Joe Bonamassa
28.10.2007, Magic City Music Hall, Johnson City, NY
Rocktimes Konzertbericht
Joe Bonamassa
Magic Music Hall, Johnson City, NY
28. Oktober 2007
Konzertbericht
Stil: Blues Rock


Artikel vom 02.11.2007


Markus Kerren
Der Herbst hat Einzug gehalten in Johnson City und Umgebung. Das Laub wechselt immer schneller vom Rötlichen ins Gelbe, die Tage werden kürzer und kälter und die Nächte sind auch schon sehr ungemütlich, wenn man sie denn im Freien zu verbringen gedenkt. Der Winter steht vor der Tür und lässt schon mal leise die Ketten rasseln. All dies gilt jedoch nicht für die Magic City Music Hall (MCMH), denn in diesem Club scheint zur Zeit eine angenehm wärmende Sonne. Konnten vor einigen Wochen Gov't Mule und Grace Potter & The Nocturnals einem ausverkauften Haus mächtig einheizen, so hatte sich für den 28. Oktober kein geringerer als Joe Bonamassa angekündigt.
Mein Schwager sorgte für eine nette Überraschung, als er mich wenige Stunden vor Konzertbeginn anrief und mitteilte, dass er noch ein Ticket übrig hat und ich mich als 'eingeladen' betrachten darf. Klar, dass sich da auch der Himmel über meinem Haupt etwas erhellte. Als wir die MCMH enterten, war ich allerdings erstmal ein bisschen geschockt, denn die war gerade mal zu einem Drittel gefüllt. Eine Tatsache, die offensichtlich werden ließ, dass Bonamassa in seinem Heimatland noch nicht den selben Stellenwert genießt, wie in Deutschland, oder anderen Ländern in Europa.
Wie dem auch sei, den Auftakt in diesem immer urgemütlichen und fanfreundlichen Club machte die lokale Band Badweather Blues, die während den ersten ihrer Soul-/Blues-Songs allerdings noch etwas verkrampft und hölzern wirkten. Dies ließ im Laufe ihrer 40 Minuten Spielzeit aber deutlich nach und am Schluss wurden die sechs weißen Jungs um ihre farbige Sängerin mit anerkennendem und nicht gerade leisem Applaus verabschiedet.
Als nächstes war Crosby Loggins an der Reihe, der eine 'Ein-Mann-Akustik-Gitarren-Singer/Songwriter-Show bot. Entgegen seinem Scherz, seinen Eltern David Crosby und
Melissa Ethridge für sein Dasein zu danken, ist die Wahrheit laut Info eines MCMH-Angestellten aber eher, dass es sich um den Sohn von Kenny Loggins ("Footloose") handelt. Ganz ehrlich, das war zwar alles ganz gut gemacht, aber mich konnten an diesem Abend weder die Songs, noch der Barde an sich begeistern, was ein großer Teil des Publikums allerdings ganz anders sah.
Und dann war es endlich soweit: Joe Bonamassa betrat mit seinen drei Mitstreitern die Bühne. Umgehend wurde bereits während des ersten Songs deutlich, dass man es hier nicht nur mit absoluten Profis, sondern auch mit Meistern ihres Fachs zu tun hatte, die unter anderem von ihren gesammelten Erfahrungen von den Clubs, Hallen und Open Airs der gesamten Welt profitierten konnten.
Bonamassa ist zweifelsohne ein Zauberer an der Gitarre, der neben der notwendigen Technik auch noch über tonnenweise Feeling verfügt. Da wurden ein ums andere Mal Blues- bzw. Blues Rock-Granaten abgefeuert. Und diese Songs konnten ebenso überzeugen, wie Joes akustischer Solo-Part, ganz im Geiste Rory Gallghers. Der Gesang des Meisters hat mich nicht wirklich beeindruckt. Ich muss ihm aber zugute halten, dass er das erstens mit seiner Gitarre mehr als wett gemacht hat, und dazu zweitens der Vocal-Sound oft übersteuert war, was den Soundmischer sichtlich zu Schwerstarbeit verdonnerte. Dennoch hatte Joe Bonamassa die mittlerweile zumindest zur Hälfte gefüllte Halle vollkommen im Griff und es dürfte wohl niemand enttäuscht nach Hause gegangen sein.
Für mich als Bonamassa-Novizen gibt es schließlich drei Dinge festzustellen:
1. Schade!

In Gesprächen mit weiteren Besuchern vor dem Konzert und während der Vorgruppen wurde mir mehrfach vorgeschwärmt, wie klasse Bonamassas Version von Rory Gallaghers "Cradle Rock" sei, das er angeblich grundsätzlich im Programm hat. Daraufhin angefixt wartete ich natürlich auf den Song, der an diesem Abend aber leider nicht gespielt wurde.
2. Der Gitarrist!

Es war das erste Mal, dass ich Joe Bonamassa auf der Bühne erlebte und seine Klasse wurde umgehend offensichtlich. Es war schlicht und ergreifend egal, welcher Song gerade gespielt wurde. Alleine die Gitarre für sich zog einen in ihren Bann und hinterließ ihre deutlichen Spuren.
3. Die Einflüsse

Es war erstaunlich, was man aus dem Gitarrenspiel alles heraushören konnte. Das ging von Southern Rock-Einflüssen der Marke Allman Brothers Band, Lynyrd Skynyrd und der
Marshall Tucker Band über Jimmy Page, Rory Gallagher und sogar zu den frühen Black Sabbath, sprich Tony Iommi zurück. Dennoch ist durch das Medium Bonamassa da eine ganz eigene Mischung entstanden.
Offensichtlich ist Joe Bonamassa in den USA immer noch auf der 'Ochsentour' durch kleine, halb gefüllte Clubs. Mit ein bisschen Glück, dem bereits gegebenen Können und den ohne Frage reichhaltig vorhandenen, noch nicht ausgeschöpften Potenzial sollte sich das aber hoffentlich sehr bald zum Besseren wenden. Ich, bzw. wir von RockTimes drücken die Daumen!
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