Ray Bonneville und Geoff Arsenault
20.04.2007, Saalfeld, Stadtmuseum
Rocktimes Konzertbericht
Ray Bonneville und Geoff Arsenault
Stadtmuseum Saalfeld
20. April 2007
Konzertbericht
Stil: Roots Rock


Artikel vom 27.04.2007


Norbert Neugebauer
Ray Bonneville und Geoff Arsenault Vor einem Jahr hatte ich noch lamentiert, dass ich zwar ein erstklassiges Album von Ray Bonneville vorliegen, aber seinen Gig verpasst hatte. Dass 13 Monate später der Kanadier schon wieder auf Tour ist und ich so schnell die Gelegenheit bekommen würde, ihn nun in der Nähe zu erleben, war nicht zu erwarten. Schön, zumal es nicht nur deshalb ein ganz anderer Konzertabend war!
Von Nordhalben gleich über die thüringische Landesgrenze, durchs enge Sormitztal, ist es nicht weit in die lichten Auen der Saale, von denen schon der alte Goethe schwärmte. Im Frühling glänzte der Fluss in der Abendsonne und durch das altstädtische Saalfeld fanden wir auch dann den Auftrittsort, der hielt, was er versprach: Ein besonderes Ambiente in dem früheren Franziskanerkloster für ein ausgesprochen relaxtes Konzert mit zwei klasse Musikern.
Ray Bonneville und Geoff Arsenault Das heute als Stadtmuseum genutzte und schon lange säkularisierte Bauwerk ist eine Location, um die man die Saalfelder nur beneiden kann. Nach reflexartigem Kopfschütteln war dem Chef des Hauses, in Personalunion Kassenwart und Spielleiter, bewusst, dass RockTimes erstmals den Blick der Rockwelt auf die traditionsreiche Stadt lenkte und er gewährte den Zutritt. Hinter dem spröden Charme der Thüringer verbirgt sich aber doch echte Gastfreundschaft, wie die beiden weitgereisten Künstler dankend feststellten. (Wir wissen auch, wie's anderswo zugeht.)
Das Konzert fand im geräumigen Kreuzgang statt, der, zusammen mit der großen Aufgangstreppe zum Obergeschoss als gegebene Tribüne, für ein sehr inspirierendes Ambiente sorgte. Das ist wirklich was Besonderes und gab auch diesem gemäßigten Rock-Auftritt ein spezielles Flair!
Ray Bonneville und Geoff Arsenault Ray Bonneville und sein langjähriger Partner Geoff Arsenault sind allerdings zwei so auf einander abgestimmte Musiker, dass sie sicher in jeder Räucherkammer ein mehr als ansprechendes Konzert geben. Der Gitarrist, mit vielen Wohnsitzen auf dem nordamerikanischen Kontinent und sein Perkussionist aus Nova Scotia, spielten zwei Sets, bei denen die rund 180 Gäste aus dem Mitgrooven überhaupt nicht herauskamen.
Bonneville hat einen ganz eigenen Stil, der dem J.J. Cales verwandt ist und mindestens ebenso 'laid back' abgeht. In ihm vereinigt sich der New Orleans-Groove, die Lässigkeit der Westcoast und der Folkwind der Prärien zu einer relaxten Mischung, die sich meist im rollenden Midtempo bewegt. Bonneville zupft die Saiten seiner beiden Gitarren nur ganz leicht an, die mit leichtem 'Twang' sehr 'rootsig', warm und auch mal bluesig klingen. Flockige Akkorde, perlende Licks, ein paar markante Ausrufezeichen dazwischen - die feine Kunst eines abgeklärten Meisters. Mit der Schlaghand erzeugt er gleichzeitig ein Percussion-Geräusch, das vom Stiefelabsatz auf einem Holzbrett ergänzt wird. Ab und zu setzt er auch das Bottleneck ein, jedoch sehr dosiert und nicht melodieführend. Der Sound kommt aus einem alten Fender-Röhren-Amp. Dazu seine angenehme Stimme, die schmeichelt, aber nicht aufträgt und die 'so sweet' tönende Harp - wer dabei gefühllos bleibt, der ist mindestens schon tot.
Ray Bonneville und Geoff Arsenault Geoff Arsenault (kürzlich mit dem kanadischen Maple Blues Award als Drummer des Jahres ausgezeichnet) ist als zweiter Mann die perfekte Ergänzung. Sein 'Percussion-Kit' besteht aus einem einfachen Schlagzeug und diversen Rascheln, Tonhölzern, Besen, Tamburinen und Tüchern. Er kombiniert die verschiedenen Klangquellen so gekonnt, dass er den Rhythmus vorgibt und ihn gleichzeitig ausschmückt. Auch das sehr dezent, aber äußert wirkungsvoll. Arsenault saß die meiste Zeit völlig entspannt mit halb geschlossenen Augen hinter seiner Bude und je nach dem, welchen Song Bonneville ansagte, legte er sich sein Handwerkszeug für die passende Begleitung zurecht. »That's easy - easy for me« meinte er lachend auf die Frage, wie er dieses unterschiedliche Schlagwerk so einvernehmlich beherrscht.
Die erste Dreiviertelstunde war rum wie nichts und erst beim Stichwort »come back in a few minutes« wachten die Leute vorübergehend aus der Verzückung auf. Nach dem zweiten regulären Set, vielen »you're verruckt, folks« und »Dankeschoins« legten die Kanadier nochmal vier oder fünf Zugaben drauf. Und so ist das auch nicht als billige Selbstinzenierung zu werten, was der charismatische Bonneville auf seiner Homepage schreibt:
Ray Bonneville und Geoff Arsenault »I'm deeply in love with playing live music. It's the time and place where I really live, where I feel the most alive. When a show is over, I can't wait to get down the road to the next one, always looking to get back onto another stage and seek out another groove.«
Die Setlist setzte sich aus Songs der letzten Alben zusammen, wobei die Bonneville wohl spontan aus dem Gefühl heraus auswählte. In der Pause und auch nach Ende des Konzerts blieben die Beiden bei den bis über alle Ohren grinsenden Fans, die die Gelegenheit für lockere Gespräche nutzten und sich die CDs signieren ließen. Dass Bonneville eigentlich mit seiner neuen CD "Goin' By Feel" antreten wollte, erfuhr der RockTimes-Korrespondent, der dann auch jeweils einen freundlichen Hinweis »new song« während des Sets bekam. Die Scheibe wurde leider nur nicht rechtzeitig fertig und soll nun im Juni erscheinen. Das Duo fährt selbst mit dem Kleinbus zu den einzelnen Auftritten (»we have GPS, no problem«), was angesichts des dichtgedrängten Auftrittskalenders quer durch die Republik und anschließend über die britischen Inseln eine echte Ochsentour ist. Aber das Leben 'on the road' ist ja nichts Neues für die Beiden, die die Relaxtheit wohl auch verinnerlicht haben. Nice guys those canucks!
Bonnevilles und Arsenaults Musik war der optimale Soundtrack für diesen warmen Frühlingsabend in Thüringen. Und ist es sicher überall auch dort, wo die Beiden noch auftreten!
Line-up:
Ray Bonneville (guitar, vocals, harp, foot tapping)
Geoff Arsenault (percussion)
Bilder vom Konzert
Ray Bonneville und Geoff Arsenault    Ray Bonneville und Geoff Arsenault    Ray Bonneville und Geoff Arsenault
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