Pierre Bensusan ist einer der weltweit renommiertesten Gitarristen. Was der 53-jährige Algerien-stämmige Franzose an Preisen eingeheimst hat, lässt sich innerhalb eines üblichen CD-Reviews kaum auflisten. 2008 wählten ihn die Leser des amerikanischen Guitar Player Magazines, also das Fachpublikum des international geschätzten Fachblattes, zum ‚Best World Music Guitar Player'. Den Rest seiner Auszeichnungen könne wir uns damit sparen … Aber fast noch aussagekräftiger sind die Lobeshymnen, die Kollegen aus allen Lagern über den Autodidakten auf den sechs Saiten singen, der unisono als unumstrittener Meister auf seinem ausschließlich verwendeten DADGAD-Tuning anerkannt ist. Wem die Einzelheiten interessieren, der mag sich dem Studium der Künstler-Homepage widmen und Zeit mitbringen.
Während unsere RockTimes-Seiten voll von Virtuosen (echten und vermeintlichen) auf der E-Gitarre sind, bleiben die Reviews über die Solo-Künstler mit den klassischen Instrumenten wohl auch auf Dauer überschaubar. So ist es auch schon wieder drei Jahre her, seit ich das Album The Road To Lisdoonvarna des italienischen Meistergitarristen Franco Morone besprechen durfte, der sich dem keltischen Idiom widmete.
Nun, auch wenn der Künstler selbst gern den Begriff "World Music" mit seinen Kompositionen und seiner Spielweise in Verbindung bringt, so sind zumindest hier, auf LP/CD-Produktion Nr. 13, die Einflüsse unterschiedlicher Kulturen nicht dominant. Bensusan kreiert einen Sound, der eher wie eine sanfte Brise über allen Gestaden hinweg zieht und nur ab und an Musikfetzen der darunter zurückbleibenden Völker mitnimmt. Egal, wie schwierig (was uns wohl nur Konzertgitarristen erklären könnten) das ist, was der Franzose auf seinen Stahlsaiten vollbringt, es klingt unglaublich entspannt und frei von technischen Kunststücken. Sowohl der Albumtitel ("Lebendig"), als auch die fotografisch hervorragende Coverart spiegeln das bestens, was aus den Lautsprechern kommt.
Und auch der Chanson-Gesang Bensusans passt genau ins Gesamtbild. Er hat einen hellen, geschmeidigen Tenor und der fügt sich elegant und sanft in die Kompositionen zum stimmigen Gesamtbild. Dass der Maestro hörbar nuschelt, stört da kaum. Gitarren-Solistisches und Songs mit (vorwiegend französischem) Gesang wechseln sich ab, nur selten kommt ein weiteres Instrument hinzu. Das einzige üppiger arrangierte Stück ist der Schlusstrack "Les Places De Liberté" mit akustischem Bandsound und verschiedenen Gaststimmen in oszillierenden Folkloristiken. Dazwischen variiert der Virtuose zwischen mal mehr formalen, aber meist leicht dahin fließenden Kompositionen. Spezialisten werden wissen, weshalb die Spielweise so scheinbar ohne technische Schwierigkeiten unangestrengt und weich klingt; was diesen 'Anschlag' ausmacht. Der 'einfache' Hörer, zu denen auch ich mich zähle, staunt und freut sich über eine saubere Intonation, einen singenden Ton in jedem Akkord und in jeder einzelnen Note, über ein ausgesprochen lyrisches Hörergebnis.
Schöne Gitarrenmusik in Vollendung mit Chansongesang - eingängig, aber auf höchstem musikalischen Niveau. Die leichte französische Gourmetküche auf sechs Saiten in DADGAD. Von der man auch mit einem leichten Hungergefühl nach mehr vom Tisch aufsteht.
Pierre Bensusan ist zum CD-Start derzeit auch bei uns auf Tour.
Tracklist |
01:Veilleuse (Night Light) (4:09)
02:Le Chien qui Tourne (The Dog That Loops) (5:17)
02:Kiss Landing (Atterissage en Baiser) (3:41)
03:The In-Between (L'Entre Deux) (4:22)
04:DADGAD Café (5:08)
05:La Java du Concessionnaire (The Garage Song) (2:57)
06:Astres & Gnomes (Stars & Gnomes) (2:56)
07:Pas Sage (Wise Step) (5:04)
08:Pirogue (Dug-out Canoe) (2:18)
09:Par un Beau Soir de Dimanche (By A Bright Sunday Evening - En Public/Live) (5:26)
10:Mille Pattes (Millipede) (3:04)
11:La Blanche Biche (The White Deer) (6:39)
12:Coup dans l'Eau (A Punch In The Flunch) (4:29)
13:Les Places de Liberté (Freedom Squares) (6:51)
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