musiker zu sehen.
So stehen vor dem 12-Takter Folk und Country im Fokus der Songs, die, mit einer Ausnahme, alle vom Protagonisten geschrieben wurden.
Die Exzeption ist das sehr bekannte "Nobody's Fault But Mine" komponiert von Blind Willie Johnson. Hier verzichte ich auf eine Linkliste von Bands/Musikern, die diesen Song gecovert haben.
In Bibbs Art hat er dem Delta Blues seinen eigenen Stempel aufgedrückt.
Folglich sind seine Kompositionen schon als modern zu bezeichnen und der Stil des Künstlers ist unverkennbar.
Es wäre ein Ding, wenn der in Europa sehr bekannte Amerikaner "Booker's Guitar" mit einer Band aufgenommen hätte. Auch da steht er in der Tradition der Vorbilder.
Die Platte ist fast ein Soloalbum.
In vielen Songs saß Grant Dermody an seiner Seite und griff in den meisten Fällen zur diatonischen Harp. Allerdings kommt auch die Chromatische zum Einsatz. Dermody ist kein Unbekannter für den Protagonisten, denn er war schon auf Get Onboard vertreten.
Bibb hat den Delta-Blues gut im Griff.
Ohne Zweifel, alle Songs verfügen über Intimität und Flair. Auf seinem Instrument macht ihm so schnell kein anderer Blueser etwas vor und singen kann er auch.
Auch mit Blick auf die Rhythmik kann man dem Gitarristen kein Sandkorn ins Getriebe der Platte werfen. Dermody hat Feeling satt und bereichert die Tracks ungemein.
Über die gesamte Spielzeit von knapp fünfzig Minuten ist Bibbs Lesung des Delta Blues geprägt von einer ruhigeren Atmosphäre auf unzweifelhaft hohem Niveau.
Allerdings fehlt bis zum Ende der Platte die raue, archaische Seite der Kategorie. Darin erkenne ich einen Schwachpunkt des Albums. So gesehen ist "Booker's Guitar" lediglich eine halbe Sache.
Schade, denn bei allem, was der Musiker im Booklet zu den einzelnen Songs an Hintergrundinformationen angibt, hat die Medaille des Mississippi-Blues nun einmal zwei Seiten. Folglich steht Eric Bibb mit diesem Album leider nicht auf dem Treppchen.
Dass er die Tradition respektiert und aufleben lässt, ist lobenswert. Das Ergebnis hat dann eine sehr persönliche Sichtweise der damaligen Musik.
Wer sich damit zufriedengibt, darf blind zugreifen.
Mir ist das allerdings zu wenig. Tatsächlich kann den angesprochenen Kritikpunkt nur die Coverversion in Luft auflösen. Ausgerechnet hier gönnt er seiner Gitarre eine Pause und Dermody macht es auf der Harp richtig.
Line-up:
Eric Bibb (vocals, Booker's National steel guitar, baritone guitar, 9-string guitar, 12-string guitar)
Grant Dermody (harmonica, chromatic harmonica)
Tracklist
01:Booker's Guitar (2:53)
02:With My Maker I Am One (3:43)
03:Flood Water (4:34)
04:Walkin' Blues Again (3:19)
05:Sunrise Blues (3:04)
06:Wayfaring Stranger (4:43)
07:Train From Aberdeen (1:34)
08:New Home (3:48)
09:Nobody's Fault But Mine (2:11)
10:One Soul To Save (3:02)
11:Rocking Chair (3:58)
12:Turning Pages (2:54)
13:A Good Woman (3:15)
14:Tell Riley (3:17)
15:A-Z Blues (3:15)
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