Sanfte Sphärenklänge vom Band zur gedimmten blau-roten Beleuchtung als Intro - aber zwei, drei Minuten tut sich sonst gar nichts. Im Publikum entsteht leichte Unruhe, dann kommen die Mit-Musiker auf die Bühne. Es ist das letzte Konzert auf der Frühjahrs-Tour, vielleicht ist da schon etwas die Luft raus, jedenfalls lässt sich die Norwegerin noch etwas mehr Zeit, bis sie dann lächelnd vor die Zuhörer tritt. Jeans, Glitzer-T-Shirt und hochhackige Pumps (die sie später abstreift) - auch das zeigt, dass sie's locker nimmt. Trotz des großen Erfolgs gibt es keine Star-Allüren, Frau
Bakken bleibt den ganzen Abend über sympathisch, natürlich und plaudert des Öfteren in gutem Deutsch über alles Mögliche. Auch über ihre Haarspülung, die ihr wohl immer einer ihrer Mitspieler aufträgt, was wohl ganz entscheidend für das persönliche Feeling ist … Sie sieht sich nicht als Jazz-Sängerin, ist in einem Interview nachzulesen.
Das würde der nicht vorinformierte Zuhörer in Helmbrechts sicher auch unterschreiben, was immer da aus diesem schönen Mund kommt, ist alles andere, nur kein Jazz im gängigen Sinn. Zunächst sanfter Pop, ein Slow Blues, vom Arrangement etwas dick aufgetragen, Singer/Songwriter-Sachen, die auch nicht besonders spektakulär rüberkommen und bei denen sie sich auch schon mal verhaspelt. Es dauert seine Zeit, bis die Sängerin richtig bei der Sache ist, anfängliche Unkonzentriertheiten sind offenkundig und ihre Stimme klingt zunächst harsch. Erst ihre Version von "Forever Young", als Lieblingssong angekündigt, bringt ihr dann die Sicherheit und von da ab steigert sie sich zunehmend. Ohne Übergang wechselt sie in ein norwegisch gesungenes Lied, wohl etwas Traditionelles, und damit entführt sie ekstatisch in die Mythologie ihrer Heimat am Polarkreis.
Sie wechselt von der Bühnenmitte mit dem Stand-Mikrophon mehrfach zum Flügel und jammt dann auch schon mal ein Stück weit mit ihrer tough aufspielenden Band. Das Programm besteht hauptsächlich aus den "September"- und anderen, neueren Titeln. Stilistisch geht es recht bunt zu, auf country-eskes folgt ein krachender Bluesrocker, der richtig abgeht und bei dem sie überzeugend die 'Bitch' markiert. Danach wieder lupenreiner Pop mit Mädchenstimme, etwas Sperrigeres, diesmal sogar mit leichter Jazz-Phrasierung, hintendran, gefolgt von einem Stück mit fast sakralem Charakter ("Mina's Dream"), bei dem sie ihre längst geschmeidigen Vocals doppelt. Nach gut anderthalb Stunden ist erstmal Schluss.
Sicher kein Konzert der Extra-Klasse einer Ausnahme-Sängerin und -Songschreiberin, aber ein schöner Abend mit einer wohl schon etwas ausgepowerten Künstlerin von Format. Irgendwo fehlte im Programm der rote Faden und der Sound im Bürgersaal war diesmal auch nicht ganz so transparent und ausgewogen, dafür zeichnete die Crew der Sängerin verantwortlich. Trotzdem sollte man sich als Fan schöner, ausdrucksstarker Frauen-Stimmen
Rebekka Bakken keinesfalls entgehen lassen, sollte sie in der Nähe auftreten. Nach einem Riesenapplaus kam sie auch schnell zurück und sang als weiteres 'Lieblingslied' "Draußen schmilzt der Schnee" des unlängst verstorbenen Kollegen
Ludwig Hirsch. Nach weiteren Ovationen gab's dann noch eine lange Version von "Ghost In This House" und sofort danach eine sehr lockere
Rebekka Bakken am CD-Stand.