Die Italiener Clairvoyants haben Anfang des Jahrtausends als Iron Maiden-Coverband angefangen. Is 'ne Mörder-Überraschung, bei diesem Bandnamen, muss aber gesagt werden. Nachdem sie jahrelang im In- und Ausland die Bühnen abgeklappert haben, bringen sie nun also 2009 ein erstes Album raus. Aber nicht wie ihre ungarischen Maiden-Cover-Kollegen von Iron Maidnem eine Platte voller 'Jungfrauen'-Dubletten, sondern eine Scheibe voller frischer, neuer Eigenkompositionen, plus einem Maiden-Cover als Rausschmeißer.
Um ihren Wandel von der Covertruppe zur kreativen Eigenständigkeit angemessen zu begehen, haben die Clairvoyants eigens einen neuen Band-Schriftzug kreiert. So gelungen wie der grafische Übergang ist auch die musikalische Quasi-Neugeburt des Fünfers - freilich ganz in der musikalischen Tradition ihrer Vorbilder, die ja wahrlich eine zeitlose ist.
"Word To The Wise" bietet klassischen Heavy Metal mit vielen Maiden-Trademarks. Da wird alles, was geht, aus zwei Gitarren rausgeholt - prächtige Drives aus Riff- und Clean-Gitarre und natürlich begnadete Soli, mit- und gegeneinander. Wenn die Jungs d-a-s nicht superb drauf hätten, wären sie schließlich nicht als Maiden-Tribute gefragt ( Luca Princiotta, einer der Gitarristen und alleiniger Songschreiber der Band, half übrigens schon des öfteren bei Blaze und Doro aus).
Auch die ultralässig klingende Schlagwerks-Kunst von Nicko McBrain, eine überdurchschnittlich abwechslungsreiche Rhythmik mit Galopp-Einlagen und Steve Harris' akrobatische Bass-Läufe sind im Spiel von Clairvoyants allgegenwärtig. Wer all das zu schätzen weiß, wird die Band stilistisch lieben - auch, weil sie gute Songs schreibt, die eben doch keine bloßen Maiden-Kupferstiche sind.
Die Chorus-Melodien klingen zuweilen wie eine härtere Version von Angra. Und wenn Band und Sänger Gab Bernasconi düster und brachial zu Werke gehen, dann erinnert das schon Mal an Brainstorm mit Front-Schreier Andy B. Franck. Die vokale Reichweite von ganz unten bis ganz oben ist größer als bei Iron Maiden und das ist markant zu hören.
Auch an zünftigen US-Metal erinnern die 'Hellseher' vom Comer See: "Back To My Dreams" und "Step Aside" sind vor Kraft strotzende Nietenarmband-In-Die-Luft-Recker à la Jag Panzer. Viel zu schade für den Feinschliff - diese Rohdiamanten sind genau richtig so, wie sie sind!
"Word To The Wise" ist ein bärenstarkes Album mit so manchen Maiden-Songs, die Maiden nie geschrieben haben. Besonders beeindruckend sind die Stücke mit epischem Anstrich: der Siebenminüter "The Pain Of Sight" und der begnadete Titeltrack mit wuchtiger Mehrstimmigkeit und grandiosen Tempowechseln als Übergang von den beinahe nachdenklichen Gesangs-Passagen zu einer energiegeladenen, ultradynamischen Instrumentalstrecke.
Und dann ist da natürlich noch der Opener "Journey Through The Stars", der binnen Sekunden ganze Schwermetaller-Schwadronen unterwürfig macht - eine hymnische Heavy-Disco-Stimmungsnummer, bei der die Mähne garantiert routiniert rotiert. Als Tüpfelchen auf dem 'i' haben sich die Clairvoyants noch Prominenz in die Hütte geholt. Bei der Ballade "Closure" greift Kamelot-/ Doro-Keyboarder Oliver Palotai in die Tasten.
Und ausgerechnet beim (natürlich) extrem stimmungsvollen Cover "Hallowed Be Thy Name" lässt man am Mikro keinem geringeren als Andre Matos ( Shaaman, Ex- Angra) den Vortritt. Der verausgabt sich aufs Heftigste und hat hörbar Spaß dabei. Nicht nur hier springt der Funke über und der Liebhaber gut gemachter Metal-Mucke begeistert im Dreieck!
Line-up:
Gabriele Bernasconi (vocals)
Luca Princiotta (guitar)
Marco Demartini (guitar)
Paolo Turcatti (bass)
Manuel Pisano (drums)
Tracklist |
01:Journey Through The Stars
02:The Lone
03:Choose The Truth
04:The Pain Of Sight
05:Sheer Hate
06:Back To My Dreams
07:Step Aside
08:Closure
09:Word To The Wise
10:Hallowed Be Thy Name
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