RockTimes: Hallo Oli, du siehst etwas gestresst aus, macht dir die Tour so kurz vor Ende zu schaffen?
Oli: Es war ein langer Weg von Tübingen nach Berlin, dann alles aufbauen und sofort der Soundcheck. Der Tag war bis jetzt sehr anstrengend. Ich hatte noch nicht einmal Zeit, ein wenig durch die Gegend zu laufen und mir etwas anzusehen. Anschließend werde ich erst einmal etwas essen, und danach geht es im Quasimodo rund. Wir haben jetzt noch drei Gigs, und die sollen natürlich ebenso gut werden, wie die vergangenen. Morgen fahren wir gleich weiter nach Hannover.
RockTimes: Du hast vor ein paar Wochen eine neue CD veröffentlicht. Sicher wirst du heute einige Songs daraus spielen.
Oli: Ja, das ist richtig. "Here I Am" heißt sie, und natürlich spielen wir die besten Stücke daraus. Ebenso gibt es einen Querschnitt durch das Material der vorangegangenen CDs.
RockTimes: Bitte erkläre uns doch einmal den Unterschied zwischen deiner neuen CD und denen davor.
Oli: Für "Here I Am" habe ich wesentlich länger gebraucht, um die Songs zu schreiben. Das liegt daran, dass meine musikalischen Ansprüche mit zunehmendem Alter größer werden. Sicher kommt die Musik immer noch aus meinem Herzen und die Texte stammen aus Situationen meines Lebens, aber ich lege mehr Wert darauf, perfekte Qualität abzuliefern. Wayne Proctor und ich haben etwa ein halbes Jahr immer wieder im Studio experimentiert. Jeder hatte plötzlich neue Ideen um die Songs noch mehr abzurunden. Das Ergebnis ist "Here I Am".
RockTimes: Für dein vorangegangenes Album Heads I Win, Tails You Lose hast du im vergangenen Jahr den Blues-Award für das beste Album erhalten. Ich gehe mal davon aus, dass es dich mit Stolz erfüllt, in deinem Alter solch einen Erfolg zu haben. Denkst du, dass du mit "Here I Am" das Gleiche erreichen kannst?
Oli: Natürlich bin ich total stolz. Ich hätte niemals damit gerechnet. Wenn ich bedenke, dass es wesentlich bedeutendere Musiker wie Joe Bonamassa verdient hätten, ja, dann bin ich richtig stolz. Ob ich es mit dem neuen Album schaffe? Ich weiß es nicht, aber ich hoffe es. Ich habe viele Menschen um mich herum, und meine Fans, die mir ständig schreiben. Dabei loben sie mich immer. Das baut mich auf, macht mich zu einem sehr glücklichen Menschen. Ich wünsche mir, dass mir nie die Ideen für neue Songs ausgehen und ich es noch viele Jahre schaffe, dass mich die Leute mögen. Seit ich diesen Award bekommen habe, kaufen viel mehr meine CDs, da sie auf mich aufmerksam geworden sind, und ihnen die Musik gefällt, die ich für sie spiele.
RockTimes: In der Szene hört man immer wieder von deinen Kollegen, wie zum Beispiel Walter Trout, dass du sehr beliebt bist, und jeder in dir die Zukunft des Blues und Blues Rock sieht. Schmeichelt es dir, solche Komplimente von denen zu bekommen, die bereits Jahrzehnte konstant erfolgreich sind?
Oli: Oh, da fehlen mir glatt die Worte. Ich hätte nicht damit gerechnet so sehr gelobt zu werden. Ich werde ja richtig verlegen wenn ich das höre, und kann mich nur bei meinen Kollegen bedanken.
RockTimes: Du hast ja schon mit einigen Berühmtheiten zusammengespielt. Mit wem hat es am meisten Spaß gemacht, und von wem hast du noch etwas dazu lernen können? Darunter waren ja solche Meister wie eben Walter Trout, John Mayall oder Buddy Guy.
Oli: Spaß hat es mit jedem gemacht, und gelernt habe ich natürlich unheimlich viel. Vor allem etwas ruhiger zu werden. Die ersten Jahre meiner Karriere war ich einfach zu nervös. Ich bin ständig auf der Bühne hin und her gelaufen, habe mich bei den Soli vom Publikum weggedreht, weil es mir ein wenig peinlich war, oder bin auch schon mal rot angelaufen, wenn ich einen Texthänger hatte. Diese Menschen haben mir den Weg gezeigt, wie ich das in den Griff bekomme. Ich bin ein sehr naturverbundener Mann, und fange seit geraumer Zeit an, mich für spirituelle Dinge zu interessieren. Auf der Bühne benutze ich Räucherstäbchen, denn ich habe gemerkt, dass der Rauch meine Nerven beruhigt. Es soll natürlich nicht bedeuten, dass ich mich berauschen muss, um gut spielen zu können, sondern zum einen riecht es angenehm, und zum anderen beruhigt es mich. Ich habe inzwischen auch Räucherstäbchen gefunden, die so lange glimmen, wie der Gig dauert. Ich hoffe, dass du die Show ansiehst, dann wirst du es bemerken.
Wenn ich Buddy Guy auf der Bühne beobachte, dann lerne ich von ihm, wie man mit dem Publikum spielt, und es in die Show integriert. John Mayall hingegen gibt seine Erfahrung an mich weiter. Er strahlt die totale Ruhe aus, verspielt sich nie, und hat mir gezeigt, wie ich meinen Körper beim spielen einsetze. Walter ist für alle jungen Musiker die Vaterfigur. Er ist unglaublich herzlich und behandelt jeden so, wie seinen eigenen Sohn. Von ihm habe ich die Menschlichkeit gelernt. Mit Buddy Guy habe ich mal zusammen "Mustang Sally" gespielt. Das war für mich ein grandioses Erlebnis. Ohne zu proben, einfach aus dem Bauch heraus. In meinem Alter so etwas zu erleben, ist unbeschreiblich. Ich sehe mir auch ständig Videos von allen möglichen Musikern an, um mir so viel es geht abzuschauen, und mal zu werden wie sie.
RockTimes: Und auch so fleißig wie zum Beispiel ein Joe Bonamassa, der Songs und Alben am Fließband veröffentlicht? Deine letzte CD liegt zwei Jahre zurück.
Oli: Ja, ich weiß, ich bin ein wenig faul.
RockTimes: Wenn das nicht so wäre, könntest du mehr Geld verdienen, und dann auch in den großen Hallen spielen.
Oli: Sicher ist es schön, in großen Hallen vor vielen Menschen zu spielen. Im Moment fühle ich mich noch nicht so weit. Ich liebe die kleinen Clubs wie das Quasimodo. Dort habe ich den besten Kontakt zum Publikum. Ich kann in ihren Gesichtern erkennen, wie sie auf meine Musik reagieren, und das bis in die letzte Reihe. Heute Abend werde ich auch wieder eine Runde durch den Raum wandern und vor ihren Augen spielen. Ich habe auch keine Berührungsängste mehr, wie noch vor einigen Jahren. Inzwischen macht es mir Spaß, und ich genieße es. Vielleicht sollte ich mich beim Spielen mal auf einen der Barhocker setzen.
RockTimes: Du hast heute eine Support-Band aus Hamburg dabei. Wie kam es zustande, dass du dich für WellBad entschieden hast?
Oli: Wir sind über unsere Agentur auf deren Webseite gekommen. Ich habe dabei gelesen, dass die Band sehr von Tom Waits beeinflusst wird. Das hat mich neugierig gemacht, und wir wollten sie dann als Support haben. Außerdem kennen sie sich in Deutschland besser aus und können mir alles erklären. Mein Deutsch wird dadurch auch besser.
RockTimes: Was hast du als nächstes für Pläne, wenn die Tour vorüber ist?
Oli: Ich habe schon wieder einige Songs im Kopf, an denen wir anfangen zu arbeiten. Dann ist eine DVD geplant, und natürlich noch weitere Konzerte, vielleicht auf Festivals. Während der Tour haben wir auch alle Gigs aufgenommen. Vielleicht machen wir eine Live-CD daraus.
RockTimes: In deinem noch sehr jungen Leben als Musiker hast du schon extrem viel erlebt. Was war dein schönstes Erlebnis?
Oli: Ich habe einige Konzerte im Vorprogramm von John Mayall gespielt. Das war in richtig großen Hallen. Es war schon sehr beeindruckend. Wir haben einige Songs von "Here I Am" gespielt, auch damit sich unser neuer Bassist Scott Barnes an das Programm gewöhnt. Wir haben dabei die Stücke in verschiedenen Versionen gespielt, um zu sehen, in welcher Version sie beim Publikum am besten ankommen. Die Gelegenheit, im Rahmen einer solchen Veranstaltung zu spielen, war schon ein großes Erlebnis.
RockTimes: Warum hast du dich für Blues entschieden, und wer hat dich dazu inspiriert?
Oli: Da muss ich wieder zu Buddy Guy zurückkehren. Ich habe zum Anfang viele CDs von ihm gehört. Als ich ihn dann auf der Bühne gesehen habe, wie er spielt und mit dem Publikum harmoniert, das hat mich endgültig dazu inspiriert Blues zu spielen. Dazu kam, dass ich mir sehr viele alte Stücke von Led Zeppelin angehört habe, und die haben ja auch so angefangen. Ich denke, dass Blues-Musiker ehrliche Menschen sind. Ihre Musik kommt stets aus dem Herzen. Da kann man nichts schön reden, oder singen. Das Gefühl ist nun mal in Jedem. Wenn ich mir Rockmusik anhöre, und die Musiker dazu sehe, wie sie mehr schauspielern als singen oder Gitarre spielen... da geht es nur um Show und die besten Effekte. Hauptsache es ist ordentlich laut und es kracht und blitzt auf der Bühne. Das ist nicht meine Welt, das ist nicht ehrlich. Es soll aber nicht bedeuten, dass ich das generell verdamme, im Gegenteil: Ich höre oft gute Rockmusik. Aber wenn, dann viele von den alten Bands, die es größtenteils nicht mehr gibt. Da wurde die Musik noch richtig per Hand gemacht, ohne Computer oder Sonstiges. Keine Hundert-Spur-Mischpulte, an denen die Stimme zehn Mal aufgenommen wird, um sie voller klingen zu lassen. Das ist nicht fair den Fans gegenüber. Ich selbst könnte mir aber nicht vorstellen, Heavy Metal zu spielen.
RockTimes: Was machst du, wenn du mal nicht Musik spielst oder komponierst? Hast Du interessante Hobbys?
Oli: Ich liebe es zu Reisen. Ich schaue mir dabei alle Sehenswürdigkeiten an und versuche auch Plätze zu finden, die kein Tourist kennt. Manchmal fahre ich einfach irgendwo hin, oder fliege, und schaue mir ziellos die Gegend an. Das entspannt mich ungemein, und ich schöpfe Kraft für meine Arbeit. Der positive Nebeneffekt ist, dass ich dabei auch immer wieder Inspirationen für neue Songs bekomme.
RockTimes: Wie bist du zum Gitarrespielen gekommen? Hattest du Lehrer, oder hast du von deiner Familie gelernt?
Oli: In meiner Familie sind alle unmusikalisch. Ich hatte die ersten drei Jahre einen Lehrer. Danach, als ich die Grundlagen konnte, habe ich mir alles selbst beigebracht. Ich schaute mir stundenlang Videos an und hab von den Gitarristen die Griffe nachgemacht. Durch stundenlanges Studieren der Musiker habe ich am meisten hinzugelernt.
RockTimes: Es bleibt mir nur noch, dir für das informative Gespräch zu danken, und dir weiterhin viel Erfolg zu wünschen. Ich hoffe, dass wir uns bei deinem nächsten Gig in Berlin wieder sehen.
Oli: Ebenfalls vielen Dank, und viel Spaß später bei der Show.
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