Causa Sui / Summer Sessions Vol. 1 - 3
Summer Sessions Vol. 1 - 3 Spielzeit: 47:19 (CD 1), 47:14 (CD 2), 33:32 (CD 3)
Medium: 3-CD
Label: Elektrohasch, 2009
Stil: Jam Rock, Psychedelic Rock, Acid Rock / Stoner Rock


Review vom 08.01.2010


Ulli Heiser
Die Dänen Causa Sui, respektive Elektrohasch, haben ein schönes CD-Triple für die Freunde psychedelischen Space-, Stoner-Jam Rocks gepackt. Ursprünglich waren das Einzel-LPs und streng auf je 500 Stück limitiert - und somit rasch ausverkauft. Aufgenommen wurden die Jams zwischen August 2008 und Juni 2009. Das Booklet des Digi-Paks beinhaltet das Original Coverartwork der Langspielplatten und demnächst soll es die drei Scheiben auch wieder als Vinyl, allerdings ohne das 'alte' Artwork geben. Ganz modernen Menschen, die weder LP noch CD mögen, können die "Summer Sessions" auch bei itunes oder Emusic erwerben: »Please note that these mp3s are taken from the original masters, unlike the crappy low quality vinyl-rips that have been flooding the web. Do yourself a favor if you like these and get certified mp3s - that way you know you're not missing out.«
Nee Freunde, CD mag ja noch angehen, aber diese Musik schreit nach Rillen und Diamant.
Die CDs selbst sind optisch den LPs nachempfunden. Auch 'in klein' sieht das einfach edel aus und wenn ich jetzt noch mit dem Booklet bemustert worden wäre, hätte ich sicher auch Spaß an dessen Gestaltung. Vielleicht aber auch nicht schlecht, denn so kann ich mich ohne Ablenkung der Musik widmen. In meinem Review zu Free Ride habe ich ja bereits etwas name dropping betrieben, kann aber jetzt schon sagen, dass die Sessions weitere Referenzen zulassen. Zu breit ist das Feld, auf welchem sich die Skandinavier bewegen. Und ihre Jams sind wie Reisen durch viele Jahrzehnte der Musikgeschichte.
"Sessions 1" glänzt mit minutenlangen, hypnotischen Rhythmen, mal an die alten Can erinnernd, dann mit der tiefen Leichtigkeit, wie sie z.B. Zero zelebrieren. Spacige Percussionmonster und groovende Nackenschüttler jammen nebeneinander her und wenn das Sax loslegt, tun sich neue Welten auf. Oft hat man den Eindruck, die einzelnen Musiker steuern ihre Puzzleteilchen bei, aus denen ein gigantisches Werk entsteht. Nie auch nur der Ansatz von Bemühungen, die Minuten zu halten oder zu füllen. Nein, jede Scheibe geht von Anfang bis Ende ihren gekonnt Emotionen erzeugenden Weg.
Den "Sessions 2" fehlt der leichte, jammende Charakter. Auch bedingt durch forschen Einsatz des Saxofons wird mehr improvisiert, einige Stücke haben eine geradlinige Verwandtschaft zu Colosseum und jazzrocken wie der Teufel. "Tropic Of Capricorn" dagegen wirft über viele der insgesamt 23 Minuten einen spacigen Blues Rock-Jam in den Raum. Herrje, wahrscheinlich braucht es einige Engel, um den guten Rory davon abzuhalten, gemeinsam mit Jimi Psalter und Harfen der himmlischen Instrumentenkammer zweck zu entfremden und mitzurocken.
Entspannt, mit einem einsam aufspielenden Saxofon starten die "Sessions 3". Und wieder der Puzzlevergleich: Zarte Keys, vorsichtige Percussion und zurückgenommene Saiten bauen langsam, Stück für Stück und ohne Eile, einen gewaltigen Klangkosmos. Hochmelodisch, zum in Zeitlupe Bangen stimulierend ... großes Psychedelic-Kino. Die letzte CD ist (scheinbar) ruhiger. Hier dominiert psychedelischer, sphärischer Stoner Rock. Etwas Acid, etwas Pink im Blue-Gewand: "Red Valley" lässt mich niederknien. Chapeau!
Auch mit elektronischen Spielereien à la Hawkwind wird hier kurz kokettiert. Alles immer eingebettet in diesem treibenden Jam. Perfekt auch, wie Causa Sui mit der Dynamik spielen. Fast zurückgenommen bis auf leichte Percussion, schiebt sich da das Saxofon 'breit' oder die Gitarre 'schmal' in die Nummer (wie die heißt? Das ist sowas von egal - alles am Stück hören, anders macht das kaum Sinn) und aus dem zarten Pflänzchen wächst langsam ein dB-Baum.
Drei Platten, drei Stilrichtungen und genau das sind Causa Sui. Sie in einer Schublade einsperren? Keine Chance. Ich schrieb ja weiter oben bereits »Zu breit ist das Feld..., ...ihre Jams sind wie Reisen durch viele Jahrzehnte der Musikgeschichte«.
»Die vier Dänen haben mit "Free Ride" ein Werk geschaffen, welches ganz weit oben im psychedelischen Stoner-Genre anzusiedeln ist. Diese Marke zu knacken, wird nicht leicht sein«. So endete meine Rezension zu "Free Ride" vor zweieinhalb Jahren. Diese "Summer Sessions" (die auch im Winter sehr gut kommen) haben laut geknackt. Sehr laut. Und daran müssen sich viele Jam-Bands messen lassen.
Lieber Promoter, wenn es jetzt noch möglich wäre, das Booklet zu bekommen...
Line-up:
Jess Kahr (bass)
Jakob Skott (drums & percussion)
Jonas Munk (guitars, keys, electronics, vocals)
Rasmus Rasmussen (keys, electronics - Vol. 2)
Johan Riedenlow (saxophone)
Tracklist
"CD 1 - Summer Sessions 1":
Visions Of Summer (24:35)
Red Sun In June (7:04)
Portixeddu (7:50)
Soledad (7:49)
"CD 2 - Summer Sessions 2":
Sun Prayer (1:06)
Rip Tide (5:28)
The Open Road (14:17)
Cinecitia (3:27)
Tropic Of Capricorn (23:01)
"CD 3 - Summer Sessions 3":
Eugenie (8:09)
Red Valley (9:50)
Manifestations Of Summer:
- Lonesome Traveller (3:28)
- Santa Sangre (8:23)
- Venice By The Sea (3:47)
 
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