Es gibt Leute, die sich an einem Freitag, den 13. nicht aus dem Haus wagen, aus Angst es könnte ihnen was passieren. Ich bin da nicht so abergläubig und entschied mich am vergangenen Freitag, 13.2.2009, für einen Konzertbesuch. Joanne Shaw Taylor, die an diesem Abend auf der Bühne des Quasimodo stand, hatte sogar auch noch Geburtstag. Zusammen mit Erja Lyytinen und Oli Brown ist sie im Jahr 2009 mit der B lues Caravan unterwegs. Die Karawane wurde noch durch den französischen Drummer Denis Palatin, den Bassisten Michael Griot und den Rhythmusgitarristen Davide Floreno ergänzt.
Dass die Betreiber des Clubs vor der Bühne Stühle und Tische aufstellen ließen, fand ich ungewöhnlich und nicht so passend, da es erfahrungsgemäß eher hinderlich ist, sitzend seinen Emotionen freien Lauf zu lassen. Aber gut, so hatte ich wenigstens allerbeste Sicht, und hinter mir füllte sich der Club so langsam mit stehenden Fans. Als um 22.30 Uhr die drei Hauptakteure die Holzplanken des Quasimodo betraten, war der Schuppen recht gut gefüllt. Zu sechst standen sie nun vor dem Publikum und jeder Einzelne warf erstmal einige Kostproben seiner musikalischen Qualitäten in die Menge, um die Stimmung für einen tollen Abend entsprechend anzuheizen.
Nach dem Motto 'Kleider machen Leute' erschien Oli Brown im feinsten Nadelstreifen-Zwirn und hätte damit auch als Model auf einem Laufsteg eine gute Figur hinterlassen. Allerdings nur für die Konfektions-Kategorie 'XS', Gertenschlank, kein Gramm Fett zuviel und topfit, so stellte er sich den Berlinern vor. Seine Partnerinnen bevorzugten da eher ein Sexy-Outfit, das bestimmt so manches Männerherz höher schlagen ließ. Taylor durfte sich anschließend als erste Solistin präsentieren und die Frau mit der blonden Mähne ließ sich nicht zweimal bitten. Sie hielt sich erst gar nicht mit Balladen oder Slow Blues-Nummern auf, sondern brachte uns schon mit den ersten Songs gehörig ins Schwitzen. Ihre Finger flogen nur so übers Gitarrenbrett, passend dazu wirbelte ihre Haarpracht durch die Luft, dass sogar Star-Figaro Udo Walz seine helle Freude gehabt hätte.
Das Energiebündel feuerte ein Solo nach dem anderen in die Menge und hatte die Fans schnell auf ihre Seite gezogen. Zwischen den Songs stimmte sie immer wieder ihr Spielgerät, währenddessen sie immer einen Small-Talk mit den Fans führte. So erzählte sie, dass sie ihren Geburtstag vorher schon mal mit Michael Griot in einem 'Gay-Club' gefeiert hatte, wobei der Bassist zwischenzeitlich für ein Stündchen auf dem Klo verschwunden war. Während Griot verlegen lächelte, grölten die Fans vor Vergnügen…!
Ihr einziges Manko bestand darin, dass sie Probleme mit dem Gitarrengurt hatte, der oftmals ihre Klampfe nicht halten konnte. Logisch, dass sie meist Tracks von ihrer neusten Scheibe White Sugar vorstellte und dabei auch nicht vergaß, sich bei ihrem Promotor Thomas Ruf für die Unterstützung zu bedanken! Unsere weiblichen Begleiterinnen nutzen die Gelegenheit, um ein kräftiges "Happy Birthday" anzuträllern, was von Joanne amüsiert registriert wurde.
Nach guten 30 Minuten, hieß es: Manege frei für den britischen Jungspund Oli Brown. Er zeigte uns, dass es keine Rolle spielt, wie alt man ist, um gut zu musizieren. Immerhin ist der junge Kerl erst ganze neunzehn Jahre alt. Was mich aber am meisten faszinierte, war sein strotzendes Selbstvertrauen! Durch sein Outfit wirkte er wie ein britischer Gentleman, der aber genug Power und Genialität besaß, um uns schwer zu beeindrucken. Erwartungsgemäß griff er auf Songs von seinem aktuellen Album Open Road zurück und bewies, welch großartiges Talent er besitzt. Außerdem hatte er noch ein einmaliges Show-Element parat. So verfiel die komplette Combo bei einem Track auf ein kurzes Signal von Oli in eine absolute Bewegungslosigkeit. Und zwar so lange, dass man meinte, man müsse wieder den Anschaltknopf drücken. Erst ein Zwischenruf aus der Menge beendete das Standbild. Klasse Show-Element! In seiner weiteren Spielzeit überzeugte er mit extrem gutem Gitarrenspiel und sang auch mal ohne Mikro. Selbst das beherrschte er perfekt. In der Tat, Oli Brown hatte einen sehr starken Eindruck hinterlassen.
Es folgte mit Erja Lyytinen eine finnische Gitarristin, die 2006 schon mal mit dem Caravan unterwegs war. Damals waren Aynsley Lister und Ian Parker ihre Mitstreiter. Sie bestätigte meine damaligen Eindrücke und zeigte dem Publikum, dass sie sich am liebsten als Slide-Gitarristin präsentiert.
Erja passte sich dem hohen Niveau nahtlos an und war auch optisch eine Augenweide. Für meinen Geschmack ist ihre Stimme in den letzten zwei Jahren noch mal stärker geworden. Ihre Fähigkeiten als Gitarristin sind ja eh unumstritten gut. Natürlich zelebrierte sie in erster Linie Songs von Ihrer neuen CD Grip Of The Blues. Immer mit einem netten Lächeln versehen, sich geschmeidig wie eine Katze bewegend, toll singend und mit einem astreinen Gitarrenspiel, begeisterte sie die Fans.
Schon bevor die Protagonisten mit ihren Rhythmikern nochmals alle zusammen auftraten, waren sich die Fans einig, einen Blues Caravan der Spitzenklasse gesehen zu haben. Und es wäre ungerecht, den einen oder anderen Musiker hervorzuheben. Meine Uhr signalisierte inzwischen, dass es bereits 1.00 Uhr früh am Samstag war. Zeit für mich zur Bluesgarage in Isernhagen umzuschalten, wo mein RockTimes-Kollege Jürgen Bauerochse in den Startlöchern stand, um seine Eindrücke vom darauf folgenden Gig zu berichten. Also Jürgen bitte melden!
Line-up:
Joanne Shaw Taylor (guitar, vocals)
Erja Lyytinen (guitar, vocals)
Oli Brown (guitar, vocals)
Mike Griot (bass)
Denis Palatin (drums)
Davide Floreno (rhythm guitar)
Bilder vom Konzert
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