Clem Clempson Band feat. Chris Farlowe
20.09.2014, Bluesgarage, Isernhagen
Bluesgarage
Clem Clempson Band feat. Chris Farlowe
Bluesgarage, Isernhagen
20. September 2014
Stil: Rock


Artikel vom 27.09.2014


Jürgen Bauerochse
Clem Clempson Band Endlich war die diesjährige musikalische Konzertpause zu Ende. Fast ein Vierteljahr gänzlich ohne Liveauftritte sind für einen RockTimes-Redakteur schon ganz schön starker Tobak. So langsam kommt man auf Entzug je weiter die Zeit voranschreitet, und die Sehnsucht, endlich wieder vor der Bühne zu stehen und die Sounds in sich aufzunehmen, wird immer stärker. Zum Glück war die Warterei nun vorbei, und so ging es mit gehöriger Vorfreude in Richtung Isernhagen. Selbst der Bluesgaragen-Crew war der Sommerurlaub fast schon zu lang. So waren alle Beteiligten hochmotiviert als wir ankamen und genossen die Atmosphäre der sich langsam füllenden Halle sichtlich.
Clem Clempson Band Als ersten Act der Herbstsaison 2014 hatten wir uns die Clem Clempson Band ausgesucht, die vor fast genau eineinhalb Jahren zum ersten Mal in Deutschland auf Tour war und einen ganz starken Eindruck hinterließ. Inzwischen hat die Gruppe auch ihr Debütalbum In The Public Interest veröffentlicht, das sehr gute Kritiken bekam. Darauf sind als Gastsänger mit Maggie Bell und Chris Farlowe zwei Hochkaräter dabei, die den Silberling noch weiter aufwerteten. So war es nicht weiter verwunderlich, dass es sich der Colosseum-Shouter auch diesmal nicht nehmen ließ, auf der Tour seines alten Bandkumpels mit dabei zu sein. Man kann vor dem inzwischen 75-Jährigen nur den Hut ziehen, wenn man bedenkt, dass er neben diesen Gigs auch noch mit der Norman Beaker Band unterwegs ist und auch die nächste Tour mit Colosseum ansteht.
Clem Clempson Band Ganz ohne Zweifel ist Farlowes Mitwirken ein zusätzlicher Magnet, um das Publikum in die Clubs zu locken, denn Chris ist nach wie vor einer der größten Shouter in Sachen R&B, Blues und Rock, den die Musikgeschichte je hervorgebracht hat. Und das obwohl die Band neben Clempson mit Adrian Askew (keyboards) und Reggie Worthy (Ex-Ike & Tina Turner) noch über zwei weitere gute Sänger verfügt, die bei dem Set auch alle zum Einsatz kamen. Außerdem gab es im Laufe des Gigs ein ausgedehntes Basssolo von Worthy, das wirklich von allerhöchster Kajüte war. Der Mann beherrscht die dicken Saiten wirklich perfekt. Das war schon mal ein erstes Highlight dieses Abends.
Clem Clempson Band In dem zweiteiligen Set begann die Band mit jeweils vier Songs aus ihrem Debütalbum in Quartett-Besetzung und schon dabei war das Gitarrenspiel von Clem Clempson eine wahre Ohrenweide. Nicht umsonst gilt er als einer der filigransten Guitar Players der Gegenwart. Herrliche Soli mit und ohne Bottleneck beherrschten den Raum, wobei sich der Namensgeber der Band aber nie in den Vordergrund stellte und absolut mannschaftsdienlich agierte. Dabei wurde er von der Rhythmus-Sektion perfekt unterstützt, die immer für den gerade benötigten Drive sorgte und so eine optimale Grundlage zu den Songs lieferte. Interessant waren auch einige neue Titel, die auf dem zweiten Album zu finden sein werden, das zurzeit in Arbeit ist. Wir dürfen gespannt sein!
Clem Clempson Band Doch die Stimmung legte noch ein Stück zu, als Chris Farlowe die Bühne betrat. 'The Voice' wurde mit herzlichem Applaus empfangen und steckte das Publikum mit seiner permanent guten Laune sofort an. Herrlich seine kleinen Sticheleien in Richtung Bandkollegen, die er ein ums andere Mal mit seinem unnachahmlichen Gemisch aus deutsch und englisch kommentierte. Diesem sympathischen Mann gelingt es wirklich in Sekundenbruchteilen, die Zuhörer in seinen Bann zu ziehen und zu fesseln. Er ist eben ein perfekter Entertainer. Aber natürlich hat seine Stimme nach wie vor noch etwas Magisches. Okay, im Laufe der Jahrzehnte hat Chris Farlowe etwas an Intensität verloren, der Druck hinter den Stimmbändern ist nicht mehr ganz so stark wie vor vierzig Jahren, aber für Gänsehautfeeling sorgen seine Vocals auch heute noch spielend.
Clem Clempson Band So waren für mich die Coverversionen mal wieder die Highlights des Abends. Die alten Colosseum-Klassiker "Rope Ladder To The Moon", "Stormy Monday Blues" und "Theme For An Imaginary Western" sind damals wie heute noch wahre Klangerlebnisse, die von dem perfekten Zusammenspiel von Keyboards und Gitarre leben. Klasse, diese Duelle von Askew und Clempson und dazu die tollen Improvisationen, an denen auch der Gesang immer wieder maßgeblich beteiligt war. Auch der alte
Humble Pie-Kracher "I Don't Need No Doctor" traf den Publikumsgeschmack haargenau. Diese Version knallt zwar nicht so in die Birne wie das Original, überzeugt aber durch eine sehr differenzierte Instrumentierung. Auch diese Fassung hat richtig was!
Clem Clempson Band Doch es gab noch weitere Titel, die einen bleibenden Eindruck hinterließen. Der Titelsong des im Jahr 2003 erschienenen Colosseum-Albums "Tomorrow's Blues" wurde wunderschön rübergebracht. Desweiteren sprang die Band auch mal kurz auf den Boogie-Zug auf und huldigte damit John Lee Hooker mit einer richtig gut abgehenden Version. Ganz stark gemacht! Übertroffen wurde das Ganze dann nur noch vom "Borderline Blues", einer Nummer, die im Original von
Little Feat stammt. Diese Ballade wurde von Chris Farlowe und Adrian Askew im Duett gespielt und sorgte für Gänsehautfeeling pur. Ein weiterer eindrucksvoller Beleg für die immer noch großartige Stimme dieses großen Sängers.
Clem Clempson Band Mit dem alten Gassenhauer "Out Of Time" endete dieses wunderschöne Konzert und animierte die Zuhörer (incl. der RockTimes-Fraktion Abteilung Südniedersachsen) zum lautstarken Mitsingen. Es ist immer wieder ein Hörerlebnis, diesen fünfzig Jahre alten Hit live zu erleben. Und auch einem Chris Farlowe gehen die Publikumsreaktionen immer noch sichtbar sehr nahe.
So gingen an diesem Samstagabend 145 Minuten voll von guter und anspruchsvoller Rockmusik viel zu schnell zu Ende. Die Clem Clempson Band und vor allem Chris Farlowe machen immer wieder Spaß. Dieser Abend war ein perfekter Einstieg in die musikalische Herbstsaison 2014, in der uns noch einige sehr interessante Gigs erwarten.
Line-up:
Clem Clempson (guitar, vocals)
Chris Farlowe (vocals)
Adrian Askew (keyboards, vocals)
Reggie Worthy (bass, vocals)
Eddie Filipp (drums)
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