Oli Brown / Heads I Win Tails You Lose
Heads I Win Tails You Lose Spielzeit: 52:50
Medium: CD
Label: Ruf Records, 2010
Stil: Blues Rock

Review vom 24.04.2010


Mike Kempf
Wer mit 19 Jahren in Thomas Rufs Blues-Caravan durch Deutschlands Elite-Clubs touren darf, der hat es schon zu was gebracht. Richtig Spaß müsste ihm bereitet haben, als er sich auch noch von zwei attraktiven Blues-Gitarristinnen wie Joanne Shaw Taylor und Erja Lyytinen begleiten ließ. Dass er auch ohne den weiblichen Beistand gut zurecht kommt, bewies schon sein Debütalbum
Open Road, mit dem er schon letztes Jahr einen Achtungserfolg feiern konnte! Nun, ein Jahr später folgt mit "Heads I Win Tails You Lose" seine Folge-CD, dass nicht auf gewohnte Silberlinge gepresst wurde, sondern wie schon sein vorheriges Scheibchen auf 'Schwarzlinge', die ans Vinyl erinnern. Tolle Idee!
Mit "Evil Soul" lässt er seine Tonkonserve vom Stapel. Schon bemerkenswert, dass er bereits über einen fälschungssicheren Gesang verfügt! Dass er flinke Finger besitzt, die die sechs Saiten seiner Gitarren in allerbester Blues Rock-Manier bearbeiten können, demonstrierte er schon vor meinen Augen beim letztjährigen Blues Caravan. "Makes Me Wonder" kommt wie sein Vorgänger schön swingend daher und versprüht einfach nur gute Laune. Nach "Keeping My Options Open" folgt mit "Speechless" mein erster Anspieltipp! Butterweiches Gitarrengezupfe auf höchstem Niveau begleitet seine für diesen Song angepassten soften Texteinlagen. Das Teil sorgt für reichlich Rückenschauer, setzt eine Menge Glückshormone frei und geht runter wie Öl!
Oh! Folgendes "Fever" kenn ich doch, seit dem ich für musikalische Noten empfänglich bin. Für den Ursprung des Oldies müsste sich Peggy Lee (1958) verantwortlich zeigen. Leider verstarb die Lady bereits 2002. Oli beweist eindrucksvoll, dass die Zeit nicht stehen geblieben ist. Er hat das Lied praktisch neu erfunden, völlig saniert, extrem aufgepeppt, mit erstklassigen Soli gespickt und auch gesangstechnisch runderneuert. Wenn die legendäre Peggy diese Coverversion noch zu Lebzeiten gehört hätte, wäre sie vermutlich vor Begeisterung in die Luft gesprungen. Richtig viel Gefühl legt Oli in "Not A Word I Say" und "I Can Make Your Day"! Sowohl sein Gesang, als auch seine Klampfe, verschmelzen zu einer soften Einheit die sich sehr beruhigend auf mein Nervenkostüm auswirken. "Real Good Time" kann ich nur bestätigen. Hier dampfen ziemlich heftig die dicken Saiten von Gary Rackham aus den Boxen und ergänzen sich prima mit den Drums von Jamie Little. Eine Spur schneller und damit swingender wird "Take A Look Back" vorgetragen. Ein Stück das sich dem hohen Standard des bisher Gehörten nahtlos anpasst, zumal er zwischenzeitlich mit einem astreinen Gitarrensolo glänzt und sein Können zum x-ten Male demonstriert. Aber hallo! Der englische Jungspund traut sich was und beweist, dass man auch einen Hip Hop-Song in ein vernünftiges Blues Rock-Kleid stecken kann. So geschehen bei "No Diggity" von Blackstreet, die höchstwahrscheinlich aus dem Staunen nicht herausgekommen sind, als sie diese Version ihres Hits gehört haben. Klasse Interpretation dieses Hip Hop-Teils aus dem Jahre 1996!
Anspieltipp Nummer zwei? Bitteschön! "Love's Gone Cold" ist ein Liebes-Blueser wie ich ihn zuletzt nur bei Henrik Freischladers Recorded By Martin Meinschäfer mit "Cry Again" gehört habe! Beide Titel gehören zu den Top-Songs wenn es darum geht, Blues Rock mit viel Feingefühl zu zelebrieren! Da passt es doch wie die Faust aufs Auge, wenn die Beiden sich am 30. April in Rheine treffen und zusammen auf der Bühne des Tholi musizieren werden. Ich glaube, sie werden sich anschließend eine Menge zu erzählen haben!
Zum Finale serviert Brown mit "On Top Of The World" noch mal einen Teil, der sich dauerhaft ins Gehirn festsaugen kann. Verantwortlich dafür sind seine tollen Fähigkeiten an der Gitarre und seine Stimmbänder, die er punktgenau einzusetzen weiß, was der Qualität der Platte sehr zu Gute kommt!
Fazit: Ganz einfach zusammengefasst! Hier wird dem Fan ein Blues Rock-Album mit sehr viel niveauvollen, geschmeidigen Bluesanteilen geboten! Nicht lange zögern! Reinhören, Erwerben und einfach nur genießen!
Line-up:
Oli Brown (vocals, guitar)
Gary Rackham (bass)
Jamie Little (drums, percussion)
Dave Lennox (keyboard)
Tracklist
01:Evil Soul
02:Makes Me Wonder
03:Keeping My Options Open
04:Speechless
05:Fever
06:Not A Word ISay
07:I Can Make Your Day
08:Real Good Time
09:Take A Look Back
10:No Diggity
11:Love's Gone Cold
12:On Top Of The World
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