Spielzeit: 56:09 Medium: CD Label: Eigenproduktion, 2015 Stil: Rock Review vom 05.09.2015 Markus Kerren

Wie lange gibt es The Chain - die Hannoveraner Band um Martin Hesse (Ex-Jane) und Gisella 'Sister Rock' Cafiero nun eigentlich schon? Tatsächlich müsste in diesem Jahr das 25-jährige Jubiläum auf dem Plan stehen und wenn das kein Grund für eine Rückschau, eine 'Best of'-Platte in gepflegtem Stil ist, dann weiß ich auch nicht mehr weiter... Aber ich kann Entwarnung melden, denn mit "Horrorscope (Best Of)" legen die Musiker nun ein genau solches Album vor. Mit insgesamt 14 Tracks (inklusive einer brandneuen Nummer) schaut die Band auf das Gestern und Heute, während sie uns so ganz nebenbei auch noch ihre besten Songs auf dem Silberteller präsentiert.

Los legt das Quartett, das seinen Stil als Dark Rock bezeichnet, mit dem tatsächlich düsteren Intro "Swirl Of Pain", das von dem einzigen neuen Track "Lost In A Dungeon" gefolgt wird. Ein cooler, atmosphärischer Einstieg (mit u. a. der von 'Sister Rock' gespielten Querflöte) täuscht zunächst eine relaxte Stimmung vor, bevor uns ein knackiges Lick von Hesses Gitarre ins Rock'n'Roll-Land mitreißt. Das Solo gehört dann wieder der Querflöte, die jederzeit genügend Eigenständigkeit hat, um nie auch nur einen Vergleich mit anderen (vorzugsweise auf einem Bein stehenden) Frontmännern aufkommen zu lassen. Ein klasse Stück, das umgehend Lust auf weiteres neues Material macht.

Der Titel, der mich (wie schon auf der Scheibe Message From Mars) wieder einmal umhaut, hört auf den Namen "Ghost Time". Zwar nicht so rockig wie das meiste andere Material, dafür aber mit viel Atmosphäre und Killer-Gesangsmelodien versehen. Apropos "Message From Mars": Von dieser Scheibe sind gleich ganze fünf Songs vertreten, wobei ganz besonders "Downslide To Hell" nochmal so richtig in den Allerwertesten des Hörers tritt. Aber auch das damals als Intro verwendete "The Spokesman", das geil rockende "Devil's Bike" sowie das coole "The Sphynx" wissen zu gefallen.

The Chain baut und baute immer schon auf die fetzigen Riffs von Martin Hesses Gitarre, eine gesund rockende Rhythmus-Sektion und natürlich den Gesang, die Harmonika und Flöte von Gisella Cafiero. Ein perfektes Beispiel dafür ist unter anderem "Hospital Horror", aber auch das folgende "Suicide Sally" kann diesbezüglich auf ganzer Länge überzeugen. Bei letztgenanntem Track kommt beim Solo erneut die Harmonika an die Reihe, was sämtlichen Stücken zusammen mit der Querflöte natürlich noch zusätzliche Abwechslung verpasst. Das kommt mit jeder Menge Schmackes und befindet sich gar nicht mal so weit vom Hard Rock entfernt.

"Graveyard Animal" bewegt sich während der ersten sechzig Sekunden nahezu schleppend, bis der Refrain dann doch wieder deutlich anzieht. Ebenfalls fetzig voraus geht "Butt Out Bastard" mit einer riffenden Gitarre, die keine Gefangenen macht. Schließlich ist für "Halloween Party" diese klasse Querflöte wieder am Start. Sehr coole 56 Minuten Musik, die uns The Chain hier präsentieren und alleine dadurch schon echtes value for money bieten.

Meiner ursprünglichen Annahme, dass alle Songs neu eingespielt wurden, scheint die Line-up-Angabe zu widersprechen, die immerhin drei Schlagzeuger und zwei Bassisten aufführt. Aber darüber (wie noch so einiges mehr) werden wir in Kürze genauere Informationen bekommen, wenn uns Martin Hesse und Gisella Cafiero im RockTimes-Interview Rede und Antwort stehen werden.

Bis dahin dürfen wir uns erstmal an "Horrorscope (Best Of The Chain)" erfreuen, das einen sehr schönen Überblick bzgl. des bisherigen Schaffens der Hannoveraner vermittelt. Und zu dem neuen Song "Lost In A Dungeon" kann man im weltweiten Netz sogar einen brandneuen Video Clip genießen.

Line-up:
Martin Hesse (guitars, bass, vocals)
Gisella 'Sister Rock' Cafiero (flute, harp, lead vocals)
Thorsten Kirchner (bass)
Anton Stöger (drums)
Chris Selder (drums)
Frank Schwarzer (drums)