Cherry Choke / Raising The Waters
Raising The Waters Spielzeit: 49:34
Medium: CD
Label: Elektrohasch Schallplatten, 2015
Stil: Psychedelic Rock

Review vom 07.05.2015


Markus Kerren
Als ich zum Ende des Jahres 2009 erste Bekanntschaft mit der englischen Psychedelic Rock-Band Cherry Choke und deren gleichnamigem Debüt machte, wurden mir die Haare vom Sound der Band geradezu nach hinten geblasen. Derart ungestüm und auch mit einer gesunden Portion Wut im Bauch kam diese Scheibe daher, dass man sich vor jedem Durchlauf erstmal kurz psychisch darauf vorbereiten musste. Zwischendurch (2011) erschien das mir leider unbekannte zweite Werk "A Night In The Arms Of Venus", bis es dann geschlagene vier Jahre dauerte, bevor mit "Raising The Waters" nun die dritte Platte an den Start gebracht werden konnte.
Was mir an der neuen Scheibe umgehend (eher erleichtert) auffiel, war, dass bezüglich der Songs mittlerweile doch nicht mehr alle Schleusen komplett offen und auf Attacke gebürstet sind. Natürlich sind auch die fetten Rocker ohne Rücksicht auf Verluste immer noch ausreichend vertreten, aber es haben sich ebenso - durchgehend für wohltuende Variabilität sorgende - ruhigere Passagen sowie Songs in das Repertoire der Band eingeschlichen. Dass der Wechsel am Bass - mittlerweile ist diesbezüglich Simon Beasley am Start - was damit zu tun hat, wage ich aber zunächst mal zu bezweifeln, sondern ordne es in den natürlichen Reifeprozess der Combo ein.
Begonnen wird mit dem abgedreht psychedelischen "Rage", einer eher gemäßigteren Nummer, die vor allem durch die durchgeknallten Gesangslinien punkten kann. In diesen gut sieben Minuten wird der Hörer geradezu in eine psychedelische (um nicht zu schreiben psychopathische) Spirale über die Anziehungskraft, aber auch nicht so schönen Charkterzüge eines weiblichen Wesens hineingezogen. Die erste Abrissbirne vor dem Herrn folgt aber gleich anschließend in Form des fast schon brachialen "Mindbreaker". Aah ja, so kenne ich die Jungs um die verbliebenen Gründungsmitglieder Mat Bethancourt (Gitarre & Gesang) und Daniel Lockton (Schlagzeug).
Das Album wurde übrigens in den Colour Haze Studios in München aufgenommen, weshalb die Band auch auf Gastbeiträge des Produzenten Stefan Koglek (12-saitige Akustik-Gitarre sowie Background Vocals) und Co-Sound Engineers Mario Oberpuchler (Sitar) zurückgreifen konnte. Letztgenannter kommt sehr tragend bei dem Instrumental "Where The Sun Rises" - die psychedelichste Nummer überhaupt - ins Spiel. Bedrohlich wirkt die Klangatmosphäre und dargelegt wird der Soundtrack zu einem eher unangenehmen statt schönen Traumbild. Nichtsdestotrotz sehr stark umgesetzt.
Wie dann auch die noch folgenden, jederzeit abwechslungsreichen Stücke (wie etwa "My Mind To Lose" durchaus auch mal von der Akustik-Gitarre bestimmt) unter Beweis stellen, hat sich die Musik von Cherry Choke ganz deutlich positiv entwickelt, was nicht nur die bereits beschriebene Variabilität, sondern auch das Songwriting betrifft. Nach wie vor kann man massenhaft Parallelen zu den siebziger Jahren und in gewisser Weise auch zu Bands wie etwa Black Sabbath (Gesang) ziehen, wobei das Trio aber jederzeit in der Lage ist, sich seine Eigenständigkeit zu bewahren.
Somit ist "Raising The Waters" zwar anders, aber dennoch insgesamt besser und als deutlicher Schritt in die richtige Richtung gegenüber der Debütscheibe zu werten. Man darf also gespannt sein, was uns Cherry Choke in den nächsten Jahren noch auf dem sogenannten Silbertablett präsentieren werden. So wie auf der aktuellen Scheibe kann es auf jeden Fall weitergehen und ich für meinen Teil freue mich bereits auf die künftigen Werke.
Line-up:
Mathew Bethancourt (guitars, lead vocals)
Simon Beasley (bass, background vocals)
Daniel Lockton (drums)

With:
Stefan Koglek (12-string acoustic guitar, background vocals)
Mario Oberpuchler (sitar)
Martin Bischof (Hammond M3, Fender Rhodes)
Tracklist
01:Rage On
02:Mindbreaker
03:Black Annis
04:Used To Call You Friend
05:Hypnotize Me
06:Where The Sun Rises
07:6ix & 7even
08:My Mind To Lose
09:Discarded Hearts
10:Untitled Hidden Track
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