Wer nicht ganz schwindelfrei ist, lieber mal festhalten:
Als Steve Walsh nicht mehr so nach Kansas zu Mute war, gründete er die Band Streets, zusammen mit Mike Slamer und Billy Greer. Während Streets Anfang bis Mitte der 80er ihre Melodic Rock-Alben rausbrachten, debütierte Terry Brock auf dem Kansas-Album "Drastic Measures" ohne Steve Walsh, d.h. mit John Elefante, als Background-Sänger. Kurze Zeit später gründete er Strangeways, deren Alben nicht minderen Kultstatus besitzen als die Streets-Platten, mit Sänger und Gitarrist Terry Brock.
Später geht Walsh zurück zu Kansas und nimmt Greer mit. Und Strangeways lösen sich auf. Mike Slamer spielt mehrere Alben mit Steelhouse Lane ein, die fast so klingen wie Giant. Dann gründet Billy Greer Seventh Key und nimmt Mike Slamer und Terry Brock mit ins Boot. Später nimmt Slamer mit Brock ein Soloalbum auf, das auch wie Giant klingt. Dann wird Terry Brock neuer Lead-Sänger beim Comeback von Giant. Und Mike Slamer spielt auf Terry Brocks zweitem Soloalbum "Diamond Blue", dessen Titel sich fast so anhört wie "Metallic Blue" von Steelhouse Lane - das war die Band mit Mike Slamer - und das so klingt wie ...
... gut, es dürfte vorhersehbar gewesen sein, dass sich die musikalischen Überraschungen auf Terry Brocks neuester Musikschnitte in Grenzen halten. Tatsächlich klingt das Album ungefähr so, als ob man alle oben genannten Bands und Künstler in eine Musikmischmaschine gesteckt und einmal kräftig durchgerüttelt hätte. "Diamond Blue", das ist treibender Melodic Rock, ein Stück weit heavier als Brock bei Strangeways. Es sind waschechte Hard Rocker am Start wie das forsche "No More Mr. Nice Guy" oder "It's You", das stark nach den damals schon heavy ausgerichteten Streets oder auch nach Kansas zu Elefante-Zeiten klingt.
Die heavy Schlagseite dürfte ganz klar mit Mike Slamer zusammenhängen. Der zeichnet sich mal wieder nicht nur durch melodisch faszinierende Zauber-Riffs aus, sondern auch durch seinen Hang zum Bombastischen. So zeichnen sich Stücke wie der Titelsong "Diamond Blue" und "Jessie's Gone" durch einen recht krassen Wechsel zwischen schwelgenden Melodien und abrupt einsetzender Dramatik aus - das hinterlässt Langzeitwirkung und macht Lust auf das 'zweite Mal', noch bevor der Song zum ersten Mal durch ist!
Auch sonst halten die Stücke dank herrlicher harmonischer Spielereien eine gewisse Grundspannung - das ist das Gegenteil von stupidem Null-Acht-Fünfzehn-AOR! Giant-Liebhaber sollten unbedingt mal "Why" antesten und glücklich werden. Auch "Too Young" ist so eine supermelodisch-megagitarrenlastig-gigadynamische Gänsehautnummer, mit der man vor 20 bis 25 Jahren noch Melodic Rock-Geschichte geschrieben hätte.
Vorzügliche Gitarrenarbeit, hochemotionaler Gesang, expressive mehrstimmige Refrains und ein extravagantes Songwriting, das während der ersten Strophe nur selten im Entferntesten die Gangart des Refrains erahnen lässt - das ist Melodic Rock par excellence auf einem Album pickepackevoll mit edlen Perlen. Noch nicht mal im Balladenbereich gibt es Schwächen - "The Rain" ist atmosphärisch-verträumt und wunderschön, und dabei überhaupt nicht kitschig. Es sind nicht nur, wie bereits erwähnt, die stilistischen Überraschungen, die ausbleiben. Qualitative Überraschungen finden auch keine statt - zum Glück!
Line-up:
Terry Brock (vocals, guitar)
Mike Slamer (guitar, bass, keyboards)
Andy Bigan (drums)
Tracklist |
01:Diamond Blue (5:02)
02:It's You (4:42)
03:Jessie's Gone (4:32)
04:No More Mr. Nice Guy (4:22)
05:The Rain (5:14)
06:Broken (4:07)
07:Face In The Crowd (4:52)
08:Why (4:19)
09:Too Young (4:11)
10:Soldier Falls (4:31)
11:Face The Night (4:09)
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