Jetzt musste ich eben dann doch ein bisschen lachen: Da nehme ich mir "Burning Love" extra auf eine längere Autofahrt mit, höre mir die Scheibe dreimal an - die 2:15 Stunden Autobahn reichen gerade für drei Durchläufe - und mache mir ein paar schlaue Gedanken zur Musik. Dann komme ich nach Hause, checke mal gewohnheitsmäßig den Index auf
RockTimes und komme zu dem Schluss, dass ich mir im Grunde jedwede zusätzliche Arbeit sparen kann. Ein kurzer Verweis auf die Reviews der Vorgängerscheiben reicht völlig aus und ich kann mich entspannt zurücklehnen. Ohne Einschränkung schließe ich mich den Ausführungen des Kollegen
Oetken von vor acht
Jahren an. Und auch die Chefin
Ilka kommt drei
Jahre danach zu keiner anderen Erkenntnis. Prima, da liege ich ja goldrichtig. Ende, Aus, Applaus!
Ich schätze mal, ganz so einfach darf ich es mir nicht machen, schließlich geht es ja um die Vorstellung des neuen Rundlings aus dem Hause der Hannoveraner, die bereits seit 1986 ihr musikalisches Können unter gemeinsamer Flagge zum Besten geben, kleine Auflösungsunterbrechung mitgerechnet. Retro-Teutonen-Metal hämmert aus den Speakern, eröffnet von "Guardian Pipes", logisch, dass bei diesem Titel der Song ein Dudelsack-Intro hat. Die Vergleiche zu
Accept,
U.D.O. oder
Grave Digger wurden früher schon gezogen und sie stimmen immer noch. Besonders auffällig schimmert der 'German Tank' bei "Hold Me, Love Me" (dessen Titel auf eine üble Schnulze schließen lässt, aber hört selbst!) erstmalig deutlich durch, ohne hier ein schlichtes Kopieren andeuten zu wollen. Stimme ist halt Stimme und
Mat Rein Jaehnke kann man eine gewisse Ähnlichkeit nun mal nicht zum Vorwurf machen. Seine Kollegen von der Rhythmusabteilung,
Steve Carrington am Bass und
Walter Mueller an den Fellen, treiben Song für Song nach vorne, während
Oliver Krueger auf den Gitarren ganze Arbeit leistet.
Der Hörer bekommt im Verlauf der gerade mal 46 Minuten ein Set aus vierzehn satten Stampfern geboten, die wenig vermissen lassen. Ich sehe ganz deutlich die Fäuste, die bei einer Live-Show im Einklang gen Bühne geschwenkt werden, die Matten werden geschüttelt und der Schweiß fließt in Strömen. Ganz kurz wird die Band bei "Bachrock" sogar instrumental und schickt den Saitenhexer
Krueger in die erste Reihe. Leider kann er sich nur für eine knappe Minute austoben, macht das dafür aber umso gekonnter. Das soll natürlich nicht heißen, dass er sich ansonsten zurückhalten muss, beileibe nicht.
Stück für Stück kämpfen sich die Mannen aus Niedersachsen durch die Scheibe, galoppieren ein ums andere Mal durch den Saal und es kommt an keiner Stelle ein Gefühl von Langeweile, weil schon mal gehört, auf. Bei einigen Passagen muss ich in meinem subjektiven Assoziationsvermögen an den Melodic Happy Metal einer anderen deutschen
Truppe um den Frontmann
Chris Bay denken.
Führt man sich die Konterfeis der Herren mittleren Alters vor Augen, so mag man im Grunde gar nicht an diese frische Retro-Mucke (geht das?) denken, die mich beim Hören um schlappe dreißig Jahre jünger macht - toll eigentlich, sollte man öfter probieren, spart die Botox-Kur. Cannon haben mit "Burning Love" erneut ein kurzweiliges Album auf die Beine gestellt, das richtig Spaß macht und sicherlich nicht nur für die Die Hard-Fans des Metals der guten alten achtziger Jahre ein Genuss ist.