Vor zehn Jahren hat der mittlerweile 57-jährige Eric Bibb seine erste Live-CD mit dem Titel "Roadworks" veröffentlicht. 2002 folgte die erste DVD mit dem Titel "Live At The Basement".
Wenn er im Video zu seiner aktuellen Platte sagt, dass Paris so etwas wie seine zweite Heimat ist, nachdem er als junger Mann bereits kurz in der französischen Hauptstadt weilte, sollte man doch nicht vergessen, dass er auch den hohen Norden Europas sehr mag und bestimmt einen Schlüssel für eine dortige Wohnung oder Haus hat.
"Live À Fip" ist seine mindestens zwanzigste Platte und mit der Tracklist für den Doppeldecker hat er es nicht unbedingt nötig, nur konzentriert auf 'aktuelle' Alben wie Diamond Days oder Get Onboard zurückzugreifen.
Dennoch hält er einige Tracks aus den beiden CDs parat.
Ohrenfällig ist die hervorragende Sound-Qualität der beiden Silberlinge.
Da hat eine Reihe von Leuten im März sowie Dezember 2008 ganze Arbeit geleistet.
Übertragen kann man das auch auf die ihn begleitenden Musiker. Allen voran der Trommler Larry Crockett. Was der aus seinem bescheidenen Drumset (im Video zu sehen) herausholt, ist schon à la bonne heure.
Die erste CD beinhaltet das Dezember-Konzert und die um einiges kürzere zweite Audio-Platte Teile des am 13.03.2008 aufgenommenen Gigs.
Für die beiden Auftritte hat sich Bibb mit zwei verschiedenen Gitarristen zusammengetan. Einerseits ist es Staffan Astner, andererseits Amar Sundy. Beide sind tolle Musiker und mit ihnen hat Bibb bereits auf einigen seiner Alben gespielt.
Als Bassisten hat er sich den Waterboys-Mann Trevor Hutchinson geangelt. Übrigens ist die zweite Platte basslos.
Eric Bibb serviert ein Mehrgängemenü, in dem er von Ambiente-Blues bis zum 12-Takter-Rock viel anzubieten hat.
Der Stimmungswechsel kann in den beiden unmittelbar aufeinander folgenden Nummern "In My Father's House" und "Needed Time", einem Traditional, nicht deutlicher sein. Vom rockenden Stoff aus eigener Feder zum laid back groovenden Song. Klasse Kontrast und beide Nummern gefallen, wie so vieles auf dem Album.
Live scheint durchaus eine andere Hausmarke für Bibb zu sein.
Die Rhythmus-Abteilung ist hervorragend besetzt und auch swingend unterwegs. Da weiß der Protagonist, was er an ihnen hat! Nicht selten streicht Crockett, der übrigens auch schon für eine viel schwergewichtigere Person, nämlich Popa Chubby, gespielt hat, mit den Jazzbesen über die Felle seines Minimal-Kits.
Die Stimmung auf der Bühne wie beim Publikum dokumentiert diese »no re-recording« als auch »true live record« einfach prächtig.
Von gezupftem Country Blues über typische 12-Takter bis hin zu spartanisch arrangierten Stücken können Bibb & Co. überzeugen.
Mit Bedacht wechselt Staffan Astner, der schon mit zig Musikern, wie zum Beispiel Ray Charles, Charlie Musselwhite, Kim Wilson, Rebekka Brakken oder Nils Landgren gespielt hat und mit den Lindvall-Brüdern Per als auch Sven die Band Bronk bildet, von der Akustischen zur E-Gitarre.
Stimmlich klingt Bibb auch mal ähnlich wie ein Joe Cocker ("For You"). Dass er den Blues nicht nur über sein Instrument transportieren kann, sondern auch über den Gesang, stand schon vor dem Erscheinen dieses Doppel-Albums fest.
Nach fast 90 Minuten herrlicher Live-Musik im Audio-Format erwartet den Hörer schließlich ein zwanzigminütiger Video-Appendix, der auch nicht ohne ist.
Es gibt von beiden Terminen Eindrücke aus dem Backstage-Bereich. Besonders empfehlenswert ist das spontane Duett mit Richie Havens, bei dem Bibb auf der Akustischen begleitet. Durch die eingestreuten Statements erfährt man viel über ihn und an Gig-Ausschnitten beziehungsweise Soundchecks, übrigens auch in bester Qualität, macht das Anschauen und –hören ebenfalls Spaß.
Deutlich geworden ist, so glaube ich, dass man sich diesen Doppeldecker bedenkenlos zulegen kann.
Line-up:
Eric Bibb (vocals, acoustic guitar, baritone guitar)
Staffan Astner (electric guitar, acoustic guitar - CD 1)
Trevor Hutchinson (upright bass - CD 1)
Larry Crockett (drums, percussion)
Amar Sundy (electric guitar - CD 2)
Tracklist |
CD 1:
01:Kokomo (4:56)
02:Still Lovin' On (5:20)
03:Spoken Introduction (0:59)
04:Got To Do Better (3:39)
05:Diamond Days (3:38)
06:Pockets (3:32)
07:Hold On (8:33)
08:Spoken Introdution (1:02)
09:Conneced (6:26)
10:For You (5:28)
11:In My Father's House (8:58)
12:Needed (8:57)
13:Shingle By Shingle (3:43)
14:I Shall Not Be Moved (2:27)
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CD 2:
01:Stagolee (3:22)
02:Goin' Down Slow (5:01)
03:Come Back Baby (5:07)
04:Saucer 'n' Cup (4:28)
05:Destiny Blues (4:19)
06:Don't Ever Let Nobody Drag Your Spirit Down (4:46)
video programm (20:00)
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Externe Links:
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