Er besitzt ein begnadetes Talent und ist aktuell sicher einer der besten britischen Blues-Rocker: Oli Brown. Mit Open Road und Heads I Win Tails You Lose hat er bereits erstklassige Arbeitsnachweise abgeliefert. Nun wirft der 22-jährige aus Norwich stammende Gitarrist und Sänger mit "Here I Am" seine dritte Tonkonserve ins Rennen, die wie die vorherigen Alben von Ruf-Records angeboten wird.
Diesmal hat er sich mit Labelkollegin Dani Wilde und Paul Jones verstärkt. Während Wilde Oli bei "Like A Feather" im Background tatkräftig zur Seite steht, setzt Harp-Spezi Jones beim Schlussakt "Solid Ground" einige Glanzlichter, sprich herrliche Harmonikaeinlagen, die sich im Verbund mit Browns Stromklampfe prima ergänzen. Somit empfiehlt sich das Finale als Hörprobe.
Erwartungsgemäß ist die CD, auch wenn er diesmal etwas an Dynamik herausgenommen hat, von nicht minderer Qualität als seine Vorgängerplatten. Der Opener und Titeltrack "Here I Am" rockt ansprechend aus den Boxen, liegt gut im Ohr und macht Appetit auf mehr. Dieser wird in den folgenden Tracks auf angenehme Weise gestillt. Angenehm deshalb, weil er seine Soli nie überzieht, sondern sein Spiel gezielt einsetzt. Das liegt sicherlich daran, dass er seinen Blues mit Pop-Elementen vermischt, und allein schon aus diesem Grund kein Gitarreninferno der Marke Lance Lopez zu erwarten ist. Selbst wenn er mal die Zügel etwas straffer hält, so wie bei "You Can Only Blame Yourself" (Anspieltipp) oder "Remedy, seine Songarchitektur besteht aus einem soliden, wackelfesten Fundament, auf der er mit viel Gefühl sein Gitarrenspiel und Textvorträge aufgebaut hat.
Apropos Gefühl: Man beachte Song Nummer acht: "I Love You More Than You'll Ever Know"! Das Teil geht voll unter die Haut und es hätte der softeste, gefühlvollste Song sein können, den Brown bisher geschrieben hat, wenn er nicht gerade der Feder von Al Cooper entsprungen wäre. Trotzdem, durch seinen leicht souligen Gesang, zwei glänzenden Soli, sowie den Tastenelemente von Joel White, erkennt man doch die Handschrift von Oli Brown & Co. und die Nummer avanciert zum Highlight des Albums. Man könnte meinen, Oli habe den Longtrack des Scheibchens seiner Allerliebsten gewidmet. Und falls es nicht so ist, muss ich ihn am kommenden 18. Mai, wenn ich ihn beim Berlin-Gig besuche, fragen, ob er mir für kurze Zeit die Rechte (oder von Cooper) auf das Lied für meinen Eigenbedarf abtritt, um meine bessere Hälfte damit zu überraschen.
Dass anschließend mit "Remedy" die Schlagzahl um einiges erhöht wird, beweist für mich, dass er versucht hat, den Silberling mit Abwechslung zu gestalten, was ich als gelungen betrachte. Genauso die Tatsache, dass sich die Tracks nicht nur auf typische Zwölftakter beschränken, sondern der Jungspund gerade dabei ist, seinen eigenen Stil zu entwickeln. Mir scheint, er ist auf einem guten Weg! Die beiden oben bereits erwähnten Songs runden ein, wenn ich nur die musikalische Qualität, den perfekt abgemischten Sound bewerte, erstklassiges Blues-Album ab.
Fazit: Bei den Blues Rock-Liebhaber der härteren Gangart dürfte die Scheibe nur schwer punkten. Da dürften sich seine vorherigen Alben, obwohl er auch hier nie ausschweifend agierte und trotzdem um einiges rockiger eingespielt wurde, eher dem reinen Blues Rock zuordnen. Letztlich basiert sein neustes Werk auf sehr anspruchsvollen und mit viel Gefühl vorgetragenen Blues-Stücken. Deshalb steht für mich außer Frage: Wer auf feinfühligen Blues (Rock) mit reichlich Pop-Elementen steht, der kommt an diese Platte nicht vorbei - vielleicht eh der Weg, zu dem sich Oli Brown künftig berufen fühlt.
Line-up:
Oli Brown (vocals, guitar)
Scott Barnes (bass)
Wayne Proctor (drums, percussion)
Joel White (Hammond, Rhodes)
Dani Wild (vocals - #11)
Paul Jones (harmonica - #12)
Tracklist |
01:Here I Am (4:08)
02:Thinking About Here (3:48)
03:Manic Bloom (4:02)
04:All We Had To Give (3:41)
05:You Can Only Blame Yourself (4:33)
06:Start It Again (3:44)
07:Devil In Me (4:30)
08:I Love You More Than You'll Ever Know (7:06)
09:Remedy (4:21)
10:Mr. Wilson (4:04)
11:Like A Father (3:56)
12:Solid Ground (3:36)
|
|
Externe Links:
|