The Casanovas / Terra Casanova
Terra Casanova Spielzeit: 35:43 (CD Version)
Medium: LP
Label: Rubber Records (Cargo Records), 2015
Stil: (Pub) Rock

Review vom 08.09.2015


Markus Kerren
Ja, ja, die Band The Casanovas war schon mal da und hatte zum Großangriff auf den Rock'n'Roll-Thron geblasen. Überraschenderweise war nach dem gleichnamigen Debüt aus dem Jahr 2004 sowie dem Nachfolger All Night Long (2007) dann aber plötzlich wieder Schicht im Schacht. Warum, das wird eigentlich nirgendwo so richtig erläutert, sollte im Moment aber auch egal sein, denn nun ist es ja da: das dritte Werk der aus Melbourne stammenden Australier. Wie immer - kurz und knackig - um die 35 Minuten Spielzeit gehalten (auch auf der CD-Version gibt es keinen Bonus Track), werden uns nun zehn neue Stücke vorgelegt, die nach fast ebenso vielen Jahren Pause den zweiten Anlauf des Trios darstellen.
Cool, endlich mal wieder neuen Rock 'Made Down Under' in den Flossen zu halten, nachdem von Rose Tattoo offensichtlich (leider!) nichts mehr zu erwarten ist und AC/DC sich im Jahr 2015 nun mal anhören, wie AC/DC ohne Malcolm Young. Umso erfreulicher, dass meine Vorfreude beim Anhören der neuen Casanovas-Scheibe dann auch nicht enttäuscht wurde. Vielleicht rocken die Mannen um Gitarrist, Sänger und Hauptsongwriter (lediglich ein Co-Credit ging an Jaws Stanley) Tommy Boyce heute nicht mehr ganz so räudig und 'mit dem Kopf durch die Wand' wie früher, jede Menge Power ist aber nach wie vor vorhanden.
Ganz schönen Alarm machen die Jungs jedenfalls weiterhin. Verpackt in geilen Rock, der auch die Melodien nicht von der Bettkante stößt, sodass wir es hier mit einem richtig geilen, von stampfendem Rock und einprägsamen Gesangsmelodien in die Welt gesetzten Halbblut zu tun haben. Nun ist Tommy Boyce zwar nicht unbedingt der schärfste Sologitarrist unter der Sonne, was er aber mit seinen Riffs und Licks durch die Bank wett macht. Der Rezensent hat zumindest bei keinem einzigen der zehn Titel das Gefühl, dass irgendwas fehlen würde.
Die Gitarre ist natürlich an vorderster Front, aber auch die Drums von Jaws Stanley knallen kräftig zwischen den Lichtern und der Bass von Damo Campbell räumt mal so richtig den Magen auf. Die Einflüsse der Casanovas sind eindeutig auf dem Fünften Kontinent zu finden, aber auch Siebziger-Bands wie u. a. Kiss tauchen immer wieder mal vor dem geistigen Auge auf. Der Titelsong erinnert mich ganz frappierend an die englischen Pub Rocker Tyla Gang und im Speziellen an deren (von RockTimes noch nicht reviewtes) Album "Yachtless", das in meiner perönlichen Rangliste der Rubrik 'Vergessene Perlen' einen Platz ganz oben einnimmt.
Das Feine an "Terra Casanova" ist übrigens auch, dass hier kein einziger Ausfall, kein einziger Füller zu finden ist. Nach Aussage von Tommy Boyce hatte sich der Dreier dieses Mal auch deutlich mehr Zeit für die Vorproduktion genommen als jemals zuvor. Ein Aufwand, der sich ganz klar gelohnt hat und ein Umstand, der sich beispielsweise an den clever gesetzten und richtig gut gebrachten Background Vocals von Damo Campbell festmachen lässt. Selbst eher langsamere Titel, wie das stampfende "Cold Metal", machen richtig was her und überzeugen durch die intensive wie atmosphärisch dichte Überlieferung.
Das volle Brett auffahrend und so richtig und mitreißend gerockt wird bei "Slug", da werden keine Gefangenen gemacht, da dürfte die Bühne bei so ziemlich jedem Live-Auftritt so richtig brennen. Für's Antesten würde ich euch darüber hinaus noch den bereits erwähnten Titelsong, "Full Circle", sowie das etwas poppigere "Day In Day Out" oder das mit leichten AC/DC-Referenzen ausgestattete "Oriental Woman" ans Herz legen. Um es mal in einem Satz zusammen zu fassen: Mit ihrem dritten Streich ist The Casanovas ein richtig geiles Comeback gelungen!
Die Vinyl-Version kommt in einem wunderschönen aufklappbaren Cover, mit Informationen wird allerdings über die Maßen gespart. Dafür überzeugt der Sound des Vinyls umso mehr. Aber "Terra Casanova" ist selbstverständlich auch im CD-Format erschienen.
Line-up:
Tommy Boyce (guitars, lead vocals)
Damo Campbell (bass, background vocals)
Jaws Stanley (drums)
Tracklist
Side 1:
01:He's Alive
02:Terra Casanova
03:Hotel Sunrise
04:Cold Metal
05:Slug

Side 2:
01:Just Because
02:Chicken Leg Blues
03:Full Circle
04:Day In Day Out
05:Oriental Woman
Externe Links: