Tab Benoit & Louisiana's LeRoux / Power Of The Pontchartrain
Power Of The Pontchartrain Spielzeit: 52:43
Medium: CD
Label: Telarc, 2007
Stil: Blues Rock

Review vom 29.07.2007


Norbert Neugebauer
Für diverse Awards war Mr. Benoit ja schon öfters in der Warteschleife, nun hat er es also geschafft. 2006 war ein ganz dickes Jahr für den Swamp-Blueser, Gitarristen, Sänger und Aktivisten für die Wetlands in seiner Cajun-Heimat. Erst erhielt er für "Fever On The Bayou" den Preis für das beste zeitgenössische Album von der Blues Music Association, der Nachfolger Brother To The Blues wurde Grammy-nominiert und erhielt eine durchaus wohlwollende Besprechung in RockTimes. Aber 2007 verspricht noch doller zu werden. Er durfte die Awards für den besten zeitgenössischen Blues-Künstler und für den 'B.B. King-Entertainer of the Year' von der BMA abholen. Außerdem trat er in dem Film "Hurricane In The Bayou" auf. Und fand neben ausgiebigem Touren auch noch Zeit, im Januar sein nächstes Album "Power Of The Pontchartrain" aufzunehmen. Und auch das findet nun Eingang in die ausgesuchten Rezensionen der RockTimes-Redaktion. Wenn DAS nichts ist!
Wie schon bei "Brother Of The Blues" sind seine Sidemen Louisiana's LeRoux, die bestens eingespielte Truppe aus seiner Heimat. Der Pontchartrain ist der große Brackwassersee, dessen Fluten den Untergang von New Orleans herbeiführten. Eine tödliche Kraft, die da durch 'Katrina' entfesselt wurde und die 'Big Easy' das Fürchten lehrte. Es ist überlebenswichtig, das sensible Gleichgewicht der Küstenregion am Unterlauf des mighty Mississippi zu schützen. Dafür tritt Tab Benoit ein und kämpft mit seinen Landsleuten für ein verändertes Umweltbewusstsein in der amerikanischen Politik.
Natürlich schließt "Power Of The Pontchartrain" an "Brothers To The Blues" an, Benoit und seine Freunde lassen's diesmal aber wieder mehr krachen, deutlich mehr Blues- als Roots-rockig. Vom früheren Schlamm der Swamps im Gitarrenspiel und in den Arrangements ist aber nicht mehr viel vorhanden und das ist gut so. Eine sehr entspannte, luftige Produktion, für die Altmeister David Z verantwortlich zeichnet. Immer schön zu hören die alte abgewetzte Telecaster mit ihrem spritzigen Sound. Allerdings fällt mir erneut bei dieser US-Abmischung auf, dass da doch etwas mehr Druck von den Rhythmusleuten (vor allem vom Bass) kommen könnte. Ein Trend zur Zurückhaltung, airplay-like? Nicht mit mir - I want balls!
Die elf Titel bewegen sich alle im Dunstkreis von gemäßigtem Blues Rock und Southern Soul. Der Opener ist typisch Benoit, leicht gepresster Gesang, straighter Rhythmus und diverse, oft übersteuerte Gitarreneinlagen. Aber schon hier fällt die Orgel mit ihren sehr gut ergänzenden Melodiebögen auf. "Good To Ya, Baby" ist ein langsamer, akzentuierter Shuffle, bei dem ein weiterer Unterschied in der Produktion zu früher klar wird. Der Benoit hat eine sehr ansprechende Bluesstimme, die auch emotional packen kann (wenn richtig aufgenommen). Klasse Nummer! "Shelter Me" ist nicht der Titel, mit dem Joe Cocker sein Konto kräftig aufgestockt hat. Aber wenn er sich auch noch diese Nummer (von Julie & Buddy Miller) schnappen würde, könnte er weitere Millionen verdienen. Doch auch Benoit röhrt hier ganz gewaltig und lässt dazu die Gitarre kräftig krachen. Ein Song, der meilenweit aus der üblichen Blues Rock-Dutzendware herausragt!
Der Titeltrack zeigt die ganze Bande in Hochform, 'Nawlins'-Funk mit breiter Perkussion und der schwellenden Orgel, darüber reichlich Gitarrenarbeit, das brodelt jammäßig. Aus Steven Stills' "For What It's Worth" hat Benoit einen kratzigen R&B mit niederen Touren gemacht und da ist nun auch endlich mal der Bass satt im Spiel. Ich wette, Stills spielt da im Geiste mit! "Midnight And Lonesome" (erneut von der fabelhaften Julie Miller) präsentiert er als Heavy Slow Blues, Delta Style, mit einem filigranen Banjo, das sich mit den schweren Gitarrenwänden bestens verträgt.
Der Schnitt dann zum fröhlichen Cajun-Song "Sac-Au-Lait Fishing" (die einzige Eigenkomposition) ist fast zu krass. Southern-Feeling (mit nicht zu überhörendem Allman Bros.-Touch) in gewohnter Benoit-Manier folgt und auch der schon obligatorische Schleicher darf nicht fehlen: "I'm Guilty Of Lovin' You". Diese Schmuse-Soul-Nummern im Stil von Sam Cooke hat er einfach auch drauf - for the ladies, nix dagegen. "Addicted" ist ebenfalls soulgetränkt, allerdings Memphis-mäßig mit nochmals dieser bemerkenswerten Orgel. Mit dem wohl für viele Exil-Cajuns bezeichnenden Mid Tempo-Shuffle (One Foot in New York City And) "One Foot In The Bayou" schließt das bislang stärkste, mir bekannte Album von Tab Benoit.
Louisiana's LeRoux sind die perfekten Partner für seine Art von Blues Rock. Nicht unbedingt neu, aber mit viel Saft und Feuer eingespielt und um einiges besser als das Gros der zuletzt gehörten Aufnahmen aus diesem Bereich. Obwohl ich mir sicher bin, dass der Mann aus den Wetlands damit erneut kräftig Preise einsammeln wird, denke ich, dass diese Truppe noch nicht auf dem gemeinsamen Höhepunkt ist. Freuen wir uns auf das noch kommende Meisterwerk!
Line-up:
Tab Benoit (guitar, vocals)
Jim Odom (guitar)
Tony Haselden (banjo)
Nelson Blanchard (keyboards, piano, backing vocals)
Leon Medica (bass)
David Peters (drums)
Mark Duthu (percussion)
Tracklist
01:Don't Make No Sense
02:Good to Ya, Baby
03:Shelter Me
04:Power of the Pontchartrain
05:For What It's Worth
06:Midnight and Lonesome
07:Sac-Au-Lait Fishing
08:Somebody's Got to Go
09:I'm Guilty of Lovin' You
10:Addicted
11:One Foot in the Bayou
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