Canned Heat / Boogie With Canned Heat
Boogie With Canned Heat Spielzeit: 140:00
Medium: DVD
Label: Eagle Rock Entertainment, 2007
Technik:
HiFi Sound, PAL
Format: 4:3
Region 2
Sprache: Englisch, mit deutschen und französischen Untertiteln
Stil: Blues'n'Boogie

Review vom 13.03.2007


Jürgen Bauerochse
Es tut sich einiges in Sachen Canned Heat. In den letzten Jahren gab es neben den aktuellen CD-Produktionen immer wieder Aufbereitungen der Geschichte dieser wohl bekanntesten Boogie-Band der sechziger- und siebziger Jahre.
So kamen ziemlich schnell nacheinander Alben mit den letzten, bisher noch nicht veröffentlichten, Aufnahmen aus der Zeit mit Bob Hite und Alan Wilson unter dem Titel "The Boogie House Tapes" und "The Boogie House Tapes Volume 2" auf den Markt. Es folgte eine Zusammenstellung der wichtigsten Instrumentalsongs betitelt als Instrumentals.
Des weiteren erschien die erste DVD der Band mit einem Konzert vom Montreux Jazz Festival aus dem Jahr 1973. Außerdem verarbeitete Drummer Fito de la Parra die Bandgeschichte in seinem Buch Living The Blues, das meines Erachtens zu den besten Biographien der Rockmusik gehört.
Mit "Boogie With Canned Heat", betitelt nach dem zweiten Studio-Album der Band, gibt es eine ideale Ergänzung zu diesem gedruckten Werk auf DVD. Selten trifft der Untertitel "The Story Of ..." so passend auf eine Dokumentation zu, wie auf diesem Silberling. Die noch lebenden Mitglieder aus den Anfangstagen von Canned Heat, Larry Taylor und Fito de la Parra, lassen in langen Interview-Parts fünfunddreißig Jahre voller Blues, Boogie, Drogen, Alkohol und Konzerterfahrung noch einmal aufleben. Zudem kommt der langjährige Manager der Band, Skip Taylor, ausführlich zu Wort.
Insgesamt steht hier die Information klar im Vordergrund. Es gibt zahlreiche Anekdoten um Drogeneskapaden, Schlägereien und handgreifliche Meinungsverschiedenheiten auf offener Bühne, aber auch über den totalen Zusammenhalt einer verschworenen Gemeinschaft. Auch die Gründe, die im Laufe der Zeit zu zahlreichen Personalwechseln führten, werden ganz penibel erwähnt und aufgearbeitet.
Allein schon deshalb ist diese DVD ein Pflichtkauf für jeden Fan dieser einmaligen Band. Schonungslos wird der Aufstieg in den Superstar Status aber auch der steile Fall in die Bedeutungslosigkeit durch die aufkommende Discowelle beschrieben und dargestellt.
Nichts bleibt unerwähnt, Gefängnisaufenthalte wegen Drogenbesitz, elend schlechte Gigs, in denen die Zuschauer durch Pöbeleien aus dem Saal getrieben wurden, aber auch große Triumphe vor Tausenden von Fans. Ausführlich geht man auf die für Canned Heat so folgenschweren Todesfälle von Alan "Blind Owl" Wilson, Bob "The Bear" Hite und Henry "Sunflower" Vestine ein und bespricht die sich dadurch entwickelnden Probleme für die Band.
Es ist schon bewegend, wenn man erfährt, wie ein hoch intelligenter Mann wie Alan Wilson daran zerbricht, dass er sich immer mehr Sorgen um die Umwelt macht und schließlich nur noch den Suizid als letzten Ausweg aus dieser Misere sieht. Immerhin schrieben wir damals erst das Jahr 1970, und die Grünen mit ihrer gleichnamigen Politik existierten noch gar nicht. Auch Bobs Schwierigkeiten, nach den 'fetten' Jahren nun nicht mehr im Rampenlicht zu stehen und damit nicht mehr genug Anerkennung zu bekommen, werden deutlich gemacht. Auch er zerbricht schließlich daran und wird ein Opfer seiner dadurch immer mehr gesteigerten Alkohol- und Drogenabhängigkeit.
Wie gesagt, Informationen überwiegen auf der DVD, obwohl auch musikalisch einige sehr gute und seltene Konzertmitschnitte zu sehen sind. So gibt es schwarz-weiß Aufnahmen von einem Open-Air Festival in Rotterdam aus dem Jahr 1970, die Canned Heat mit ihrem Meisterwerk "Refried Hockey Boogie" zeigen.
Des weiteren sind Amateuraufnahmen von der Band zusammen mit John Lee Hooker zu sehen, die ebenfalls von 1969/1970 stammen müssten.
Zum 10-jährigen Jubiläum des Woodstock Festivals trat die Band im New Yorker Madison Square Garden auf, wobei besonders der legendäre Mike "Hollywood Fats" Mann im Vordergrund stand. Auch er ist seit 1986 nicht mehr am Leben und diese Aufnahmen sind ultra rar. Für mich war es das erste Mal, dass ich Canned Heat in dieser Besetzung live im Bild gesehen habe.
Neben den drei Auftritten im Bremer Beat Club (gespielt wurden: "On The Road Again", "Let's Work Together" und "Future Blues") ist die Gruppe auch noch bei der Tribal Stomp Party, einem von Chet Helms organisierten Festival, im Jahr 1978 zu sehen, wo sie ihre ganze Dynamik, zusammen mit den Chamber Brothers, zeigten und das ganze Gelände in Schwung brachten.
Diese DVD ist für die Fans von Canned Heat ein richtiges Schatzkästchen, zumal es bisher außer der oben erwähnten "Live At Monteux"-DVD so gut wie keine Mitschnitte der Band gibt. Ohne jeden überflüssigen Schnickschnack wird die Geschichte erzählt und erklärt. So eine Dokumentation wünsche ich mir noch von vielen anderen Bands, die über Jahrzehnte bestehen oder bestanden.
Die Jahre nach Bob Hites Tod werden am Schluss mit einer Fotogalerie der jeweiligen Besetzungen bis zum Jahr 2000 dargestellt, und die DVD endet mit einem Livestück aus dem Jahr 1997 mit Dallas Hodge an der Leadgitarre, der bis ins Jahr 2005 in der Band war.
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